Experimentieren mit dem Zufall …

In diesem Beitrag möchte ich einen Künstler vorstellen, der für unsere Experimente mit Acrylfarben viele neue Impulse geben kann.
Der kanadische Maler Graham Peacock ist breitem Publikum nicht besonders bekannt, meistens wird er zusammen mit den Künstler wie Jackson Polook, Jules Olitski, Larry Poons oder Robert Motherwell genannt. Sein Werk versucht man mit Stil-Bezeichnungen wie Op-Art, Color Field Painting, Lyrische Abstraktion und Abstrakter Expressionismus zu beschreiben. In welche Schublade seine Malerei passt, darf nun jeder für sich entscheiden …
Für gewöhnlich überschüttet er seine Leinwände mit fließenden Schichten aus Acrylgel und Pigment. Die unterschiedliche Konsistenz übereinandergeschütteten Schichten bewirkt, dass der Farbstoff bei Trocknen Risse bildet – die Farbschichten platzen auf und geben darunterliegende Farbflächen frei; es bilden sich wundersame Strukturen und prächtige Farbflüsse. Der Entstehungsprozess bewegt sich zwischen Chaos und Ordnung, zwischen Statik und Dynamik.  Der Künstler bearbeitet sehr große Leinwände, die er am Schluss – wie Jackson Pollock – nach dem Prinzip »pars pre toto« zerschneidet. Das Ergebnis ist ein Farbobjekt, in dem das bildnerische Experiment im Zustand eines organischen Werdens zwischen Zufall und Absicht dokumentiert ist. … Viele solche Experimente haben wir in unserem Atelier zwar schon gemacht, es lässt sich hier aber noch viel mehr entdecken und vertiefen … Hier ein paar Bilder:


 

 

Views: 168

Die Welt darf wieder farbig werden


In knapp zwei Wochen öffnet unser Atelier wieder seine Tore !   Die Welt soll wieder farbig werden, es darf wieder Kunst gemacht werden, es kann wieder fröhlich gepinselt, gespachtelt, gekleckt und geschmiert werden !   Und – mithilfe der MalereiPause für den Kopf gesucht werden!
Ich freue mich auf euch !!

Hier noch einmal alle Kurse im Überblick mit aktueller Belegung ( hierfür der Tipp: auch wenn ein Kurs belegt sein sollte, es lohnt sich oft, sich doch auf die Warteliste setzen zu lassen! ).

Views: 90

documenta – monumenta


In wenigen Tagen endet im Kassel das größte Kunstereignis des Jahres, das opulente Weltspektakel der Kunst, »Das Museum der 100 Tage« genannt documenta. Hier eine kleine Notiz darüber.
documenta ist nach über 60 Jahren erstaunlicherweise immer noch die Ausstellung der zeitgenössischen Kunst. Obwohl sie in letzter Zeit viel Konkurrenz bekommen hat – z. B. Großausstellungen wie die Biennalen von Istanbul und Lyon – gilt sie für die breite Öffentlichkeit als die bedeutendste Kunstschau der Welt. Die Ausstellung ist mit der Zeit zu einer wahrhaftigen Pilgerstätte geworden, wo der moderne Mythos der Kunst alle fünf Jahre in einem – zumindest nach der üppigen Ausstattung und der megalomanischen Dimension der Ausstellung zu beurteilen – epischen Stil weitererzählt wird.
Nun, die Realität holt bekanntlich jeden Mythos irgendwann doch ein. Moderne Kunstspektakel sind längst ein lukratives Geschäft geworden, das den Städtetourismus erfolgreich ankurbelt. Biennale in Venedig, die dieses Jahres parallel zur documenta stattfindet, ist dafür ein Paradebeispiel. Die Kunstschau der Nationen – eine »archaische« Idee, die wie ein Wunder einem seit dem 2. Weltkrieg im Kunstbetrieb waltenden Geist des Internationalismus aufs Krasseste zu widersprechen scheint – fügt sich ins touristische Vergnügen an der Lagune reibungslos ein. Kunst ist ein kostbarer Konsummagnet – und Liebling der Sponsoren aus Industrie und Politik – geworden. Auch wenn die Kuratoren das nicht gern hören wollen.  Was man darüber auch denken mag, es steht zumindest fest, dass derartige Mammutausstellungen selbst für einen hartnäckigen Kunststreber eine große Zumutung darstellen.
Einiges ändert sich allerdings doch. Während documenta stets eine richtungsweisende Förderung der politischen, gar »subversiven« Dimension der Kunst für sich beansprucht, feiert die Kuratorin der Hauptausstellung in Venedig, Christine Macel unter dem Motto „Viva Arte Viva!“ die Spielfreude und die Lebendigkeit der Kunst. Es handelt sich um eine bewusste Abgrenzung zu Kassel und nicht zuletzt um eine Art Befreiung von aller »Instrumentalisierung« der Kunst durch staatlich gefordertes politisches Engagement der Künstler, Kunstaktivisten und Kuratoren*. Damit haben in diesem Jahr zwei Konzepte der Kunst gegeneinander angetreten. Die sorglose Heiterkeit und »hedonistisches« Kunstspiel, wie es sich für Venedig gehört, und das Grüblerische, Düstere, von PC (political correctness) übertünchte – und von großen “Feinden” (Konzernen) gesponsorte – Sorge um die Welt in Kassel … Hier wäre es vielleicht angebracht, die gute alte Proportionslehre anzuwenden, denn es kommt auch in der Kunst – möchte man sie zeigen, wie sie ist und nicht wie sie sein sollte – auf die richtige Mischung an. Eine Utopie? … Die Sache ist natürlich nicht so einfach … Brauchen wir doch nicht eine Orientierung; eine Instanz, die uns in Zeiten einer allgemeinen Verwirrung und eines Umbruchs zeigt, was wirklich zählt? Oder ist es wertvoller, die Kunst, als womöglich den allerletzten Zufluchtsort eines tiefen menschlichen Bedürfnisses nach geistiger Entfaltung und Freiheit zu bewahren? Was hat man denn sonst noch, Konsum, Tourismus und Lifestyle? Was soll man nun darüber denken? Hat der sog. Neoliberalismus nun endgültig über den Kunstgeist gesiegt? … Vielleicht ein Thema für unseren Künstlerstammtisch
Bilder hat freundlicherweise Jutta, die aus Kassel stammt, zur Verfügung gestellt.

.


* Meine Wenigkeit hat nur an einer großen internationalen – dafür aber an einer der skurrilsten – Ausstellung der Gegenwart teilgenommen. Die Ausstellung hieß »Subversivmesse« und fand in einer Messehalle in Leipzig statt, wo die Kunstaktivisten aus aller Welt – auf Staatskosten! – ihre subversive Kunst präsentieren dürften. Mein Beitrag bestand aus einer »Performance«, in der ich während der Ausstellungsdauer den Kollegen die Optimierungsvorschläge für ihre gesellschaftskritische, umstürzlerische Arbeiten machte. Es hat ‘ne Menge Spaß gemacht! Mehr darüber kann ich bei Interesse im Kurs oder an unserem Künstlerstammtisch berichten …


Views: 107

Rosarot oder nicht Rosarot, das ist hier die Frage …

Neulich bekam ich einen neuen “Arbeitsbericht” von Volker – mit zwei sehr guten Bilder! Herzlichen Dank Volker!

Hallo Željko,
Mich hat es mal wieder “gepackt”, dieses farbige Zeitungspapier, das ich im Bild “Nicht rosarot” verwendet habe, hatte ich sozusagen auf Halde, ich habe schon länger – mit dem Gedanken, da machst Du was daraus – so geformt, es öfter in die Hand genommen und wieder weg gelegt. In der vorletzten Woche habe ich dann einfach mit der Arbeit begonnen, die Gestaltung des Bildes über blau, rosarot und grau entwickelt und am Schluss ist es so geworden, wie es jetzt ist. Ausschließlich habe ich das Bild noch “auf den Kopf” gestellt und mit Collagieren angefangen. Es ist kein Bild zum Gefallen, aber zum Ansprechen, Nachdenken
Das zweite Bild – “Grün unterwegs” – ist ganz das Gegenteil, es hat sich einfach so entwickelt, mich mit genommen.
Herzliche Grüße,Volker

Das Bild hat etwas von einem avantgardistischen Bühnenbild, es wirkt wie eine kunstvoll reduzierte Kulisse, die eine Handlung bildnerisch erzählen möchte. Was wird hier gespielt, ein Drama, eine Komödie, ein bissiges Kabarettstück, oder ein Musical? Wie könnte das Stück heißen, »Zerplatztes Luftballon«, »Geist auf der Leitung«, »Unterm Strom der Leidenschaft«, »Tod eines Engels« …?

Das Bild “Grün unterwegs” ist mit der Technik des gesteuerten Zufalls entstanden … Raum und Farbe, Entstehen-lassen und gezielt Eingreifen, Stimmung und Spiel – es ist klar ersichtlich, dass der Maler hier viel Spaß beim Malen hatte!

Views: 86

Lichtmagie … oder lieber ein Nickerchen?

Den Sommer mag in Stuttgart schon vergessen sein, hier auf der Insel Krk malt er uns immer noch zauberhafte Bilder, die das Licht des Mittelmeers in pure Magie verwandeln.
Während der Bruthitze des Nachmittags ziehen sich die Einheimischen in ihre Häuser zurück, richten sich dort hinter geschlossenen Jalousien gemütlich ein und machen bis zur ersten Abendstunde eine Ruhepause.  Nicht eingeweihte Nachahmer dieses schönen Brauches versuchen dabei ein Nickerchen zu machen. Vergebens!  Weder Jalousien noch die dicken Steinmauer vermögen die Lichtmagie des Sommers zu unterbrechen. Die Sonne findet selbst in die modernste Wohnung hinein einen Weg und hält den Sommermenschen wach, damit er träumen kann …

Auch solche Fotografien lassen sich in eindrucksvolle Abstraktbilder übersetzen! Entscheidend dabei ist es, vor allem die “Stimmung” bildnerisch zu übertragen. Wagt sich jemand dran? … Die entsprechende Herangehensweise besprechen wir bei Bedarf im Kurs …


Views: 98

Die Kunst hinter der Kulissen …

Heute stellen wir eine Künstlerin vor, die sich hinter der Kulissen großer Kunstinstitutionen mit aufwendiger Herstellung und Restaurierung von zeitgenössischen und historischen Kostümen beschäftigt: Gesa Werner!  Wir haben uns neulich nach mehr als 15 Jahren wieder gesehen. Als ich erfahren habe, was sie jetzt in London macht, bat ich sie spontan, einen Blogbeitrag für uns zu schreiben.


Obwohl man Gesas Tätigkeit als “angewandte Kunst” beschreibt, verlangt ihre (in GB heiß gesuchte) Arbeit vielseitige künstlerische Fähigkeiten … Unter anderm muss sie den Körper einer ganz bestimmten historischen Persönlichkeit aufgrund eines Kleiderstücks, das sie getragen hat, bildhauerisch rekonstrukturieren, sodass das Kostüm glaubwürdig in einem Museum ausgestellt werden kann. (Manchmal handelt es sich um unsere prominente Zeitgenossen, wie z. B. Arnold Schwarzenegger.)  Hier zwei Theaterkostüme, links ein Kleid, das ursprünglich von Clive Rowe auf der Bühne getragen wurde.

Seit bereits fast sechs Jahren lebe ich in London und gehe hier einer Arbeit nach, für die mir kein rechter deutscher Begriff einfallen will. Beim sogenannten  “COSTUME MOUNTING”  dreht sich alles um die fachgerechte Einrichtung von zeitgenössischen und historischen Kostümen, die dann vor allem in Museen ausgestellt werden.
Auf Freiberuflerbasis arbeite ich für verschiedenste Institutionen wie z.B. das Victoria & Albert Museum in London. Oft sind es sehr alte und empfindliche Kleider, für die wir die passenden Büsten und Unterbauten entwickeln. Dabei geht es nicht nur um eine perfekte Passform und optische Erscheinung, sondern auch um kostümhistorische Genauigkeit. Gemeinsam mit Textilrestauratoren stellen wir zudem sicher, dass die einzelnen Objekte in einem ausstellungsgerechten Zustand sind und vor jeder weiteren Beschädigung bewahrt bleiben.
Als gelernte Schneiderin und Gewandmeisterin genieße ich es sehr, die wunderbarsten Kostüme genauer unter die Lupe nehmen zu können, zu vermessen und mir zu überlegen, wie die Person dazu wohl ausgesehen haben mag. Denn das ist es, was ich nach Möglichkeit oft auch versuche, zu erreichen: einen Charakter zu entwickeln!
Praktischer Ausgangspunkt ist in der Regel eine Schneiderbüste, deren Form mit Hilfe von Volumenvlies/Polyesterwatte, und weiteren restaurierungsgerechten Materialen verändert, manipuliert und an das Innere eines Kostümes angepasst wird. Ein wenig ist es wie an dem dazu passenden Negativ zu arbeiten.

Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Um dieses weiter zu vervollständigen sind oft gepolsterte Arme ebenso nötig wie Petticoats aus Baumwolle, Tüll, Seide u.v.m. damit ein Zusammenfallen der Ärmel, Röcke oder anderer Kostümteile verhindert wird. Mithilfe dieser sogenannten “underpinnings“ ist es möglich, die verschiedensten historischen Silhouetten zu kreieren. Originale Reifroecke werden hierfür kaum verwendet, da sie meist selbst als Museumstücke gelten und über die Zeit sowieso oft einen Teil ihrer stützenden Funktion verloren haben.

Zum Vergrößern aufs Bild klicken

Fast nie kommt es vor, dass ein Kostüm auf Anhieb perfekt auf eine moderne Schneiderbüste passt. Neben der individuellen Form des ursprünglichen Trägers liegt dies auch daran, dass sich die menschlichen Proportionen im Laufe der Zeit stark verändert haben. Aus diesem Grund hilft mir oft ein wenig Recherche zur Zeit und Sozialgeschichte, um einer individuell geformten Büste den perfekten Schliff zu geben.
Dieses mit Motiven der Illustratorin  Maria Sibylla Merian  reich bestickte Kleid aus dem 18ten Jhd. / Rokoko befindet sich in Privatbesitz. Die Bilder zeigen, was ein gelungener Unterbau (siehe vorherige Bilder) bewirken kann:


…Und so traurig sah das Kostüm davor, ohne die passende Unterstützung aus:



Herzliche Grüße an alle Blogleser! Gesa

Views: 166