Ein Künstlerporträt – ALO BORCH

Unsere Petra hat sich in letzter Zeit intensiv mit dem Thema “Porträt” beschäftigt. Nachdem sie die Skulptur “der Schwebende” von Berloch als Porträtmotiv verwendet hat, setzte sie ihre Porträtserie mit einem neuen, in vieler Hinsicht anspruchsvolleren Thema fort; mit der bildnerischen Reflexion über ihre bemerkenswerte Mutter – die mit 52 entschieden hat, Kunst zu studieren!  Petra stellt sie hier mit einer kleinen Vita, einer Auswahl ihrer Bilder und mit drei schönen Porträts vor.

Über meine Mutter:
ALO BORCH

Der Monat meiner Mutter ist der September.
Am 30.9.1919 wurde sie in Bad Gastein (Österreich) geboren. Sie war die Älteste von sechs Schwestern und zwei Brüdern und kam nach ihren wenig älteren Bruder, mit dem sie später das Bergsteigen und Klettern lernte.
Am 12.9.42 heiratete sie einen Berliner; einen examinierten Wirtschaftsingenieur, inzwischen Feldwebel der deutschen Wehrmacht und verbrachte mit ihm die Flittertage beim Bergsteigen in den Bergen der Heimat.
Am 18.9.93 starb sie (verwitwet) in Freiburg, inmitten ihrer Familie in ihrer Atelierwohnung an den Folgen eines Gehirntumors.
„Meine Büdln und meine Dechter“, das nannte sie in den letzten Tagen ihres Lebens ihr Werk. (Bilder und Töchter).
Ich, als dritte Tochter hatte 1971 mein Kunststudium zugunsten der Theologie aufgegeben. Das gab ihr den Anstoß, selbst ihren Lebenstraum zu verwirklichen: malen zu lernen!
Sie besuchte zehn Jahre die Werkkunstschule in Köln, bis Anfang der 80er Jahre und malte bis an ihr Lebensende. Nach dem plötzlichen Tod meines Vaters (81) zog sie nach Freiburg, wo die Jüngste als Tierärztin praktiziert.
Ihre Bilder wurden in verschiedenen Ausstellungen in Freiburg gewürdigt und hängen heute bei uns vier Töchtern und einigen Schwestern.
Die künstlerische Arbeit machte sie mit den großen Künstlern der klassischen und neuen Moderne vertraut. Sie liebte Cézanne und studierte ihn und viele andere. Bildung war ihr in der Jugend trotz Wissensdurst nicht möglich.
Als junge Frau befand sie sich unter der ideologischen Glocke der Nazis, die auch Österreich freudig über sich stülpte.
Als reife Frau lernte sie mit ihren Töchtern eine europäische und internationale Kultur kennen, wählte SPD und kaufte in Köln die erste Emma. Sie verstand sich als Sozial-Feministin mit einer Abweisung aller Organisationen, besonders der Kirchen (als Katholikin war sie ausgetreten). Dennoch engagierte sie sich in der Gemeinde: Sie wurde Vormund für fünf Waisen, deren Eltern an Alkoholkrankheit verstorben waren, und ermöglichte so den Kindern als Familie zusammen erwachsen zu werden. Auch ging sie der Auseinandersetzung mit der Nazi-Geschichte nicht aus dem Weg, sondern konfrontierte sich mit Dokumenten aus ihrer Jugend. (Hitler-Reden im Radio, Holocaustfilme, Ausstellungen).
Alo Borch ist ihre Signatur. Sie war eine geerdete Frau mit großem Herz und, jenseits aller Konventionen, dem Leben verbunden. Meine neuerliche Beschäftigung mit ihrem Porträt verbindet mich neu mit ihr.


Bilder von Alo Borch …

Eine surrealistisch anmutende Formcollage aus fliegenden Farbwesen und wundersamen Raumstapelungen

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Tiefe und Leuchtkraft; Kühle und Wärme: Formspiel und Raumaufbau; Komposition und Farbtanz …
Ein “architektonisches” Form- und Farbgebilde im Prozess einer schönen “Zersetzung” …
Der Betrachter dieser zauberhaften Traumwelt hat sich in einen Kater verwandelt, währen der Mond sein ganzes Licht an die Landschaft verschenkt hat …
Blumen, Vogel, Frau aus Farbtupfer der Fantasie … und trotzdem – eine unverblümte Darstellung einer tiefen seelischen Gespaltenheit !
Alles lebendig, alles bunt und nahrhaft … aber schaut euch den Hintergrund an! Die Marktverkäuferin trägt nicht zufällig schwarz, sie ist ein tragisches “Destillat” der grauen Stadt – ihr geradezu heroisches Unternehmen, hier die Abnehmer für ihre sattfarbigen Früchte zu finden, ist zum Scheitern verurteilt …
Eine kleine bildnerische Erzählung … die Lebensgeschichte der Künstlerin?
Ein Aquarell wie ein heimlich, hinter der Rücken der Zeit ausgehandeltes Glück …
Berge im Schnee in einer Farbstimmung, die zum Träumen einlädt …
Eine liebevolle – und gekonnte – Widmung an Cézanne …

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Drei Porträts von Alo Borch von Petra

Das Porträt scheint, aus Farbwolken und Farbstimmungen zu bestehen … Und das Lächeln und der Blick – sie scheinen, aus dem Funke einer plötzlichen Kindheitserinnerung entsprungen zu sein …

Alo Borch als ältere Frau … Expressive Lebendigkeit und trotzdem – ein Augenblick des inneren Einkehrs.

Eine Studie im Kleinformat …

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Die Meister der Raumfaltung Teil 4

Heute stellen wir zwei weitere Meister der Raumfaltung vor – Beate und Kerstin!  Während Kerstin ihr Bild noch im Kurs fertig gemalt hat, vollendete Beate ihre Arbeit erst neulich zu Hause.  Zwei sehr schöne, mit viel Gefühl und Aufmerksamkeit ausgeführte Werke!

Raumfaltungen von Beate …

Beates Bild ist besonders schön in der spielerischen “Linienführung” und in den mittleren Tonwerten der rötlichen Lichtbrechungen. Das Ergebnis sind eine starke plastische Wirkung und eine kunstvoll fließende “Formkaskade” …

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Raumfaltungen von Kerstin …

Die Raumfaltungen von Kerstin strahlen durch ihre stimmungsvolle Farbgebung eine geradezu hypnotische Ruhe aus – ein sanfter Glanz des Stoffes und ein zartes Licht, das selbst in den dunkelsten Schatten zu leuchten scheint …

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Bezüglich der Arbeitsstimmung, in der Beate zu malen pflegt, hat man schon von einer “epischen Gemütlichkeit” geredet. Das Gleiche gilt auch für Kerstin, die einen ganzen Kurs (12 Termine) für ihre Arbeit verwendet hat!  … Die Bezeichnung “epische Gemütlichkeit” stammt übrigens von Aaron Gurjewitsch, dem berühmten russischen Mediävisten, der mit diesen Worten die Gemütslage des Mittelalters beschrieben hat – und somit die gängige Vorstellung von einem “dunklen” Mittelalter als unhaltbar entlarvte. (Die Vorlagen für die beiden Bilder stammen übrigens auch aus dem Mittelalter – bei Beate ein Bildausschnitt vom Genter Altar Jan van Eycks, bei Kerstin ein Bildausschnitt eines Mariabildnisses des gleichen Künstlers).  An dieser Stelle würde es zu weit führen, den Kontext zu erläutern, aber wer Näheres über die epische Gemütlichkeit erfahren möchte und ein gutes, unterhaltsames Buch sucht, empfiehlt sich Gurjewitschs Werk Stumme Zeugen des Mittelalters: Weltbild und Kultur der einfachen Menschen.”


Das Buch eignet sich hervorragend als (geistig nahrhafte) Sommerlektüre. Antiquarisch für 4 – 5 Euro zu haben …!

 

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Der neue Kinetismus von Gertrud

Gertrud B. ist im vergangenen Kurs eine lustige, mit viel Energie geladene »Kreuzung« aus mehreren avantgardistischen Kunstvisionen gelungen … Die Bilder wollten wir während des Kurses schon mehrmals als fertig erklären, aber Gertrud hat eine gute Intuition gehabt und (glücklicherweise) trotzdem weiter gearbeitet. Wir sind gespannt, ob sich über den Sommer die kleine Bildserie erweiteren wird …

Ein Triptychon aus Schnelligkiet, Energie und Spiellust ! (Bild vergrößern durch Draufklicken)

Bei der Betrachtung Gertruds Bilder denkt man unwillkürlich an die avantgardistische Bildkonzepte des Futurismus, des Suprematismus, des Kinetismus … Damals eine Revolution, heute eine lieb gewonnene bildnerische Erzählung … Hier ein paar Erinnerungen:

Erika G. Klien “Lokomotive” … Eine Ikone des Kinetismus …

Malewitsch schuf mit Suprematismus vor 100 Jahren eine neue Formsprache.

In den letzten Jahren seines Lebens lebte Piet Mondrian in New York. Rhythmus, Formen und Geometrie der Großstadt haben sein Werk stark beeinflusst. Hier New York City I aus dem Jahr 1942.

 

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Ach du liebe Güte, was war da los?!

Letzte Woche am Donnerstag ein schönes Ausklingen des Semesters …


Godela war ausgesprochen guter Mallaune … zak-zak und fertig – die stürmische Welle schlägt um!
 
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Beate malte dagegen in einer wahrhaftig epischer Gemütlichkeit …

Ähnlich auch Petra … Strich per Sctrich – das Gesicht!

Jutta hat gerade noch die Kurve gekriegt, zunächst schnell und frisch, dann zu schnell und dann … dann war der Kurs zu Ende.

Michael hat noch hier und da ein paar Pinselstriche gesetzt und dem exotischen Vogel steht es frei, von seinen Flügeln Gebrauch zu machen …


Franz kann gar nicht anders als stets er selbst sein – malen ohne wenn und aber: Farben oder nix !


… Dann, am Schluss – die restliche Energie des Abends verwandelte sich in eine tänzerische Performance des Putzens (wir sind schließlich im Schwabenland)!

Beate zeigte sich beim Putzen viel energischer als beim Malen … hm … ist das gut oder schlecht?
Waschbecken werden besonders gern geputzt! Godela und Jutta haben sofort die Gelegneheit ergriffen und gleich alle Register ihrer Kunst des Saubermachens gezogen …

Franz – das wüssten wir gar nicht – ist ein begnadeter Tänzer, sogar mit seinem heutigen Tanzpartner, dem Bodenwischer gleitet er um die Tische herum, ohne den Boden zu berühren (der Bodenwischer dagegen „klebte“ am Parkett und hinterlies eine feucht-glänzende Spur hinter sich) … Bravo!

Ach du liebe Güte, was war da los? Ist das unser Atelier?! Will man es jetzt in eine Apotheke verwandeln?? … Nein, natürlich nicht! In Wahrheit war es gar nicht nötig so viel zu putzen – die Räume werden vom Putzdienst general-geputzt – es hat uns aber dermaßen Spaß gemacht, dass wir es nicht lasen konnten … (vhs stuttgart weiß gar nicht, was für fleißige, pflichtbewusste, verantwortungsvolle, hilfsbereite, zuvorkommende und nette Künstler hier malen!)

 

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Die letzten Malabenden in diesem Semester …

Die reiche Kunstausbeute der letzten Kurstage – unsere virtuelle Galerie könnte pausenlos Vernissagen machen !

Fabelhafte Farbräume, verträumte Erzählkunst des Zufalls … (von Christina)

Ein Sommertraum von Janka …

Unter der Einwirkung von Sommerhitze gemalt? Eine schwungvolle Farbkomposition aus harten Lichtbrechungen von Christiane

Bildnerische Gestaltung besonderer Art – das Bild hat seine endgültige Form durch eine radikale »Abtragung« (Abkratzen) von früheren Farbschichten bekommen … Ein Bildexperiment von Astrid

Viele Schichten, viele kompositorische Überlegungen und am Schluss – Rhythmus, Spiel und Ordnung … Ein Bild von Jaqueline

Das “kubistische” Faltenbild von Petra

Eine Staub- oder Schaumwolke, eine entlaufene Laborratte … oder Zuckerwatte aus außer Kontrolle geratener Zuckerwatte-Maschine …?  Ein surrealistisches Bild von Eberhard

Eine »abstrakte Figuration« von Jutta – Rostflecken, abgeblätterte Farbe, Zerfall, Zerbröselung … und trotzdem – eine Gelegenheit zum fröhlichen Spachteln und Schmieren!
Sommerregen von Ursel
Spachtel und Transparenz … ein Bild von Astrid

Formen imTanzrhythmus, Farben als Musik! ein Bild von Ingrid

Der letzte Maldienstag in diesem Semester … Leider muss man in Urlaub fahren, sonst hätten wir weiter malen können. Tja, das Leben ist machmal einfach nicht fair …

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