Wer will schon die zweite Geige spielen?

Das Problem des Hintergrunds in der figurativen Malerei taucht immer wieder auf – wie behandelt man Flächen, die in einer Komposition eine “Nebenrolle” spielen? Letzte Woche haben wir dieses Thema exemplarisch in den Bildern von Tatjana behandelt. Hier drei Arbeitsstufen, in denen nur der Hintergrund bearbeitet wurde.
Der Hintergrund wirkt gegenüber den Flächen, die Obst darstellen, sehr “flach.”

Wir suchen eine Farbkomposition, die alle Flächen berücksichtigt …
Das gesamte Bild (alle Gegenstände und Flächen) wirkt nun viel plastischer …
Ein paar Farbakzente, und der Hintergrund hat seine eigene, den anderen Formen ebenbürtige Aussagekraft gewonnen.
Tatjana war über Faschingsferien sehr inspiriert und hat viele wunderbare Arbeitsproben zur Besprechung gebracht. Besonders haben sie die Bilder von Cézanne beeindruckt. Aber was macht sie so “plastisch” und so tief? Die Antwort liegt auf der Hand: Alle Flächen sind mit gleicher Aufmerksamkeit behandelt worden! Hier eine Auswahl Tatjanas Bilder und Zeichnungen.

Wir haben uns die Bilder auch bezüglich des Verhältnisses der Form- bzw. Flächengrößen (HIER mehr darüber) angeschaut.

Hilfreich war uns auch dieses Mal der Themenfundus unseres Blogs …
Eva hat den Beitrag, in dem das Thema schon behandelt wurde, gleich gefunden. (Zum Glück hat sie ihr Tablet stets dabei …)

 

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– Zwei Ausstellungen und eine Vernissage


Eine kleine Gruppe – allesamt die Stammbesucher unseres Ateliers – hat sich neulich zusammengetan und, mit dem Atelierhausmeister am Board, einen Ausflug nach Karlsruhe gemacht. Denn die Ausstellung “Cézanne Metamorphosen” in der Staatlichen Kunsthalle ist bald – am 11.02. – zu Ende. Die Ausstellung war recht gut besucht, aber wir konnten uns mühelos einen Platz vor den Bildern erobern.
Nun, was hat dieser Maler-Autodidakt so toll gemacht, dass immer noch alle Welt dorthin pilgert, wo seine Bilder zu sehen sind? Wir haben uns ein paar Werke genau unter die Lupe genommen, was uns einen großen Genuss bereitet hat.  Nicht selten allerdings wird mancher Ausstellungsbesucher enttäuscht, denn zunächst sieht er auf seinen Leinwänden laute vertraute Farb– und Formgebungen, nichts scheint in seinen Bildern ungewöhnlich oder besonders zu sein … Und genau das ist es, was man beachten muss! – dieser Künstler hat die Malerei so maßgeblich beeinflusst, dass seine bildnerische Sprache und sein künstlerisches “Konzept” heute “normal” und unspektakular wirken. Für uns bedeutet dies, dass wir – wollen wir seine Kunst wirklich verstehen – auch den Kontext ihrer Entstehung berücksichtigen müssen.  Hier ist sicher kein geeigneter Ort, um mehr als ein paar Stichwörter darüber zu sagen, zumal wir über Cézanne schon berichtet und sogar eine Buchempfehlung gegeben haben. Wir können aber das Phänomen “Cézanne” im nächsten Semester gern detaillierter behandeln.

Den Raucher haben wir uns ganz genau angeschaut. Der Raum wirkt flach, das Volumen – oder besser gesagt das räumliche Fassungsvermögen der stark reduzierten, kubistisch anmutenden Formen dagegen, scheint vor Fülle zu platzen … Auch die Arbeitsweise des Künstlers haben wir zu enträtseln versucht. Dafür gab es genug Hinweise; die linke, skizzenhaft gemalte Hand und die rechte, wohlgeformte; Stofffalten, die sich in luftige Pinselstriche aufzulösen, kleine Farbnotizen und schnelle Korrekturen an der Figur und im Hintergrund …

Else, Sabine, Ulla, Karl – der uns freundlicherweise mit seiner Autolimousine nach Karlsruhe gefahren hat – und der Atelierhausmeister … Auf dem Weg zurück nach Stuttgart haben wir noch den Kloster Maulbronn besucht und uns dort eine Führung gegönnt. (Darüber ein anderes Mal mehr).


Gleich am nächsten Tag besuchte ich mit Jutta die Ausstellung vom leider jung verstorbenen amerikanischen Künstler Patrick Angus im Kunstmuseum. Zu sehn war ein Patchwork aus anfänglichen Probearbeiten und späteren genauen bildnerischen Beobachtungen seiner unmittelbaren Umgebung. Porträts, Akt- und Figurenzeichnungen, Landschaftsbilder und schonungslose Berichterstattungen aus den Bars, Klubs und Vergnügungsstätten der New-Yorker Gay-Szene … Die Ausstellung ist noch bis 08. April zu sehen!

In der “Posenwelt” des Künstlers …


Am Schluss möchte ich euch auf eine Vernissage aufmerksam machen. Bei der Gruppenausstellung FreiZeichen macht eine langjährige Malerin unseres Ateliers Jo Schöffend mit, die jetzt nicht nur wunderbare Kunst macht, sonder auch selbst unterrichtet! Hier könnt ihr mehr über Jo erfahren.  Ich würde mich freuen, auch bei der Vernissage zu sehen!

FreiZeichen
Eröffnung: Do., 8. Februar 2018
19.00 Uhr im Foyer
Landratsamt Ludwigsburg
Hindenburgstraße 40

Mehr Infos über die Ausstellung HIER.


Ein Bild von Jo – Der Weg ist das Ziel-4, Mischtechnik, 40×40 cm

 


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Sonne, Hitze, Licht – was sagt Cézanne dazu!


»Diese Sonne, hören Sie zu … das Spiel der Strahlen, Ihr Weg, Ihr Eindringen, die Allgegenwart der Sonne über die Welt hin, wer wird das jemals malen, wer wird das berichten?«



Jeder hat von ihm gehört, alle wissen, dass er die Malerei der Moderne maßgeblich beeinflusst hat. Ausstellungen, die seine Werke zeigen, verzeichnen Besucherrekorde, man staunt über die Millionen, die für seine Bilder gezahlt werden … Aber wie hat “der große Meister” gedacht, was hat er über seine Arbeit gesagt, was wollte er mit seiner Malerei eigentlich erreichen?
In kleinem Buch “Gespräche mit Cézanne” kann man es nachlesen! Hier sind seine wichtigsten Äußerungen gesammelt – aufgezeichnet von seinen Freunden und Besuchern oder hinterlassen in Briefen.  Seine Gedanken über die Kunst, Künstler und Malerei zeugen von einem urigen Geist, der unbeirrt seinen eigenen Weg schlägt. Was ist Farbe, was ist Fläche, wie erklärt man das Phänomen “Schatten”? Eindrucksvoll berichtet der Maler über sein Verständnis der Malerei und seine Verhältnis zur Natur. Um Kunst machen zu können, soll der Künstler “in sich verstummen lassen alle Stimmen der Voreingenommenheit, vergessen, vergessen, Stille machen, ein vollkommenes Echo sein.” An einer anderen Stelle ruft er: “Keine Theorien! Werke … Die Theorien verderben die Menschen.” … Den Künstlern empfiehlt er Meditation, lange Arbeit, Studium und Beharrlichkeit …
Noch immer gilt die Feststellung “willst du moderne Malerei verstehen, musst du Cézanne verstehen”. Denn die Liste der Künstler, die sich auf ihn berufen, ist lang und umfasst beinahe alle “bedeutenden” Maler des 20. Jahrhundert.

Übrigens: Noch bis 18. Juni haben wir die Gelegenheit, ein paar seiner Bilder in der Ausstellung Aufbruch Flora”  zu sehen!

Gespräche mit Cézanne … ein paar unterhaltsame und anregende Lesestunden für alle, die den großen Meister besser kennenlernen wollen !


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