Ja, warum zeichnen wir eigentlich? Warum benutzen wir nicht einfach unsere Smartphone-Kameras, wenn wir ein bewegendes Motiv erblicken? … Die Antwort eines*r Zeichners*inn könnte lauten: Weil man durch die Tätigkeit des Zeichnens ein Erlebnis gleichzeitig im Geiste auch als Erfahrung verbuchen kann! Mit anderen Worten: Wenn wir eine schöne, eine eindrucksvolle oder eine ganz herkömmliche Szene genau beobachten, erleben wir sie intensiver, sie dringt tiefer in uns, gibt uns mehr Auskunft über die Welt … und bleibt dauerhaft in Erinnerung!
Das zeichnerische Vietnam-Reisebuch von Michael ist eine Fundgrube solcher intensiven, lustigen Beobachtungen! Es freut mich sehr, dass Michael – nach ein paar Semestern Pause – bald wieder mit uns malen wird!
Nun ist das Geheimnis gelüftet – seit einiger Tage weiß ich, wie unser Franz seine Bilder tatsächlich macht: Er erntet sie einfach in seinem Garten, wo sie aus einem Zaubersamen in voller Farbenpracht unaufhörlich wachsen! … Wo er die Zaubersamen hat, wollte er mir allerdings nicht verraten 🙂 … Kaffee und Kuchen, die es in kleinem Gartenparadies von Franz gab, haben aber hervorragend geschmeckt!
Hier ein paar Beispiele.
Wie in einem echten Garten! Alle Farbpflanzen ordentlich parzelliert – eine Augenweide !!!Auch hier – reiche SommerernteEin Universum aus wundersamen Fragmenten, Szenen, Kurzgeschichten …Eine Luftaufnahme des Zaubergartens von Franz …?Welche Rahmen kann so ein “Vulkan-Bild” nicht sprengen?
bald werden wir eine wunderbare Gelegenheit haben, die Arbeiten von Martin Zimmerhakl, der auch in unserem Atelier gemalt und gezeichnet hat, zu sehen! Der Titel seiner Ausstellung, “Aquarelle und Zeichnungen vom Jakobsweg” sagt schon viel über die Werke und über das Thema aus! Er lädt uns ein, die Stationen einer bildnerischen und spirituellen Wanderung mithilfe einer eindrucksvollen, tiefen Kunst zu machen!
Hier die Infos:
Wann – Finissage am 15. Oktober um 19.00 Uhr
Wo – Forum 3 e.V. Gymnasiumstraße 21 / 70173 Stuttgart
Blick auf die Klosterkirche in Villafranca del Bierzo
REISEEINBLICKE
von Martin Zimmerhak
Schon lange hatte ich den Gedanken, den Jakobsweg zu laufen. Inspiriert wurde ich natürlich durch Hape Kerkeling aber auch durch Carmen Rohrbach. Sie schrieb das wunderbare Buch „Jakobsweg – Wandern auf dem Himmelspfad“. Nach einer persönlichen Krise im Jahr 2015 entschied ich mich dann das Projekt Jakobsweg anzugehen. Mir war klar, dass ich nicht die Zeit hatte den gesamten Weg am Stück zu laufen. So blieb mir die Alternative den Weg in einzelne Abschnitte einzuteilen. Drei sind es geworden. Im Herbst 2016 war es so weit – die Pilgerreise konnte starten. In einer ersten Etappe lief ich von „Saint-Jean-Pied-dePort“ bis nach Burgos. Im Frühjahr 2017 ging ich den zweiten Abschnitt von Burgos nach Ponferrada. Und am 13.April 2019 startete ich schließlich den dritten und letzten Abschnitt der Reise. Der Startpunkt war wieder die Stadt Ponferrada.
Bis Santiago de Compostela lagen noch über 200 Kilometer vor mir. Es war die Karwoche und ich wollte Santiago ungefähr zu Ostern erreichen. Der Weg führte durch die drei spanischen autonomen Regionen Galicien, Kastilien und León. Die Natur ist in diesem Abschnitt besonders schön, die Landschaft karg und urig. Das gleiche gilt für die Architektur. Für mich ist dieser Abschnitt sehr authentisch. An vielen Ecken war die lange und alte Tradition des Weges spürbar. Das Kloster Samos, das etwas abseits des Weges liegt, war für mich eines der kulturellen Highlights.
Ich war zum Teil bei traumhaftem Frühlingswetter unterwegs. Bei den letzten drei Etappen, durfte ich erfahren, dass man aber in Galicien auch öfters mit Regen rechnen muss. Immer wieder lief ich im strömenden Regen. Zum Glück waren meine Bilder sehrt gut geschützt. Bei meiner Ankunft in Santiago, zwei Tage nach Ostern, wurde ich von einem Regenbogen begrüßt. Diesen konnte ich mit einem Foto festhalten. Meine Pilgerreise endete in Porto.
Ich bin mir sicher, dass das nicht meine letzter „Camino“ war. Diese Art zu reisen hat mir sehr gut gefallen. Bis auf eine Ausnahme konnte ich mit der Bahn, dem Bus reisen und musste nicht fliegen.
Ich schreibe diesen Blog während draußen schon die Herbststimmung herrscht, aber wir haben zum Glück eine zuverlässige Erinnerungshilfe an die schönen Sommertage – unsere mit Licht und Wärme voll geladene Bilder!
Fangen wir mit Action-Painting von Else an!
Wo gibt es mehr Sonne, auf der wiese oder im Elses Bild? Else hat schon viele AP-Bilder gemalt, aber hier im Freien gestalten sich ihre Bilder natürlich, irgendwie wie von allein!Es ist in der Natur der Sache, dass Action-Painting am besten gelingt, wenn der Körper genug Raum für eine freie Bewegung hat …!
Ute wollte mit ihren Bildern ebenso das Licht fangen! Die tanzende Formen erinnern tatsächlich an die Fotos von der Sonnenoberfläche, wo unser Licht entsteht …Hier kühlt sich das Licht etwas – um stärker strahlen zu können! (Wir sehen auch hier – Grau macht es möglich!)
Simone hat das Licht von ihrer “Schattenseite” zu fangen versucht. Es ist tatsächlich verführerisch, das zufällige Spiel der Schatten miteinbeziehen!
Es ist zwar kein Action-Painting Bild, aber so viel lustige Energie und Humor sieht man selten – das kleine Strauß-Baby von Simone es hat uns begeistert!Das Licht von Ulla bleibt stets ruhig, denn sie hat viel Übung mit den Lichtexzessen des kubanischen Sommers! … Das Bild ist immer noch nicht fertig, passt aber schön mit ihren Farben in die wunderbare Stille des Parks …! Wie eine weitere Pause in der Pause …Hier ein Bildentwurf im Kleinformat, Acryl auf der Fotografie …Karl, ein eingefleischter Gegenstandmaler, hat sein Bild doch “halbabstrakt” gemalt! Vor allem die farbig komplex gestalteten Flächen und die skizzenhafte Art des Farbauftrags tragen dazu bei. Wir wissen allerdings nicht, ob das so bleibt …Karl – das Geburtstagskind des Kurses – hat aber noch eine süße Sonne für uns mitgebracht! Wie versprochen, hier das Rezept von seiner lieben Frau!
TARTE AU CITRON
Citrons confits
Für die eingelegten Zitronen 3 Zitronen in dünne Scheiben schneiden.
250 g Zucker mit 50 g Wasser zum Kochen bringen (ständig rühren).
Die Zitronenscheiben in den Sirup einlegen. 8 min unter milder Temperaturzufuhr köcheln lassen, im Sirup abkühlen lassen. Danach kurz vor dem Servieren auf die Tarte legen. Mit Minzblätter dekorieren.
Crème au citron
175 g Butter zwei Zitronen drei Eier 120 g Zucker
Butter in kleine Stücke schneiden und in eine Schale legen (Zimmertemperatur) Zitronenschale der 2 Zitronen abreiben, Zitronen pressen. In einem Kochtopf Zitronensaft, abgeriebene Zitrusschale, Eier und Zucker mischen. Unter ständigem Rühren (mit Schneebesen) erhitzen (mittlere Hitze). Wenn die Mixtur kocht, sie durch ein feines Sieb auf den Butter tropfen lassen. Mit einem kleinen Elektromixer 2 Minuten mixen. 2 Stunden kühl stellen.
Pâte brisée
190 g Butter (weich/Zimmertemperatur) eine Zitrone 250 g Mehl 5 g Salz 5 dl Milch
Butter in kleine Stücke schneiden und in einer Schale mit einem Kuchenschaber zerquetschen (zu einer cremeartigen Konsistenz) Zitrusschale abreiben und mit dem Mehl mischen. In einem separaten Topf das Salz in Milch auflösen und zur Butter mischen. Mehl nach und nach einarbeiten. Teig mit den Händen vorsichtig bearbeiten bis er homogen ist. Teig in Frischhaltefolie 2 Stunden kühl stellen.
Ofen auf 180C vorheizen. Teig ausrollen, mit Gabel picksen und in einer Backform 20 Minuten blind backen (ohne Belag. Mit Backpapier bedecken und mit Trockenbohnen/-Erbsen füllen und backen). Bohnen und Backpapier entfernen. Abkühlen lassen.
Crème de citron auf dem Tortenboden verteilen und mit den „citrons confits“ und Pfefferminzblättern verzieren.
Der Kuchen war sehr lecker – so wie der Kurs mit euch lustig und inspirierend !!!!
Es ist eine schöne Tradition geworden, das Semester mit unserem Sommerkurs auf der Ökostation abzuschließen. Es ist Urlaub in seiner reinsten Form und es ist Kunst, so wie wir sie immer machen wollen – ohne Zeitdruck, in Ruhe und lustiger Gesellschaft. Dazu Natur; Park und Garten … Malen und zeichnen im hübschen Rückzugsorten, auf der Wiese, unter den Baumkronen oder im Schatten des kleinen Wassergartens …
Und was haben wir alles gemacht? Von Bleistiftskizze, über Farbstudien der Pflanzenwelt und märchenhaften Fantasiebilder bis zum Action-Painting!
Fangen wir mit Julia an!
Mit einer “unschuldigen” Skizze im Gemüsegarten fing es an … Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass der Raum des Bildes schon “parzelliert” ist – die ersten Überlegungen für die Farbstudien sind schon da!Nach vielen Zwischenstationen – ein Sommertraum! … In weiteren Bildern von Julia haben wir eine wunderbare, konzentrierte künstlerische Wanderung beobachtet, hier ihre weiteren Bilder:
Julia bei der Bildbesprechung …
Sabine hat sich ebenso ganz dem Naturstudium gewidmet!
Man sieht es förmlich dem Bild an, dass vorher viel gezeichnet wurde! Eine wahre “Feldstudie” … detailverliebt, genau und fröhlich!
Hier schweben die Pflanzen und Steine – in einer Atmosphäre der Hitze und des Lichtes!
Wiltrud hat sich ganz dem Motiv des Wassers gewidmet! Wie stellt man eine Wasseroberfläche dar, wie das fließende Wasser?!
Das Ergebnis einer fünftägigen Beschäftigung mit der Darstellung einer kleinen Szene im Wassergarten! Es ist alles da – genaue Beobachtung und abstrakte Übersetzung. Das Bild hat uns begeistert – Wiltruds Arbeit verdient Respekt, denn sie hat noch nie Wasser gemalt!Nachbesserungen und Korrekturen im Atelier …
Ein paar Meter weiter im Wassergarten malte Ingrid – das gleiche Thema!
Von drei Seiten abgeschirmt verschwand Ingrid vertieft in ihrer Arbeit …Auch hier – Wasser, das ruhig über die kleine Steinmauer fließt, dazu Pflanzenminiaturen und mild schimmernde Lichtbrechungen – auch Ingrid hat noch nie Wasser gemalt!Eine weitere Naturstudie von Ingrid. Sie bezeichnete sie als “bloß Übung”!
Simone hat sind mehr mit Action-Painting beschäftigt (darüber im Teil 2 meines Berichts mehr), in ihrem Zeichenblock befinden sich aber ein paar wunderschöne Skizzen!
Und sieh da – Wasserspiegelungen! Lässig und schwungvoll skizziert! Wunderbar!!
Hier noch ein angefangenes Bild von Simone … Eine impressionistische Landschaft? Oder eine Studie des sommerlichen Lichts?
Judith hat ihre Landschaften einfach mitgebracht!
Diese fantastische Meerlandschaft hat unsere Fantasie wunderbar beflügelt! Wir hatten viel Spaß gehabt, Geschichten dazu zu erfinden! … Eine Prinzessin, die die Welt retten soll, überquert mit ihrer Flotte das schwarze Gewässer unter dem roten Mond …Sehnsucht nach Meer und Ferne – schöne Einsamkeit im blauen Licht des Südens … Traumhaft!
Heiß, heiß, heiß und noch einmal HEIß …! Mit anderen Worten: perfekte Zeit für ein Sommer-Feelgood-Bildermix aus dem letzten Semester in unserem Atelier! Also eine Cola, Radler, Eiskaffee oder Apfelsaftschorle bereitstellen, sich im Liegestuhl gemütlich machen und unsere Bilder genießen!!
Vom Stuttgarter Strohberg grüß euch herzlich euer Atelierhausmeister 🙂