Unser Sommerkurs – Teil 2


Hier nun die weiteren Bilder aus unserem Sommerkurs!


Ein ganz besonderes Ereignis des Sommerkurses war die Vollendung des großen Triptychons von Ulla! Viele Blogleser werden sich an das Bild erinnern – wir haben schon darüber berichtet. Ulla hat mehrere Jahre mit viel Enthusiasmus und Ausdauerkraft daran gearbeitet und wirklich Hervorragendes vollbracht – bravo!

Bei diesem Werk handelt es sich um eine äußerst vielschichtige, komplexe bildnerische Erzählung, in der viele Wahrnehmungen, Erlebnisse, Inhalte, viel Selbstbeobachtung und viele Lebenserfahrungen gespeichert sind. Diese Arbeit von Ulla stellt außerdem eine kleine Trilogie ihrer vielseitigen, tiefen Beschäftigung mit der Kunst dar. Inhaltlich handelt es sich um ihre leidenschaftliche Begegnung mit dem Land Kuba: Lebenslust und Armut, Unterdruckung und Vitalität, Hitze und Tanz, Licht- und Schattenspiele, Traumbilder einer wunderschönen, morbiden Zerbröselung – und die Schöpfungskraft von vielen Maler und Schriftsteller, die Ulla in Havanna kennengelernt hat … All das hat bildnerische Spuren in diesem Werk hinterlassen. … Ullas Triptychon ist aber auch ein schönes Dokument einer künstlerischen Suche nach Ausdruck und Kraft.

Auch für Godela wird es eine Fortsetzung ihrer Arbeit geben fünf Tage waren zu wenig für ihr Vorhaben – eine majestätische Berglandschaft im Großformat. Aber sie hat einiges zustande gebracht!  Bei ihrer Arbeit hat sich gezeigt, wie schwierig es manchmal ist das richtige Format für das Bild zu wählen. Während in der Mitte des Bildes das Bergmotiv mit viel Aussagekraft dargestellt wurde, wollten der untere und der obere Rand die Landschaft nicht aufnehmen … Eine unzähmbare “Tücke des Objekts” – eine Leinwand, die sich “weigert” den Inhalt zu beherbergen? Im Herbst arbeiten wir daran weiter!

Der Entwurf lässt sich sehen – starke Stimmung und das kolossale Licht einer üppigen Landschaft, die uns zum Träumen einladen will …

Morris hat seine wunderbare Op-Art Serie fortgesetzt! Ein wahres Kontrastprogramm des Kurses. Während die Anderen mit Pinsel, Spachtel, Schwamm und gelegentlich mit Fingern ihre Werke schufen, leistete Morris Präzisionsarbeit mit Teppichmesser, Lineal, Schere und Kleber.


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Franziska – die extra aus Bonn zu uns gekommen ist! – hat mit geometrischer Abstraktion und Struktur experimentiert und dabei ein paar neue Maltechniken erprobt. Farbschicht für Farbschicht gestaltete sie eine nächtliche Wüstenlandschaft und eine Komposition aus verschiedenen Farbfeldern.
Ist es der Mond, ist es die Erde?

Das blaue Dreieck scheint die anderen Formen zu einem Spiel animeren zu wollen, die ersten Schritte hat es schon gemacht …

Else ist ein Spielgeist par excellence! Man schaut fünf Minuten weg und schon hat man die Entstehung eines Meisterwerks aus Spritzer und Kratzer verpasst! Mensch Else, das ist nicht fair …

Spiel, Lust, Freude – und eine Musik der Farben und Formen, die zum Tanz einlädt!

Strahlende Ringe aus Gold und Silber, ein prächtiger Strudel, in dem lustige “orientalische” Farbwesen ihren exotischen Tanz vorführen … Eine Geschichte aus 1001 Nacht?
… Hier geht es zum Sommerkurs Teil 1

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Im Auge des Hurrikans – unser Sommerkurs (Teil 1)

Am Montag ist auch unser letzter Workshop in diesem Semester zu Ende gegangen.  Fünf schöne Tage; Freude des Malens, des Spachtelns, des Schmierens; viele gute Gespräche, viel Experiment und eine große Bildproduktion! Wir haben ein paar Maltechniken genauer erforscht und mit Gelerntem tolle Bilder gemalt.
Hier unsere Maltruppe – im Auge des “Hurrikans” (gemalt von Else).


Und hier unsere Werke (Teil 1 – den Rest zeigen wir im nächsten Beitrag )
Julia hat eine wunderbare Bildserie mit dem Thema “Eis” gemacht!  Zunächst stellte sich die Frage, wie malt man eigentlich einen sanften Verlauf, um die Wolken oder eine ruhige Wasseroberfläche darzustellen? Wie stellt man einen Eisbrocken dar? Es gelingt nur mit dem richtigen Material (Grundierung, Farbe, Bindemittel, Wasser) und mit einem entsprechenden Einsatz vom Werkzeug! Plus etwas Übung …!
Wie stellt man Transparenz des Eises dar …?
Die Wassertiefe ist schon sehr gut gelungen …
Der Eisberg schwimmt, die Spiegelung funktioniert …

Das letzte Bild überzeugt ganz – jede Fläche und jede hier verwendete Maltechnik hat ihre klare Funktion: der Raum, die Spiegelungen, die Transparenz, die Atmosphäre …

Auch Jutta hat sich mit dem Thema “Eis” beschäftigt und, nach etwas Übung, ein tolles, lustiges Bild, das wir uns immer wieder anschauen müssten, gemalt!

Wollen wir ins Wasser springen … oder lieber ein Nickerchen machen …?

Juttas “Übungsbild” …

Dieses Bild ist ein alter Bekannter. Jutta hat es während ihres ersten Abendkurses in unserem Atelier angefangen. Es war zugleich ihre erste Arbeit mit dem Spachtel. Im Sommerkurs wurde hauptsächlich der Hintergrund bearbeitet. Eine wunderbare Arbeit voll Frische und Leichtigkeit!

Karl ist seinem Lieblingsmotiv treu geblieben – das Meer!

Ein wuchtiges, starkes Kolorit, die schäumenden Flächen (Karl hat mit einem Schwamm gearbeitet) und eine Landschaft, in der die Farben von einer Sehnsucht nach Exotik und Abenteuer erzählen und zugleich einen sofortigen Aufbruch in die Ferne zu versprechen scheinen!
Sigrid hat viel mit sich selbst gerungen, um am Schluss doch sehr gute Bilder produziert!

Eine Stadt, Ein Bücherregal – eine stille Intime der Farben, Flächen und Formen …

Zufal und Spiel … Singrid konnte das Bild lange nicht “akzeptieren”, hat trotzdem weiter gearbeitet – und die Arbeit hat sich gelohnt!

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Ein Künstlerporträt – ALO BORCH

Unsere Petra hat sich in letzter Zeit intensiv mit dem Thema “Porträt” beschäftigt. Nachdem sie die Skulptur “der Schwebende” von Berloch als Porträtmotiv verwendet hat, setzte sie ihre Porträtserie mit einem neuen, in vieler Hinsicht anspruchsvolleren Thema fort; mit der bildnerischen Reflexion über ihre bemerkenswerte Mutter – die mit 52 entschieden hat, Kunst zu studieren!  Petra stellt sie hier mit einer kleinen Vita, einer Auswahl ihrer Bilder und mit drei schönen Porträts vor.

Über meine Mutter:
ALO BORCH

Der Monat meiner Mutter ist der September.
Am 30.9.1919 wurde sie in Bad Gastein (Österreich) geboren. Sie war die Älteste von sechs Schwestern und zwei Brüdern und kam nach ihren wenig älteren Bruder, mit dem sie später das Bergsteigen und Klettern lernte.
Am 12.9.42 heiratete sie einen Berliner; einen examinierten Wirtschaftsingenieur, inzwischen Feldwebel der deutschen Wehrmacht und verbrachte mit ihm die Flittertage beim Bergsteigen in den Bergen der Heimat.
Am 18.9.93 starb sie (verwitwet) in Freiburg, inmitten ihrer Familie in ihrer Atelierwohnung an den Folgen eines Gehirntumors.
„Meine Büdln und meine Dechter“, das nannte sie in den letzten Tagen ihres Lebens ihr Werk. (Bilder und Töchter).
Ich, als dritte Tochter hatte 1971 mein Kunststudium zugunsten der Theologie aufgegeben. Das gab ihr den Anstoß, selbst ihren Lebenstraum zu verwirklichen: malen zu lernen!
Sie besuchte zehn Jahre die Werkkunstschule in Köln, bis Anfang der 80er Jahre und malte bis an ihr Lebensende. Nach dem plötzlichen Tod meines Vaters (81) zog sie nach Freiburg, wo die Jüngste als Tierärztin praktiziert.
Ihre Bilder wurden in verschiedenen Ausstellungen in Freiburg gewürdigt und hängen heute bei uns vier Töchtern und einigen Schwestern.
Die künstlerische Arbeit machte sie mit den großen Künstlern der klassischen und neuen Moderne vertraut. Sie liebte Cézanne und studierte ihn und viele andere. Bildung war ihr in der Jugend trotz Wissensdurst nicht möglich.
Als junge Frau befand sie sich unter der ideologischen Glocke der Nazis, die auch Österreich freudig über sich stülpte.
Als reife Frau lernte sie mit ihren Töchtern eine europäische und internationale Kultur kennen, wählte SPD und kaufte in Köln die erste Emma. Sie verstand sich als Sozial-Feministin mit einer Abweisung aller Organisationen, besonders der Kirchen (als Katholikin war sie ausgetreten). Dennoch engagierte sie sich in der Gemeinde: Sie wurde Vormund für fünf Waisen, deren Eltern an Alkoholkrankheit verstorben waren, und ermöglichte so den Kindern als Familie zusammen erwachsen zu werden. Auch ging sie der Auseinandersetzung mit der Nazi-Geschichte nicht aus dem Weg, sondern konfrontierte sich mit Dokumenten aus ihrer Jugend. (Hitler-Reden im Radio, Holocaustfilme, Ausstellungen).
Alo Borch ist ihre Signatur. Sie war eine geerdete Frau mit großem Herz und, jenseits aller Konventionen, dem Leben verbunden. Meine neuerliche Beschäftigung mit ihrem Porträt verbindet mich neu mit ihr.


Bilder von Alo Borch …

Eine surrealistisch anmutende Formcollage aus fliegenden Farbwesen und wundersamen Raumstapelungen

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Tiefe und Leuchtkraft; Kühle und Wärme: Formspiel und Raumaufbau; Komposition und Farbtanz …
Ein “architektonisches” Form- und Farbgebilde im Prozess einer schönen “Zersetzung” …
Der Betrachter dieser zauberhaften Traumwelt hat sich in einen Kater verwandelt, währen der Mond sein ganzes Licht an die Landschaft verschenkt hat …
Blumen, Vogel, Frau aus Farbtupfer der Fantasie … und trotzdem – eine unverblümte Darstellung einer tiefen seelischen Gespaltenheit !
Alles lebendig, alles bunt und nahrhaft … aber schaut euch den Hintergrund an! Die Marktverkäuferin trägt nicht zufällig schwarz, sie ist ein tragisches “Destillat” der grauen Stadt – ihr geradezu heroisches Unternehmen, hier die Abnehmer für ihre sattfarbigen Früchte zu finden, ist zum Scheitern verurteilt …
Eine kleine bildnerische Erzählung … die Lebensgeschichte der Künstlerin?
Ein Aquarell wie ein heimlich, hinter der Rücken der Zeit ausgehandeltes Glück …
Berge im Schnee in einer Farbstimmung, die zum Träumen einlädt …
Eine liebevolle – und gekonnte – Widmung an Cézanne …

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Drei Porträts von Alo Borch von Petra

Das Porträt scheint, aus Farbwolken und Farbstimmungen zu bestehen … Und das Lächeln und der Blick – sie scheinen, aus dem Funke einer plötzlichen Kindheitserinnerung entsprungen zu sein …

Alo Borch als ältere Frau … Expressive Lebendigkeit und trotzdem – ein Augenblick des inneren Einkehrs.

Eine Studie im Kleinformat …

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Die Meister der Raumfaltung Teil 4

Heute stellen wir zwei weitere Meister der Raumfaltung vor – Beate und Kerstin!  Während Kerstin ihr Bild noch im Kurs fertig gemalt hat, vollendete Beate ihre Arbeit erst neulich zu Hause.  Zwei sehr schöne, mit viel Gefühl und Aufmerksamkeit ausgeführte Werke!

Raumfaltungen von Beate …

Beates Bild ist besonders schön in der spielerischen “Linienführung” und in den mittleren Tonwerten der rötlichen Lichtbrechungen. Das Ergebnis sind eine starke plastische Wirkung und eine kunstvoll fließende “Formkaskade” …

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Raumfaltungen von Kerstin …

Die Raumfaltungen von Kerstin strahlen durch ihre stimmungsvolle Farbgebung eine geradezu hypnotische Ruhe aus – ein sanfter Glanz des Stoffes und ein zartes Licht, das selbst in den dunkelsten Schatten zu leuchten scheint …

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Bezüglich der Arbeitsstimmung, in der Beate zu malen pflegt, hat man schon von einer “epischen Gemütlichkeit” geredet. Das Gleiche gilt auch für Kerstin, die einen ganzen Kurs (12 Termine) für ihre Arbeit verwendet hat!  … Die Bezeichnung “epische Gemütlichkeit” stammt übrigens von Aaron Gurjewitsch, dem berühmten russischen Mediävisten, der mit diesen Worten die Gemütslage des Mittelalters beschrieben hat – und somit die gängige Vorstellung von einem “dunklen” Mittelalter als unhaltbar entlarvte. (Die Vorlagen für die beiden Bilder stammen übrigens auch aus dem Mittelalter – bei Beate ein Bildausschnitt vom Genter Altar Jan van Eycks, bei Kerstin ein Bildausschnitt eines Mariabildnisses des gleichen Künstlers).  An dieser Stelle würde es zu weit führen, den Kontext zu erläutern, aber wer Näheres über die epische Gemütlichkeit erfahren möchte und ein gutes, unterhaltsames Buch sucht, empfiehlt sich Gurjewitschs Werk Stumme Zeugen des Mittelalters: Weltbild und Kultur der einfachen Menschen.”


Das Buch eignet sich hervorragend als (geistig nahrhafte) Sommerlektüre. Antiquarisch für 4 – 5 Euro zu haben …!

 

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Der neue Kinetismus von Gertrud

Gertrud B. ist im vergangenen Kurs eine lustige, mit viel Energie geladene »Kreuzung« aus mehreren avantgardistischen Kunstvisionen gelungen … Die Bilder wollten wir während des Kurses schon mehrmals als fertig erklären, aber Gertrud hat eine gute Intuition gehabt und (glücklicherweise) trotzdem weiter gearbeitet. Wir sind gespannt, ob sich über den Sommer die kleine Bildserie erweiteren wird …

Ein Triptychon aus Schnelligkiet, Energie und Spiellust ! (Bild vergrößern durch Draufklicken)

Bei der Betrachtung Gertruds Bilder denkt man unwillkürlich an die avantgardistische Bildkonzepte des Futurismus, des Suprematismus, des Kinetismus … Damals eine Revolution, heute eine lieb gewonnene bildnerische Erzählung … Hier ein paar Erinnerungen:

Erika G. Klien “Lokomotive” … Eine Ikone des Kinetismus …

Malewitsch schuf mit Suprematismus vor 100 Jahren eine neue Formsprache.

In den letzten Jahren seines Lebens lebte Piet Mondrian in New York. Rhythmus, Formen und Geometrie der Großstadt haben sein Werk stark beeinflusst. Hier New York City I aus dem Jahr 1942.

 

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