Wir lieben zwar die Lichter der Bühne und erfreuen uns des Schauspieles, aber nur eine Backstage-Führung kann uns das volle Bild des Theaterzaubers geben! Denn hinter den Kulissen begegnen wir die wundersamen Trickkisten der Schaukunst; die verborgene Apparatur, die Konstruktion, das Seilwerk, die Lichtwerfer, die Kostümzimmer, Schmikräume und die Garderobe …
Am vergangenen Wochenende im Kurs “Die Grundsprache der Malerei” dürften wir ähnliches sehen – Ulla hat uns einen Blick hinter den Kulissen ihrer Malerei erlaubt!
Im Künstlerbedarfsladen stehen oft schmale Leinwände günstig im Angebot. Man greift zu und dann … Dann stellt man fest, dass es gar nicht so einfach ist, darauf ein “vernünftiges” Bild zu malen! Scheuen wir uns heute vier exemplarische Bilder an, die auf solchen, sehr schmalen Formaten gemalt und doch wunderbar gelungen sind! Die Künstlerinnen sind Vorzeigetalenten auf diesem Gebiet – Frauke und Christiane!
Ich liebe meine dicke Rolle Flies-Tapete! Seit ich sie besitze, bin ich völlig frei vom Druck ein Endziel zu erreichen. Seither gehe ich in Serie mit allem was ich male. Zum einen, weil mir nie so recht etwas einfallen will, das sich als Einzel-Bild zu verwirklichen lohnt und zum anderen, weil Željko sagt, das sei gut für uns – und er hat, wie immer, recht damit!
Schon im Sommerkurs habe ich es nicht über den Baum am Eingang der Ökostation hinaus geschafft. Ich habe ihn Stück für Stück erobert und zerlegt und wieder neu zusammengebaut. Zunächst mit Bleistift-Skizzen, dann in schwarz-weiß, um das Formgebende Hell-Dunkel zu verstehen und langsam dann in Farbe. Schritt für Schritt ist mir das Prinzip „Baum“ klarer geworden. Und je klarer es war, desto gröber, lockerer, einfacher konnte ich den Baum darstellen wie ich es wollte. Ich war überglücklich – auch wenn ich am Ende der Maltage wieder kein Oeuvre sondern ausschließlich gerollte Skizzen-Tapeten mit heim genommen habe.
Im nächsten Workshop vor ein paar Wochen hat Željko eine neue Technik gezeigt – die Monotypie. Diesmal teilte ich meine Tapete in einzelne Bereiche auf, um einen Druck neben den anderen zu setzen – fest entschlossen wieder ein Serienerlebnis zu wagen.
Erst nach dem neunten Druck war das Druckergebnis von mir steuerbar, natürlich noch mit reichlich Zufall gespickt, was ja eben den Reiz der Monotypie ausmacht, aber schon gelenkt mit beabsichtigten Effekten.
Wenn ich so hypnotisch in Serie gehe, kann ich gar nicht schnell genug arbeiten, um den spannenden Weg und die Entwicklung im Arbeiten zu erleben, zwei Tage reichen bei weitem nicht aus! Bei nächster Gelegenheit habe ich das neu entdeckte Druckverfahren genutzt, um Körper in Serie über meine Tapete tanzen zu lassen. Die Bewegungen der Figuren füllen sich eben durch den gesteuerten Fehler mit Leben – aufgeschwemmte Farbkleckse formen einen runden Po – ausgedünnte schwache Drucklinien deuten schnelle Bewegung an – hier ist das Ende der Experimente nicht in Sicht und trotzdem schaue ich das Ergebnis schon gerne an.
Was passiert beim Serien-Malen? Der Lerneffekt ist unvermeidbar! Wer sich in Serie begibt erfährt den lang gespannten Bogen zwischen Loslassen, Zulassen, Zuschauen, Aufgeben, Entdecken, Zügeln, Aneignen. Ein anstrengender aber zugleich faszinierender Vorgang. Dabei entsteht ein Dialog mit sich selbst: Handeln und Erleben, Vorschlag und Antwort, Wirken und Betrachten – in immer wiederkehrenden Zyklen. Durch diesen Prozess schält sich das Wesentliche heraus. Das Handwerkliche rutscht in die Selbstverständlichkeit und macht dem Bildnerischen Platz. Die eigene Gestaltungsidee wird immer klarer und am Ende vielleicht so einfach, dass mit wenigen Strichen das von Željko oft ausgerufene „ein Meisterwerk!“ gelingt – so jedenfalls meine Hoffnung.
Noch habe ich den Schritt von der Skizze zum Bild nicht gewagt – ich verharre einfach allzu gerne in diesem freien, ambivalenten und fordernden Schwebezustand der Serien. Meine Tapeten-Rolle ist dick genug um weiter zu machen, und weiter und nochmal und immer wieder weiter …
Wer Angst vor weißer Leinwand hat, soll sie doch farbig bemalen – so einfach ist das! Wo liegt bitteschön das Problem?!
Spaß beiseite – hat da draußen tatsächlich noch jemand Angst von einer leeren Leinwand? Stellt sich noch jemand die Fragen: Wie soll ich anfangen, was soll ich malen? Am vergangenen Wochenende haben wir solche Fragen hinter uns gelassen und einen entscheidenden Schritt zur Bewältigung allerhemmenden Situationen beim Malen getan – der Angst vor leerem Blatt haben wir den letzten Schlag verpasst!
Unser Vorhaben war, im Kleinformat der Skizze durch Farb- und Formspiele eine klare bildnerische Sprache zu finden. Schon am Samstag war unser Ideen-Füllhorn randvoll!
P.S. Dass wir viel Spaß miteinander hatten, vorzüglich gegessen und auch viel Quatsch gemacht haben, muss nicht besonders betont werden – denn die vorherrschene Philosophie in unserem Atelier lautet bekanntlich: die Freude am Malen = die Freude am Leben!
Das Problem des Hintergrunds in der figurativen Malerei taucht immer wieder auf – wie behandelt man Flächen, die in einer Komposition eine “Nebenrolle” spielen? Letzte Woche haben wir dieses Thema exemplarisch in den Bildern von Tatjana behandelt. Hier drei Arbeitsstufen, in denen nur der Hintergrund bearbeitet wurde.
Tatjana war über Faschingsferien sehr inspiriert und hat viele wunderbare Arbeitsproben zur Besprechung gebracht. Besonders haben sie die Bilder von Cézanne beeindruckt. Aber was macht sie so “plastisch” und so tief? Die Antwort liegt auf der Hand: Alle Flächen sind mit gleicher Aufmerksamkeit behandelt worden! Hier eine Auswahl Tatjanas Bilder und Zeichnungen.
Wir haben uns die Bilder auch bezüglich des Verhältnisses der Form- bzw. Flächengrößen (HIER mehr darüber) angeschaut.
Zu den Grundlagen der bildnerischen Gestaltung gehören auch manche ganz einfache aber sehr wirkungsvolle Spielregeln, die belegen, dass die meisten komplexen Sachen in der Malerei eigentlich nicht kompliziert sind. Aufmerksamkeit auf das Verhältnis zwischen großen und kleinenFlächen bzw. Formen in einer Komposition zu lenken, gehört dazu. So kann die Suche nach Ausdruck erheblich erleichtert werden! Einige Atelierbesucher*innen haben sich in letzen Tagen damit etwas tiefer auseinandergesetzt. Hier zwei Beispiele.