Zu den Grundlagen der bildnerischen Gestaltung gehören auch manche ganz einfache aber sehr wirkungsvolle Spielregeln, die belegen, dass die meisten komplexen Sachen in der Malerei eigentlich nicht kompliziert sind. Aufmerksamkeit auf das Verhältnis zwischen großen und kleinenFlächen bzw. Formen in einer Komposition zu lenken, gehört dazu. So kann die Suche nach Ausdruck erheblich erleichtert werden! Einige Atelierbesucher*innen haben sich in letzen Tagen damit etwas tiefer auseinandergesetzt. Hier zwei Beispiele.
Ingrid versuchte immer wieder, die Spannung in ihr Bild zu bringen. Schwung, Energie und die Raumwirkung der Formen sind schon da, aber irgendetwas fehlt …Hier hat sie angefangen, die Formgröße gezielt zu variieren. Das Bild ist interessanter geworden!Erst in einem weiteren Bild – nachdem sie sich von der schlagartigen Wirkung dieses einfachen Spiels überzeugt hat – kam die richtige Lösung! Den aussagekräftigen komplexen Raum- und Farbkompositionen liegt meistens ein einfaches Gestaltungsprinzip zugrunde.Es geht aber noch “einfacher”! Eine weitere Möglichkeit, vielschichtige bildnerische Erzählungen zu gestalten, ist, die (fast) gleich großen Flächen einfach nach Farbe zu gruppieren. Schaue man sich die einzelnen Farben im Bild von Julia genauer an, sieht man, dass die Farbfelder dezent gruppiert sind. Blaue Pinselstriche kommen mehr rechts im Format vor, schwarze sind in der linken Hälfte und weiße mittig gruppiert. Wenn man nur die roten Punkte betrachtet, sieht man eine Schleife, die alle Farbbereiche verbindet. Das Atmosphärische Wirkung des Bildes ist wohlstrukturiert.
Allen Blogleserinnen und allen Atelierbesucherinnenherzliche Glückswünsche zum Frauentag! … Dazu eine kurze Notiz über russische Malerin Marie Bashkirtseff.
Marie Bashkirtseff (geboren 1859 in Gawronzi, heute Ukraine; verstorben 1884 in Paris) war eine vielfältig begabte Frau; sie sprach sieben Sprachen, sang, schrieb und malte. Sie erkennt sehr früh die Nachteile ihres Frauseins. Im Jahr 1880 tritt sie in den von Hubertine Auclert gegründeten Verein Droitdes Femmes ein. Unter Pseudonym schrieb sie für die Zeitschrift La Citoyenne über die schwierige Lage der Künstlerinnen – und besprach schonungslos die Werke bekannter (männlicher) Künstler. Sie hat sich entschieden für die Zulassung von Frauen an die staatliche École des Beaux-Arts eingesetzt. An der privaten Académie Julian arbeitet die ehrgeizige Künstlerin oft acht bis zehn Stunden wie besessen im Atelier. Neben Porträts malt sie auch Genreszenen und interessiert sich für sozialkritische Themen. Die postume Edition ihres Tagebuchs (1887) wurde zum Kultbuch ihrer Frauengeneration.
Das neue Bildprojekt von Eberhard ist wie ein Ausflug in ein wundersames “Naturreservat”, in dem die selten gewordenen, natürlichen, frei sprießenden und frei wuchernden Farbwesen frei leben dürfen. Man muss aufmerksam sein, um Eberhards Streifzüge durch die Farbwelten seiner Fantasie überhaupt bemerken zu können! Denn er steht ruhig und genügsam vor seiner Staffelei und vertieft sich still und konzentriert ganz in seine Arbeit. In unserem Abendkurs am Donnerstag ist er dafür natürlich bekannt – hier ein paar Momentaufnahmen seiner Malerei für die Blogleser.
Die Formen entwickeln sich aus dem “Gestrüpp” der zügig gezogenen Pinselstriche. Auch die Farben harmonisieren im und durch den Malprozess – aufgrund vielfältiger Überlagerungen. Die Detailaufnahmen (s. u.) verraten wie spontan und intuitiv die Formen und Farben entstehen …
Heute möchte ich euch einen Hinweis auf eine Ausstellung geben, die eine ungewöhnliche, lustige, etwas “schräge” Kust an einem “schrägen” Ort zeigt.
Kunstprojekt “Kunstsucht. Kunst sucht”
Fernab von glänzenden Kusttempeln der Stadt, in der Stuttgarter Kneipe Rosis Pinte werden gemeinhin allerhand verschiedene Süchte befriedigt, hier wird getrunken, geraucht und gezockt. Im März greift das Kunstkollektivendorphine Formen der Sucht ganz anders auf: Seit Monaten gehen die neun Kreativen aus Heilbronn, Heidelberg, Freiburg, Reutlingen und Stuttgart ihrer eigenen Kunstsucht nach und haben in der Eckkneipe am Hölderlinplatz etwa die Spielautomaten künstlerisch überformt oder Spuren der Sucht, wie Zigarettenkippen, zu Artefakten verarbeitet: Ein surreales Spektakel um die Sucht nach Kunst und die Suche nach Kunst am Ort der Süchte.
Die ersten Abende im neuen Semester – die Freude des Wiedersehens! Es gab in der ersten Arbeitswoche aber auch etwas Besonderes. Die VHS Stuttgart feiert ihr 100-jähriges Jubiläum! Es gab viele Veranstaltungen im Haus und eine festliche Stimmung. Unser Atelier war für drei Tage ein offenes Atelier, sodass man bei uns schnuppern konnte. Hier einige Werke (und die Stimmung), die unsere Besucher sehen konnten. Manches hat man während der Winterpause zu Hause gemacht, manches wurde frisch angefangen …
P.S. Alle Blogleser, die zur Zeit keine Newsletter bekommen, können folgendes dagegen tun:
* Die E-Mail Adresse atelier@mislissippi.com in die Kontakte des Email-Programms aufnehmen,
Im Auftakt des neuen Semesters möchte ich alle Maler*innen mit einer Bilderschau unseres Workshops “Die Farbwelten der Acrylmalerei” herzlich willkommen heißen! Unser Atelier wird ab kommendem Dienstag wieder geöffnet sein, sodass wir die Farbpracht des Frühlings gut vorbereitet begegnen können! Ich freue mich auf euch!
Möge das Bild “Flutwelle” von unserer Jutta in uns die Frühlingsgefühle wecken. (Das Motiv “Wasser” hat sie schon mehrere Male gemalt. Hier ist der Künstlerin die Meeresdarstellung – Stimmung und Atmosphäre – mit nur ein paar Pinselstrichen in seltener Leichtigkeit wundebar gelungen!)