Luminary Backyard – Der paradiesische Raum der Dinge


Liebe Blogleser:innen, über ein tolles Event im GEDOK berichtet heute unsere Julija:


Luminary Backyard – Der paradiesische Raum der Dinge“ … So geheimnisvoll der Titel ist, jedes Wort ist wahr! Im backyard, zurückgezogen hinter dem tollen GEDOK-Gebäude gibt es einen Garten, der über den Veranstaltungssaal zugänglich ist – und hier spielte sich alles ab. Manche TeilnehmerInnen wohnen hier, andere sind zu Gast, Jung und Alt übrigens, auf den Balkonen und in den Hinterhäusern wird wie im Saal und im Garten gewerkelt oder geschaut oder geübt oder gelacht. Und paradiesisch ist es tatsächlich, das Streiflicht, das gegen Abend mit den ersten Leucht-Proben um die Wette schimmert, die gemütliche Stimmung eines halb öffentlichen und doch sehr privaten Raumes, wo sich der Alltag mit dem Besonderen zu einem Geheimnis mischt.

Doch es entstehen konkrete Dinge; Sonnen, Katzen, Würmer und auch viele abstrakte Formen, vieles was erst noch seine Bedeutung finden soll oder ganz ohne Bedeutung einfach leuchtend lebt. Organisches, das um Körper gewickelt oder an Stangen balanciert wird. Durch gemeinsame Foto- oder Filmshootings mit den eigenen Objekten entsteht nochmal eine ganz neue Ebene der Kunst und des Austauschs. Und dann die Nacht. Das große Finale einer kreativen Woche ist die Nachtparade – wenn wir zu Schatten werden und die Dinge zum Leben erwachen …


Wenn sich jemand spontan an dem Event beteiligen möchte, hier die Infos:


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Die Kunst des Kunstmachens


Julia als Serien-Junkie
Ein Beitrag von Julia L.


Ich liebe meine dicke Rolle Flies-Tapete! Seit ich sie besitze, bin ich völlig frei vom Druck ein Endziel zu erreichen. Seither gehe ich in Serie mit allem was ich male. Zum einen, weil mir nie so recht etwas einfallen will, das sich als Einzel-Bild zu verwirklichen lohnt und zum anderen, weil Željko sagt, das sei gut für uns – und er hat, wie immer, recht damit!



Schon im Sommerkurs habe ich es nicht über den Baum am Eingang der Ökostation hinaus geschafft. Ich habe ihn Stück für Stück erobert und zerlegt und wieder neu zusammengebaut. Zunächst mit Bleistift-Skizzen, dann in schwarz-weiß, um das Formgebende Hell-Dunkel zu verstehen und langsam dann in Farbe. Schritt für Schritt ist mir das Prinzip „Baum“ klarer geworden. Und je klarer es war, desto gröber, lockerer, einfacher konnte ich den Baum darstellen wie ich es wollte. Ich war überglücklich – auch wenn ich am Ende der Maltage wieder kein Oeuvre sondern ausschließlich gerollte Skizzen-Tapeten mit heim genommen habe.






Im nächsten Workshop vor ein paar Wochen hat Željko eine neue Technik gezeigt – die Monotypie. Diesmal teilte ich meine Tapete in einzelne Bereiche auf, um einen Druck neben den anderen zu setzen – fest entschlossen wieder ein Serienerlebnis zu wagen.


Erst nach dem neunten Druck war das Druckergebnis von mir steuerbar, natürlich noch mit reichlich Zufall gespickt, was ja eben den Reiz der Monotypie ausmacht, aber schon gelenkt mit beabsichtigten Effekten.

Auf einer Transparentfolie wird eine Form aus der Vorlage abgebildet (“kopiert”) …
… dann legt man die Folie auf die entsprechende Fläche auf dem Bild …,
… druckt ein wenig und die Form ist als Monotypie, bzw. Druckgrafik auf dem Bild!
Die “Druckfehler” sind hier durchaus gewollt – es ist ein Spiel mit der Ungenauigkeit und Zufall, das eine Form erfrischt und die Arbeit inspiriert.
Wenn ich so hypnotisch in Serie gehe, kann ich gar nicht schnell genug arbeiten, um den spannenden Weg und die Entwicklung im Arbeiten zu erleben, zwei Tage reichen bei weitem nicht aus! Bei nächster Gelegenheit habe ich das neu entdeckte Druckverfahren genutzt, um Körper in Serie über meine Tapete tanzen zu lassen. Die Bewegungen der Figuren füllen sich eben durch den gesteuerten Fehler mit Leben – aufgeschwemmte Farbkleckse formen einen runden Po – ausgedünnte schwache Drucklinien deuten schnelle Bewegung an – hier ist das Ende der Experimente nicht in Sicht und trotzdem schaue ich das Ergebnis schon gerne an.


Obwohl als eine “Hilfstechnik” gedacht – die Formexperimente öffnen viel Spielraum für bildnerische Erzählungen …!


Was passiert beim Serien-Malen? Der Lerneffekt ist unvermeidbar!
Wer sich in Serie begibt erfährt den lang gespannten Bogen zwischen Loslassen, Zulassen, Zuschauen, Aufgeben, Entdecken, Zügeln, Aneignen. Ein anstrengender aber zugleich faszinierender Vorgang. Dabei entsteht ein Dialog mit sich selbst: Handeln und Erleben, Vorschlag und Antwort, Wirken und Betrachten – in immer wiederkehrenden Zyklen. Durch diesen Prozess schält sich das Wesentliche heraus. Das Handwerkliche rutscht in die Selbstverständlichkeit und macht dem Bildnerischen Platz. Die eigene Gestaltungsidee wird immer klarer und am Ende vielleicht so einfach, dass mit wenigen Strichen das von Željko oft ausgerufene „ein Meisterwerk!“ gelingt – so jedenfalls meine Hoffnung.






Noch habe ich den Schritt von der Skizze zum Bild nicht gewagt – ich verharre einfach allzu gerne in diesem freien, ambivalenten und fordernden Schwebezustand der Serien. Meine Tapeten-Rolle ist dick genug um weiter zu machen, und weiter und nochmal und immer wieder weiter …

 

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Ein Ausstellungsbesuch im Städel Museum

Geheimnis der Materie
Ein Bericht von Eva Kaiser



Unter diesem Titel stellte das Frankfurter Städel Museum von Juli bis Oktober Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff aus. Ich war neugierig, um was für ein Geheimnis es gehen könnte im Zusammenhang mit diesen Künstlern, „Brücke“- Mitbegründern und längst ausgiebig analysierten Expressionisten. Die Ausstellung war den Arbeiten mit und aus Holz gewidmet, knapp 100 Holzschnitte waren zu sehen, einige Druckstöcke und 12 Holzskulpturen.
Auf ihrer Suche nach Wegen, die Kunst von den Zwängen des akademischen Diktats zu befreien, eigene Ausdrucksformen zu finden, begannen alle Drei in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, sich die Technik des Holzschnitts zu erarbeiten. Die ausgestellten Werke zeigten, wie sie sich mit Holz als Material der Darstellung auseinandergesetzt haben. An Kirchners „Weiblichem Akt“ (1908) ist zu sehen, wie die Beschaffenheit des Materials mit seinen Rissen und Unregelmäßigkeiten Teil der Darstellung wird. Sein „Spazierengehendes Paar“ (1907) in vier Farben ist von zwei Blöcken in zwei Farben gedruckt und läßt erkennen, wie Kirchner sich die Möglichkeiten von Holzschnitt und Druck erschließt. Die „Jungen Männer, die Schilfrohr werfen“ (1909, Bathers throwing reeds) wurden von drei Stöcken gedruckt.
In Schmidt-Rottluffs „Mädchen vor dem Spiegel“ (1914) wird die Holzmaserung zur Gestaltung der Fläche genutzt. Im „Weg mit Bäumen“ (1911) strukturiert den Himmel die Maserung. Es war faszinierend zu sehen, wie Schmidt-Rottluff im gleichen Jahr mit dem sperrigen Material dem „Porträt“ des Dichters Simon Guttmann Ausdruck und Persönlichkeit gibt. Dem „Liebespaar“ (1909) gestaltet er den Raum, das Bett und das Laken durch die Kombination verschiedener Schnittarten. Die Personen sind sehr reduziert, scheinen seltsam fremd.
Kirchners „Liegender Rückenakt“ (1905) wirkt wie eine spontane Skizze. Diese Art der Darstellung, eine natürliche Körperhaltung und das Zeichnen nach dem lebenden Modell, gehörten zum Programm der „Brücke“-Künstler.
In „Tattersall“ (1909) gibt die Maserung der Bluse ein strenges Muster, den Flächen in orange klar entgegengesetzt. (Ein Tattersall ist eine Reitbahn.)
Für das „Porträt Otto Müller“ (1915) verwendete Kirchner zwei Druckstöcke, teilweise mit schwarzblau übermalt.
Heckel experimentiert mit den Gestaltungsmöglichkeiten, die das Material vorgibt, aber noch mehr mit der Wirkung der Farbe, verdeutlicht durch „Fränzi liegend“ (1910), das in 2 Farbgebungen gezeigt wurde. Heckels Plastik „Stehende mit aufgestütztem Kinn“ (1912), eine der 12 ausgestellten Skulpturen, zeigt, wie auch in der bildhauerischen Arbeit das Holz durch Wuchs und Form die endgültige Gestalt bestimmt. Die Kriegserfahrungen von allen drei Künstlern kamen nur in wenigen der ausgestellten Werke zum Ausdruck.


Schmidt-Rottluff war 1915-1918 in Litauen und Russland stationiert. Der „Christus, 1918“ ist eine ausdrucksstarke Anklage. Seine Skulptur „Arbeiter mit Ballonmütze“ (1920) zeigt einen Kriegsinvaliden, der beidseitig
beinamputiert ist und nur einen Arm hat. Durch den seltsamen Kontrast zwischen dem beschädigten Körper und dem wunderbar gerundeten, glatten und polierten Holz war sie für mich sehr verstörend.
Heckel, der 1915 in Ostende als Sanitätssoldat stationiert war, gestaltet einen „Verwundeten Matrosen“ fast wie ein Flugblatt. Für die Maler der „Brücke“ waren Holzschnitte kein Mittel der Vervielfältigung. Sie nutzten diese Technik, um mit Formgebung, Farbbehandlung und Farbwirkung zu experimentieren. Leider wurden viele der Druckstöcke im Krieg vernichtet. Auch von den Drucken, die immer nur in wenigen Exemplaren ausgeführt wurden, existieren nicht mehr viele. Die 98 Blätter, die das Städel ausgestellt hat, konnten dennoch die Intensität vermitteln, mit der Kirchner, Heckel und Schmidt-Rottluff ihr Ziel verfolgt haben, die Kunst zu erneuern, „frei von den wohleingesessenen älteren Kräften“, wie es 1906 im Programm der „Brücke“ heißt.

 

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Eine Kunstreise nach Paris


Naive Malerei im Musee Maillol
Ein Bericht von Karl Reichenecker

Paris ist immer eine (Kunst-)Reise wert! Drei Stunden und 10 Minuten braucht der TGV von Stuttgart zum Gare de l’Est – und dann kann man entweder auf den Boulevards flanieren, einkaufen, speisen oder dem Kunstgenuß frönen. Empfehlenswert (bis zum 19. Januar 2020): „Von Rousseau, dem Zöllner bis Seraphine – die großen Meister der naiven Kunst“ im Musee Maillol, 61 rue de Grenelle, 75007 Paris (mitten St. Germain de Pres).

Der Katalog der Ausstellung

In Deutschland kennt man als Vertreter der Naiven eigentlich nur Rousseau, eventuel noch die Malerin Seraphine. Aber wer kennt schon Andre Bauchant, Dominique Peyronnet oder Rene Rimbert? Sie waren meist Autodidakten, angetrieben von einer unbändigen Lust am Malen und gelten heute zurecht als Vorläufer der Surrealisten. Sie waren bescheiden, malten in ihrer Freizeit, weil sie einem bürgerlichen Beruf nachgingen. Der Kurator der Ausstellung bringt es auf den Punkt: “Sie waren gegenüber jeder Kunsttheorie und jedem leeren Geschwätz über Kunst allergisch“, entscheidend war der Spaß am Motiv, die Lust zur Farbe und zur unkonventionellen Komposition. Auch wenn Picasso und Robert Delaunay vereinzelte Werke von ihnen kauften und Kunsthändler wie Wilhelm Uhde und Ambroise Vollard sie unterstützten, konnten sie ihre Bilder meist nur für 5 bis 40 Francs verkaufen (zum Vergleich: ein Cezanne war 1500 Francs wert, ein Dienstmädchen verdiente 50 Francs im Monat). Als „museumswert“ wurde eigentlich nur Rousseau eingestuft, die Bilder der anderen Künstler sind heute meist in Privatbesitz. Ihre Motive gingen weit über die Rousseauschen Dschungelbilder hinaus: Portraits, Stilleben, Landschaften, phantastische Blumen, Ansichten von Paris, das Meer und die Wolken … Kurzum, unter den rund 120 Werken ist für jeden etwas dabei. Und die Umgebung des Museums ist voll von Cafes, Restaurants, Bistros, kleinen Läden. Das Musee d’Orsay ist nur einen Katzensprung entfernt!


Wer es intellektueller mag: im Centre Pompidou ist bis zum 20.01.2020 eine Ausstellung „Francis Bacon und seine Bücher“ zu sehen. Hier wird allerdings empfohlen, sich vorher mit Aischylos, T.S.Eliot und Georges Bataille vertraut zu machen. Und wer lieber im Frühjahr an der Seine bummeln will: vom 19.03. bis zum 25.07.2020 ist wieder im Musee Maillol „Robert Delaunay und Paris“ zu sehen. Robert Delaunay, das ist der mit den schrägen Eiffeltürmen …

 

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Blitzlicht auf die Staatsgalerie


Ein Bericht von Eva Kaiser


In den vergangenen Monaten hat die Staatsgalerie Stuttgart die Zahl ihrer Besucher verdoppelt – allerdings nicht, weil plötzlich alle Stuttgarter kunstbegeistert geworden sind. Der Publikumsmagnet ist ein unscheinbares kleines Bild auf Papier in einem häßlichen Rahmen aus Kunststoff. Während der Auktion bei Sotheby’s zur Hälfte geschreddert, kam es als Leihgabe „einer Baden-württembergischen Schokoladendynastie“ nach Stuttgart. Das „Girl with Ballon“ hat keinen festen Platz, sondern wandert alle 2 Monate in einen anderen Teil der Ausstellungen.

Banksy, der eigentlich für seine ironische und oft kritische Street Art“ bekannt ist, gab dem Bild nach dem Verkauf einen neuen Titel, es heißt nun „Love is in the bin“ (Liebe im Eimer). Und die Besucher strömen in die Staatsgalerie, um „den Banksy“ zu sehen.



Nach einem kurzen Blick auf dieses unscheinbare Werk widmete ich mich der großen Sonderausstellung „Die jungen Jahre der Alten Meister“ Baselitz, Richter, Polke, Kiefer.
Alte Meister? So beschreibt sie Kurator Götz Adriani.

Die oft recht ironischen Arbeiten von Sigmar Polke haben mir Spaß gemacht. Dürers Hase mit Gummiband über Nägel gezogen oder auf einem Untergrund skizziert, der Geschenkpapier oder Tapete sein könnte (1968), das gehört in die Jahre der Pop Art.



Neben vielen seiner Rasterbilder finden sich auch „Schneeglöckchen“ , „Urlaub“ und „Palmenbild“ …



Nachkriegsängste, Kalter Krieg und Vietnamkrieg haben wohl alle vier Künstler beschäftigt, von Gerhard Richter sind „Bomber“ zu sehen (1963), seine Stadtbilder (Paris, 1968) muten wie Luftaufnahmen anfliegender Bomber an. Der Schwarm der Vögel (1964) erscheint wie eine Wolke drohenden Unheils.





Anselm Kiefer studiert Heroische Symbole, provoziert 1969 mit dem Hitlergruß in Bildern italienischer und französischer Landschaften (1970).



Von Georg Baselitz sind riesige Darstellungen von Körpern zu sehen, in deren Haut sich Stacheldraht eingräbt (Mitte der 60er), bis 1969 mit vielen Portraits auch der Wald „auf dem Kopf steht“.


 


Am Ende meines Galeriebesuchs schaute ich mir zwei nicht nur in den Abmessungen große Werke an:


Picasso, “Badenden” (1956)

 

Und Oskar Schlemmers Triadisches Ballett (ab 1912), unterstützt durch das Video einer getanzten Version.




Zum Abschluss das Gemälde einer der wenigen Frauen in diesem Haus,
„Gelber und grüner Wald“ von Natalja Gontscharowa, 1913.


Staatsgalerie Stuttgart – gerade jetzt lohnt sich ein Besuch!


 

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Tizian im Städel


Tizian in Frankfurt

Ein Bericht von Eva Kaiser


Unberührt vom Kunstmarkt mit seinen Berichten über spektakuläre Auktionsergebnisse gibt es die ganz großen unter den Malern, deren Meisterschaft allein durch ihren Namen verbürgt ist und deren Werke wohl weltweit bewundert werden. Zu ihnen gehört sicher Leonardo, an dessen 500. Todestag gerade in allen Medien erinnert wird, und vielleicht auch Tizian, dem das Städel in Frankfurt bis zur vorigen Woche eine Ausstellung gewidmet hatte.
Unter dem Titel „Tizian und die Renaissance in Venedig“ bot das Städel einen Einblick in seine Zeit, stellte seine Gemälde in den historischen und politischen Kontext und natürlich in das künstlerische Umfeld.
Auf seiner Webseite bietet das Städel für alle, die die Ausstellung nicht sehen konnten, ein „DIGITORIAL“ an, in dem die Ausstellung, die wichtigsten Gemälde und die Aspekte der Präsentation vorgestellt werden.

Ich war einfach nur neugierig auf Tizian, von dessen Malerei ich keine rechte Vorstellung hatte. Sehr bald erfuhr ich, was das spezifisch Venezianische in seinen Werken war: Eines der großformatigen Gemälde ist ein Portrait von Tizians Farbenhändler!



Anders als im übrigen Italien, wo die Maler ihre Pigmente in der Apotheke kaufen, gibt es in Venedig schon um 1500 den Berufsstand der Farbenhändler. Tizian und seinen Malerkollegen standen satte, leuchtende Farben zur Verfügung, mit denen sie experimentieren konnten.

Wie sehr Tizian „seinen“ Farbenhändler Avise della Scala schätzte, kann man vielleicht daran ablesen, dass sein Porträt des Dogen Francesco Venier die gleichen Abmessungen hat wie das von della Scala.



Fasziniert hat mich die Darstellung von Johannes dem Täufer.
(aus den 1540-ern)



Ein wenig glaubt man zu erkennen, wie die Farben aufgetragen, verwischt und abgestuft wurden. Die Landschaft kurz angedeutet – der Mensch steht hier ganz und gar im Mittelpunkt, stolz und selbstbewusst. Auch wenn das Sujet noch biblisch ist, das Lamm wegen seiner symbolischen Bedeutung im Bild ist und nicht als Teil einer naturalistischen Landschaft – hier, schien mir, beginnt die Malerei sich von ihrer Rolle in der christlichen Welt zu lösen. Natürlich ist dies der Gedanke eines Menschen im 21. Jahrhundert …

Tizian hat etliche biblische Szenen dargestellt, z.B. als Auftragsarbeit die „Madonna mit Kind, der heiligen Katharina sowie einem Hirten / Die Madonna mit dem Kaninchen“ (ca. 1530).



Das Kaninchen symbolisiert, so sagt der Text neben dem Gemälde, Marias unbefleckte Empfängnis und ihre „reine Liebe“ . Meisterhaft die Farben, das malerische Können – mich zog es jedoch zu einem weiteren „weltlichen“ Gemälde, dem „Portrait eines jungen Mannes“ (ca. 1510).



Noch einmal vertiefte ich mich in das wunderschöne von Tizian gemalte Portrait – es ist im Besitz des Städel und in der ständigen Ausstellung zu sehen.

Noch ein Blick auf ein anderes Portrait, das „Idealbild einer jungen Frau als Flora“, ca. 1520, ebenfalls im Besitz des Städel, der Maler allerdings nicht Tizian, sondern Bartolomeo Veneto.



Dann aber, ich gestehe es, eilte ich in die Räume der klassischen Moderne und freute mich, die vertrauten Bilder von Kirchner, Schmitt-Rottluff, Munch, Matisse … zu sehen, die alle auch zum Bestand des Städel gehören.


 

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