Sonne, Hitze, Licht – was sagt Cézanne dazu!


»Diese Sonne, hören Sie zu … das Spiel der Strahlen, Ihr Weg, Ihr Eindringen, die Allgegenwart der Sonne über die Welt hin, wer wird das jemals malen, wer wird das berichten?«



Jeder hat von ihm gehört, alle wissen, dass er die Malerei der Moderne maßgeblich beeinflusst hat. Ausstellungen, die seine Werke zeigen, verzeichnen Besucherrekorde, man staunt über die Millionen, die für seine Bilder gezahlt werden … Aber wie hat “der große Meister” gedacht, was hat er über seine Arbeit gesagt, was wollte er mit seiner Malerei eigentlich erreichen?
In kleinem Buch “Gespräche mit Cézanne” kann man es nachlesen! Hier sind seine wichtigsten Äußerungen gesammelt – aufgezeichnet von seinen Freunden und Besuchern oder hinterlassen in Briefen.  Seine Gedanken über die Kunst, Künstler und Malerei zeugen von einem urigen Geist, der unbeirrt seinen eigenen Weg schlägt. Was ist Farbe, was ist Fläche, wie erklärt man das Phänomen “Schatten”? Eindrucksvoll berichtet der Maler über sein Verständnis der Malerei und seine Verhältnis zur Natur. Um Kunst machen zu können, soll der Künstler “in sich verstummen lassen alle Stimmen der Voreingenommenheit, vergessen, vergessen, Stille machen, ein vollkommenes Echo sein.” An einer anderen Stelle ruft er: “Keine Theorien! Werke … Die Theorien verderben die Menschen.” … Den Künstlern empfiehlt er Meditation, lange Arbeit, Studium und Beharrlichkeit …
Noch immer gilt die Feststellung “willst du moderne Malerei verstehen, musst du Cézanne verstehen”. Denn die Liste der Künstler, die sich auf ihn berufen, ist lang und umfasst beinahe alle “bedeutenden” Maler des 20. Jahrhundert.

Übrigens: Noch bis 18. Juni haben wir die Gelegenheit, ein paar seiner Bilder in der Ausstellung Aufbruch Flora”  zu sehen!

Gespräche mit Cézanne … ein paar unterhaltsame und anregende Lesestunden für alle, die den großen Meister besser kennenlernen wollen !

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Fotorealismus und andere Schein-Werke der Kunst


Else und ich  haben neulich wieder einen schönen Spaziergang durch die aktuellen Ausstellungen in der Staatsgalerie gemacht. Nachdem uns die Videokunst Manifesto« von J. Rosefeld)  in dunklen Räumen die Augen schnell müde gemacht hat – auf 13 Projektionsflächen 13 avantgardistische  Sagen über Kunst  (in einer verschwenderischen, Hollywood-artigen Hochglanzproduktion) – suchten wir zunächst Zuflucht bei Kunstdinosauria:  Cézanne, Manet, Van Gogh, Bonnard, Vallotton  in der Ausstellung  »Aufbruch Flora«.
Dann haben wir uns noch das Bild »Petty Smith« von Franz Gertsch angeschaut. Auch hier – handwerkliche Hochleistung, Fotorealismus vom Feinsten!  Und erst hier fanden wir genug Ruhe, das Phänomen »Schein« in der bildenden Kunst genauer unter die Lupe zu nehmen.
Warum malen manche Künstler die Fotos ab, was wollen sie damit ausdrücken?  Handelt es sich um eine neue, paradoxe, weil unmögliche Tiefe der modernen Kunst, die dazu verdammt ist, an der Oberfläche zu enden?  Eine Provokation, eine perfide Weigerung, Sinn zu stiften?  Oder doch nur geistlose Kopistenvirtuosität?
Das Thema ist so ergiebig, dass man gleich in Versuchung kommt, eine großepische, ebenso mit Hochglanzbilder illustrierte Kunstgeschichte zu erzählen.  Ausgehend vom wundersamen Vogelherdhöhle-Pferdchen  über Trugbilder des malers Parrhasios, fantastische Naturtreue der antiken Plastik, erstaunlichen Realismus von Porträtkunst der Renaissance und fabelhaften Illusionismus der niederländischen Stilllebenmalerei bis hin zu Hyperrealismus eines Duane Hansons und schrillen Kunstposen von Andy Warhol …

Bei der Ansicht des Bildes müssten wir zuerst doch an die wunderbaren Rockhymnen von Patty Smith denken …

 


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Bilder besprechen, über Kunst plaudern – Künstlerstammtisch


Liebe Blogleser,
unser (neuer) Semester-Kurs “Malklasse” ist nun voll und darf im Herbst 2017 starten ! Ich freue mich auf die Gruppe und auf die künstlerische Arbeit im neuen Unterrichtsformat !

Die zweite neue “Kursform” für das nächste Semester, der KÜNSTLERSTAMMTISCH, wird regulär ausgeschrieben und im Heft (und Internet) unter “Wege zur Kunst” zu finden sein.  Manche von euch haben für diesen Kurs bereits Interesse gezeigt.  Da nun auch Termine bekannt sind, kann man sich für den Kurs schon jetzt bei mir anmeldenSendet mir dafür einfach eine Email.
Termine :  27.10. + 15.12.2017 und 24.01.2018
Uhrzeit :  18.00 – 21.00 Uhr
Kursnummer: 172-36150
Hier noch einmal Näheres:

Unser Künstlerstammtisch bietet den angehenden oder schon erfahrenen bildenden Künstler die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, ihre Arbeiten zu zeigen, Praktisches und Theoretisches zu erfragen sowie im Gespräch mit dem Dozenten die Möglichkeiten einer künstlerischen Weiterentwicklung zu erörtern. Gegebenenfalls können die Werke gleich im Atelier bearbeitet, korrigiert oder neue angefangen werden. Darüber hinaus ist auch jeder willkommen, der sich »nur« an den Gesprächen – ohne Bilder zu zeigen – beteiligen will. Denn es werden auch weiterführende Themen, wie Entwicklung eigener Bildideen, Materialkunde, die Wege der künstlerischen Bildung sowie das Phänomen »Kunst« im Allgemeinen, behandelt.

Mit dem Blick über die Dächer der Stadt … über Kunst plaudern …

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Bilder der Arbeit


Zum  Tag der Arbeit  ein paar  Bilder der Arbeit

– allesamt Meisterwerke der bildenden Kunst!


Die Ährenleserinnen – Jean François Millet
Adolph Menzel – Das Eisenwalzwerk
Gustave Caillebotte – Die Parketthobler
Gustave Courbet – Die Steinklopfer
Pieter Bruegel – Die Kornernte

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Zeichnerische Grundlagen


Zur Kunst gehört auch, im Café unbemerkt zu zeichnen …

In letzter Zeit haben wir uns oft mit dem Thema  “KOPF ZEICHNEN UND MALEN” beschäftigt. Dabei ist auch der Wunsch geäußert worden, sich einmal grundlegend mit dem Thema “Zeichnen” auseinanderzusetzen. Hier die Fragestellungen, die wir in einem Zusatzkurs behandeln können.
Bezüglich Grafik:
Was ist – bildnerisch gesehen – eigentlich eine Linie?  In welcher Beziehung steht sie zur Kontur eines Objekts, in welcher zu seinen Flächen? Wie behandelt man Lichtverhältnisse?  Welche weiteren Inhalte (Atmosphäre, Oberfläche, Bewegung, Statik …) kann sie »speichern« und auf welche Art und Weise stellt sie das Volumen und den Raum dar? …
Bezüglich Beobachtung und Handmotorik:
Welche Übersetzungsvorgänge sind beim Zeichnen am Werk?  Wie kann man seine Linie »kultivieren«  und nicht zuletzt – in welchem Zusammenhang steht der Vorgang »beobachten-sehen-zeichnen« mit der (Fein)Motorik des Schreibens? …

Wer macht mit?  Mit ein paar Gegenständen basteln wir uns eine »Installation« zusammen und lernen beobachten und zeichnen! Dazu machen wir ein paar Übungen zur Verständigung o. g. Themen und schauen uns ein paar Beispiele an.

Hier noch ein paar Baumporträts von eurem Atelierhausmeister …


 

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Die Zimtläden


Lektüre für Osterferien gesucht?

Atelierhausmeister empfiehlt den Erzählband »Die Zimtläden« von polnischem Zeichner, Zeichenlehrer und Schriftsteller Bruno Schulz.


Abgebildet ist die Ausgabe aus dem Jahr 1966, die alle seine Erzählungen beinhaltet. 2008 ist eine viel gelobte Neuübersetzung erschienen. Lesenswert ist auch die Sammlung seiner Aufsätze und Briefe “Die Wirklichkeit ist Schatten des Wortes”.

Dieses Buch ist eine Reise in die stille Fantastik einer jüdisch-mythischen, vormodernen Welt inmitten der Moderne. »Die Zimtläden«, 1933 erschienen (1961 und 2008 auf Deutsch), gehört ganz dem Mythos, dem Traum und der Illusion an. Das literarische Herz dieser Prosa ist trotzdem avantgardistisch, weil radikal und emanzipatorisch. Schein und Wirklichkeit; Mensch und Marionette; Irrsinn und Einsicht; Komik und Vision, ineinander verwoben und ironisch gebrochen, sind Gegenpaare, aus denen Schulz’ wundersame Erzählungen entstehen. »Diese Wirklichkeit ist dünn wie Papier, und jeder Spalt verrät, dass sie bloß imitiert ist«, behauptet der Künstler und verrät somit sein Verhältnis zur Kunst – sie ist wirklicher als Wirklichkeit, denn das Leben in ihr kann allzu leicht zum »Ding« werden.  Kapitalismus, Industrialisierung, Geschäft, Geldmarkt, Urbanisierung – vom Schulz nie direkt, geschweige denn politisch thematisiert – haben eine Welt erschaffen, die das Stoffliche, Tote und Dinghafte mit einem neuartigen, »modernen« und einem zutiefst unheimlichen Leben ausstattet; die Maschine setzt sich überall durch, wird zum Prinzip und zur Metapher des Lebendigen – und zum Maß aller Dinge.
Erzählt wurde aus der Perspektive eines Kindes. Die Handlung der meisten Erzählungen allerdings dominiert die Figur des Vaters. Er ist ein zorniger Prophet und komödiantischer Philosoph, ein feuriger Forscher und Erklärer des toten Lebens; der Stoffe, der Materie, der Gebrauchsgegenstände, der Gerüche und der Klänge. Alles in seiner Welt ist hybrid, vermischt, die Formen sind unstabil, sie flimmern in einer wundersamen Metamorphose schnell auf, erstarren dann in plötzlicher Banalität oder lösen sich wie kleine episodische Traumerscheinungen im Morgenlicht auf. Die Gegenstände, die unsere Welt langsam zu verstopfen trachten, täuschen ihre Funktion nur vor und warten insgeheim, dass sie sich uns endgültig verweigern. …
Und wir, können wir so etwas überhaupt noch nachvollziehen? Wir, die Heutigen sind doch längst daran gewöhnt, alles nach seiner Funktion und seinem Gebrauchswert zu betrachten. Wir leben – von morbiden Bequemlichkeiten einer maschinisierten Welt verwöhnt – in einer als entzaubert erklärten Wirklichkeit, deren abgeschworene Magie wir nicht mehr ohne Anstrengung wahrnehmen können. Wir brauchen Hilfe. Wir brauchen Kunst. Und hier ist sie!  Die Literatur von Bruno Schulz kann uns helfen, eine grundlegende Welt-Fantastik, die auch unserem Alltag beiwohnt, zu entdecken!
Das zur Weltliteratur zählende Werk von Bruno Schulz umfasst kaum 300 Setein.  Am 19. November 1942 wurde er in seiner Geburtsstadt Drohobycz auf offener Straße von einem SS-Mann erschossen.

Sowohl als Schriftsteller als auch als Zeichner war Schulz ein Schüler seines eigenen Talents. Er dürfte nur kurz und ohne Abschluss Architektur studieren, hinterließ aber eine Reihe bemerkenswerter expressionistischer Zeichnungen und Grafiken. Sie sind im Band “Bruno Schulz – Das Graphische Werk”, 1992 veröffentlicht.

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