Kunst und Geld


Immer wieder komm das Thema “Kunst als Ware” in unserem Atelier vor. Oft hören wir über ungeheuere Summen, die füe ein Kunstwerk gezahlt werden, oft gewinnt ein Werk unsere Aufmerksamkeit nur, weil er auf dem Kunstmarkt “hoch gehandelt” wird. Handelt es sich tatsächlich nur um Macht, PR, Geldwäsche, Mode und Lifestyle? Wer sich mit diesem Thema etwas tiefer beschäftigen möchte, kann das kleine Buch “Kunst und Geld” vom Walter Grasskamp zu Rate ziehen.



Walter Grasskamp ist ein erstklassiger Kunstschriftsteller. Wie nur wenige seiner Zunft hat er die Gabe, für ein breites Publikum schreiben zu können, ohne dabei sein Anliegen zu verwässern. Er formuliert elegant und präzise, belegt seine Behauptungen und hält seine Ausführungen erfreulich knapp. In Kunst und Geld untersucht er, ob und in welchem Maße die “reine” Kunst von der Berührung mit dem “unreinen” Geld Schaden nimmt.


 

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Auf der Farben Party

Am vergangenen Wochenende haben wir eine grosse Farbparty gehabt! So viele unterschiedliche Maltechniken, Stilrichtungen und Energien beim Malen gibt in unserem Atelier nicht oft. Manches haben wir zum ersten Mal erprobt, einiges weiter vertieft. Wir fangen mit der Farbfluss-Fraktion an.

Jutta hat das gleiche Motiv schon interpretiert – hier spielen die wunderbare Farbschattierungen die Hauptrolle.
Dieses Bild von Jutta wurde vor ein paar Monate angefangen! In unserem Workshop war die Stimmung für die Vollendung richtig. Man sieht, wie “aquarellartig” man mit Acryl malen kann – und dies noch auf einer Leinwand!
Das Motiv ist nur noch zu erahnen – Franz hat hier einen neuen Stimmungsbereich in seiner Malerei betreten! So feinfühlig bei der Gestaltung der Farbfelder kennen wir ihn gar nicht. Wunderbar!
Hier begann der Befreiungsschlag von Eva! Wovon müsste sie sich befreien? Wir haben festgestellt: von eigenem Kopf, der bei Malen viel zu viel denkt!
Als “Resultat” der Befreiung – eine lustige Farbwelt voll zarter Einladungen zum Verweilen, zum Nachfühlen von unzähligen Farbstimmungen!
Sabine hat an diesem Prachtstück intensiev zwei volle Tage gearbeitet! Das Bild ist zwar noch nicht ganz fertig, den wunderbaren Fluss der Formen und die schöne Farbkomposition darf man schon jetzt geniessen!
Auch Barbara hat seine Landschaft in die Welt der Abstraktion übergeführt. Eine dynamische, spannungsreiche Komposition und eine frische, lockere Farbgestaltung!

Hier ein paar Fotos von der schönen Atelier-Stimmung an unserem Wochenende.


Fortsetzung folgt …


 

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Ein Atelier-Klassiker -Tiel 2

Hier die weiteren Werke aus unserem Workshop “Farbe-Fläche-Experiment“. Am kommenden Wochenende findet dieser Atelier-Klassiker noch einmal statt – mit vielen Kursteilnehmern, die auch vor zwei Wochen dabei waren!

Wie immer fängt der Sonntag in unserem Atelier mit dem gemeinsamen Frühstück an – eine Kunstart an sich!
Else hat ihre “japanische” Phase fortgesetzt … Die Zeit, die sie in Japan verbrachte, war offensichtlich sehr prägend. Energie und Konzentration – zwei grosse Themen in Elses Malerei ….
Ihre Feuerschlange haben wir schon vorher als fertig erklärt!
Auch dieses geheimnisvolle Bild brauchte nur ein paar Pinselstriche, um an dem Tag vollendet zu werden. … Ein Labyrinth, in dem jeder weitere Schritt eine neue bildnerische Entdeckung bringt!
Schwung und Klarheit ringen um die Vorherrschaft in diesem noch unfertigen Bild.
Franz hat uns mit seinem neuen Thema überrascht – Frauenakt! In souveräner Lässigkeit gemalt. Die Hauptorientierung war nicht der Körper, sondern die rein bildnerische Wirkung der Formen.
Ute bei der Arbeit zu beobachten macht grosse Freude – ohne ihren Geist aus der Ruhe zu bringen, malt sie schwungvolle, wundersame, energetisch stark aufgeladene Bilder!
Eberhard hat sein farbig sehr komplexes Bild vollendet – die Formen scheinen sich hier erst im Prozess der Entstehung zu befinden … und laden den Betrachter zu ihrer Vervollständigung.
Sein zweites Bild hat er auf einer buten Fläche gemalt – einfach den Launen des Pinsels folgen … was kann man sich mehr für einen schönen Sonntag wünschen? Grossartig!
Natalie – gut in Form – hat ihre alte Bildserie fortgesetzt. Der Hintergrund ist aus der Kreuzung von zwei farbigen Diagonalen gestaltet; graue und gelbe Feder bilden die Farbatmosphäre und die Bühne für das starke, expressive Hauptmotiv …
Hier ihre weiteren Bilder bei der Besprechung …

Ich freue mich auf die Fortsetzung am kommenden Samstag!


 

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Farbe-Fläche-Musik

In unserem Atelier haben wir einige auch musikalisch begabte Künstler*innen. Heute darf ich euch zu gleich zwei Konzerten von unserer Katja einladen, die sie mit ihrem Kammerorchester in der Gnadenkirche und im Altem Kelter gibt! (Unten die Flyer mit weiteren Infos) Dazu zeigen wie ein paar ihrer Bilder der letzten Abende.

Das Musikalische ihrer Bilder lässt sich nicht leugnen – breit gespachtelte Blautöne, wohlrhythmisierende Linien, gekonnt improvisierende Farbgebung …!
Auch hier musikalisch-bildnerische Themen nehmen den Raum des Bildes in Besitz … Tiefe Tonlagen der Farbe, laute Bewegungsenergie der Formen!
Ein Finale grande – das fröhliche Aufblitzen des Lichtes im Tanzschwung der Farben und Formen!
Katja konzentriert bei ihrer neuen Arbeit … (hat sie auch entsprechende Musik im Kopf während sie die Farbe verscmiert?)

Hier die Flyer für die Konzerte – ich wünsche euch viel Vergnügen!


 

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Ein Atelier-Klassiker

Am vergangenen Wochenende hatten wir wieder mal zwei bunte und lustige Tage im Atelier. Der Kurs “Farbe-Fläche-Experiment” ist ein wahrer Klassiker geworden – in diesem Semester wird es ihn sogar zweimal geben!
Läuft man in diesem Kurs an den Arbeitstischen vorbei, stellt man sofort fest, dass hier jeder seine eigene Forschungen betreibt und seine eigene bildnerische Interessen verfolgt: Ein Universum aus gesteuertem Zufall und wilde Energieausbrüche hier, die konzentrierten Architekturzeichnungen, wundersam atmosphärische Landschaften und expressionistische Aktstudien dort … Es ist für mich immer eine grosse Freude, so unterschiedliche Werke in der Gruppe zu besprechen! Fangen wir also an!

Neu in unserem Atelier war Martin, Architekt vom Beruf und ein hervorragender Zeichner. Über die Notwendigkeit, Skizzen und Bildproben zu machen, müssten wir nicht sprechen – er machte gleich ein Dutzend davon mit leichter Selbstverständlichkeit!


Die Arbeit mit Skizzen führte am ersten Tag zu diesem Ergebnis …
Am Sonntag verwandelte sich das Bild – klare Flächen, reduzierte Komposition, mehr Konzentration auf Farbstimmung …

Gegen Ende des Kurses entstanden zwei Werke; eine Zeichnung und darauffolgende Farbskizze – das Motiv fand Martin auf dem Balkon!

Das Motiv …
Der Zeichner …
Die Zeichnung …
Die Farbskizze …

Das Kontrastprogramm dazu stellte die Arbeit von Ulla dar – langsame aber sehr konzentrierte Beschäftigung mit jeder Form- und jeder Farbwirkung!!

Eine neue, noch unvollendete Arbeit aus der Serie “Fotografie als Fenster der Malerei“. Architektonische Momente verschwinden unter dem feinen “Staub” sorgsam gestalteter Farbfelder …

Simone stetze ihre Forschung, die sie donnerstags in unserem Atelier schon seit einiger Zeit betreibt, fort. Auch sie arbeitet gern mit Bildserien und Skizzen … Ihre Fragestellung am Sonntag: Wie schafft man den Übergang von Skizze zur Studie?

Luftig, leicht, einfach wunderbar!!

Die Farbatmosphäre der Skizze auf das grosse Format übertragen ist sehr gut gelungen! Auch die Formen tanzen den gleichen Tanz wie auf der Skizze …!

Erika hat ihr Lieblingsthema weiter verfolgt – Natur und Landschaft! Hier eine raumergreifende Kraft der Farben und wohltemperierte Formwirkung, die sich von ihrer Vorlage weit entfernt hat.
Das wundersame Bild der Sehnsucht! Natur, Einsamkeit, Schönheit …
Fortsetzung folgt …

 

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Ein Ausstellungsbesuch im Städel Museum

Geheimnis der Materie
Ein Bericht von Eva Kaiser



Unter diesem Titel stellte das Frankfurter Städel Museum von Juli bis Oktober Werke von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff aus. Ich war neugierig, um was für ein Geheimnis es gehen könnte im Zusammenhang mit diesen Künstlern, „Brücke“- Mitbegründern und längst ausgiebig analysierten Expressionisten. Die Ausstellung war den Arbeiten mit und aus Holz gewidmet, knapp 100 Holzschnitte waren zu sehen, einige Druckstöcke und 12 Holzskulpturen.
Auf ihrer Suche nach Wegen, die Kunst von den Zwängen des akademischen Diktats zu befreien, eigene Ausdrucksformen zu finden, begannen alle Drei in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, sich die Technik des Holzschnitts zu erarbeiten. Die ausgestellten Werke zeigten, wie sie sich mit Holz als Material der Darstellung auseinandergesetzt haben. An Kirchners „Weiblichem Akt“ (1908) ist zu sehen, wie die Beschaffenheit des Materials mit seinen Rissen und Unregelmäßigkeiten Teil der Darstellung wird. Sein „Spazierengehendes Paar“ (1907) in vier Farben ist von zwei Blöcken in zwei Farben gedruckt und läßt erkennen, wie Kirchner sich die Möglichkeiten von Holzschnitt und Druck erschließt. Die „Jungen Männer, die Schilfrohr werfen“ (1909, Bathers throwing reeds) wurden von drei Stöcken gedruckt.
In Schmidt-Rottluffs „Mädchen vor dem Spiegel“ (1914) wird die Holzmaserung zur Gestaltung der Fläche genutzt. Im „Weg mit Bäumen“ (1911) strukturiert den Himmel die Maserung. Es war faszinierend zu sehen, wie Schmidt-Rottluff im gleichen Jahr mit dem sperrigen Material dem „Porträt“ des Dichters Simon Guttmann Ausdruck und Persönlichkeit gibt. Dem „Liebespaar“ (1909) gestaltet er den Raum, das Bett und das Laken durch die Kombination verschiedener Schnittarten. Die Personen sind sehr reduziert, scheinen seltsam fremd.
Kirchners „Liegender Rückenakt“ (1905) wirkt wie eine spontane Skizze. Diese Art der Darstellung, eine natürliche Körperhaltung und das Zeichnen nach dem lebenden Modell, gehörten zum Programm der „Brücke“-Künstler.
In „Tattersall“ (1909) gibt die Maserung der Bluse ein strenges Muster, den Flächen in orange klar entgegengesetzt. (Ein Tattersall ist eine Reitbahn.)
Für das „Porträt Otto Müller“ (1915) verwendete Kirchner zwei Druckstöcke, teilweise mit schwarzblau übermalt.
Heckel experimentiert mit den Gestaltungsmöglichkeiten, die das Material vorgibt, aber noch mehr mit der Wirkung der Farbe, verdeutlicht durch „Fränzi liegend“ (1910), das in 2 Farbgebungen gezeigt wurde. Heckels Plastik „Stehende mit aufgestütztem Kinn“ (1912), eine der 12 ausgestellten Skulpturen, zeigt, wie auch in der bildhauerischen Arbeit das Holz durch Wuchs und Form die endgültige Gestalt bestimmt. Die Kriegserfahrungen von allen drei Künstlern kamen nur in wenigen der ausgestellten Werke zum Ausdruck.


Schmidt-Rottluff war 1915-1918 in Litauen und Russland stationiert. Der „Christus, 1918“ ist eine ausdrucksstarke Anklage. Seine Skulptur „Arbeiter mit Ballonmütze“ (1920) zeigt einen Kriegsinvaliden, der beidseitig
beinamputiert ist und nur einen Arm hat. Durch den seltsamen Kontrast zwischen dem beschädigten Körper und dem wunderbar gerundeten, glatten und polierten Holz war sie für mich sehr verstörend.
Heckel, der 1915 in Ostende als Sanitätssoldat stationiert war, gestaltet einen „Verwundeten Matrosen“ fast wie ein Flugblatt. Für die Maler der „Brücke“ waren Holzschnitte kein Mittel der Vervielfältigung. Sie nutzten diese Technik, um mit Formgebung, Farbbehandlung und Farbwirkung zu experimentieren. Leider wurden viele der Druckstöcke im Krieg vernichtet. Auch von den Drucken, die immer nur in wenigen Exemplaren ausgeführt wurden, existieren nicht mehr viele. Die 98 Blätter, die das Städel ausgestellt hat, konnten dennoch die Intensität vermitteln, mit der Kirchner, Heckel und Schmidt-Rottluff ihr Ziel verfolgt haben, die Kunst zu erneuern, „frei von den wohleingesessenen älteren Kräften“, wie es 1906 im Programm der „Brücke“ heißt.

 

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