Matisse in der Kunsthalle Mannheim


Henri Matisse – Inspiration und Impression

Ein Beitrag von Eva Kaiser


Bis zum 19. Januar zeigt die Kunsthalle Mannheim unter dem Titel „Inspiration Matisse“ Gemälde von Henri Matisse und einigen seiner Zeitgenossen. Die Ausstellung versucht zu zeigen, wie Matisse die Malerei des 19. Jahrhunderts hinter sich läßt und über eine Phase des Experimentierens mit verschiedensten Stilen seinen eigenen Stil entwickelt.
Viele Gemälde zeichnen nicht nur diese Entwicklung nach, ihnen werden Werke von Malern gegenübergestellt, die er beeinflusst hat.
Matisse widmete sich intensiv der Malerei, nachdem er 1891 sein Jurastudium aufgegeben hatte.
Seine ersten Arbeiten waren noch recht konservativ, wie sein Bild der „Serveuse Bretonne“ von 1896 zeigt, oder auch das vom Atelier seines Lehrers Gustave Moreau von 1895.


Die Magd 1896
Atelier des Lehrers Gustave Moreau


Liseuse en robe violette

Schon an „La Cour du moulin d‘Ajaccio“ von 1898 läßt sich ablesen, wie intensiv er seine Entwicklung voran getrieben hat. Im selben Jahr malt er die „Liseuse en robe violette“ – in Farbgebung und Technik vollkommen anders.


Matisse Nu bleu 1899-1900

Das Gemälde „Blauer Akt“ aus den Jahren 1899/1900 zeigt, dass Matisse zu dieser Zeit mit Vlaminck und Derain gemeinsam experimentiert hat, dass sich alle drei gegenseitig inspiriert haben. Verdeutlicht durch Vlamincks „Les Coteux de Malmaison“ von 1907 und „Bougival“ von Derain aus dem Jahr 1904.


Maurice de Vlaminck, »Les Coteux de Malmaison« (1907)
Bougival

Matisse, La plage rouge 1905

Mit „La plage rouge von Matisse (1905), seinem Akt „Nu dans le bois“ (1906), Auguste Herbins „Le port de Bastia“ (1907), dem „Port d’Anvers“ des Belgiers Othon Friesz, Bracques „trübem Wetter in La Calanque (1907) und seinem „Weiblichem Akt“ aus dem gleichen Jahr und der „Jeune fille assise“ von Matisse von 1909 wird deutlich, dass eine große Gruppe europäischer Maler um Matisse sich austauschte und gegenseitig inspirierte. Es gab Briefwechsel, Atelier- und Ausstellungsbesuche. Auch August Macke, Ernst-Ludwig Kirchner und Max Pechstein gehörten zu diesem Kreis, kannten die Werke von Matisse.


Matisse, Nu dans le forêt 1906
Georges Bracque La Calanque, temps gris (1907)
Auguste Herbin Le Port de Bastia, 1907

O. FrieszLe port d’Anvers 1906

Georges-Bracque-Sitzender-weiblicher-Akt
Matisse, Jeune fille assise 1909
Matisse, Nu le bois clair 1906

Ein großer Saal ist Skulpturen gewidmet, von Matisse und anderen, die den weiblichen Körper in Bewegung zeigen. Zu diesem Thema sind auch Holzschnitte von Matisse zu sehen. Für einen von ihnen ist auch der Druckstock ausgestellt, der in der französischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird.


Matisse, Nu le grand Bois (1907)

Natürlich fehlen auch die vier riesigen Bronzen nicht, die Rückenansichten, die den Stuttgartern aus der Staatsgalerie vertraut sind. Eine Reihe von Stilleben zeigt abschließend, wie diese befreundeten Maler oft das gleiche Thema bearbeitet haben.


Matisse, Fleurs et céramique, 1913

In diesem Zusammenhang lernt man den deutschen Maler Hans Purrmann und seine Frau Mathilde kennen.


Hans-Purrmann-Blick-auf-Collioure

Purrmann war einige Monate Schüler von Matisse, viele seine Arbeiten und die seiner Frau sind in Speyer im Purrmann-Haus zu sehen.
Ein eindrucksvoller Dokumentarfilm aus dem Jahr 1946 gibt Einblicke in die letzten Jahre von Matisse und zeigt – in Zeitlupe – wie er ein Porträt seines Enkels zeichnet.

Die Ausstellung widmet sich gezielt den frühen Schaffensjahren von Matisse, sie zeigt ein stürmisches Jahrzehnt, in dem eine große Gruppe europäischer Künstler die Malerei ins 20. Jahrhundert führt.


Jeune-fille-à-la-robe-verte

Die Ausstellung endet mit Bildern, die schon vertraut erscheinen – Interieurs, Ausblicke, Durchblicke, Spiegelungen, flächiges Dekor und immer wieder Frauengestalten. Am Ende steht ein Zitat aus dem Jahr 1953:

„Farben und Linien sind Kräfte, und im Spiel dieser Kräfte, in ihrer Ausgewogenheit liegt das Geheimnis künstlerischer Schöpfung.“


 

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Neue Bilder im neuen Jahr


Am vergangenen Wochenende füllte sich unser Atelier wieder mit neuen Bildern. Das neue Jahr konnte nicht besser anfangen – ausser Kunst gab es reichlich Kaffee und (diverse!) Kuchen sowie eine fröhliche Stimmung, die uns prächtige Werke schaffen liess. Am übernächsten Wochenende sehen wir uns wieder!



 

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Die Kunst des Kunstmachens


Julia als Serien-Junkie
Ein Beitrag von Julia L.


Ich liebe meine dicke Rolle Flies-Tapete! Seit ich sie besitze, bin ich völlig frei vom Druck ein Endziel zu erreichen. Seither gehe ich in Serie mit allem was ich male. Zum einen, weil mir nie so recht etwas einfallen will, das sich als Einzel-Bild zu verwirklichen lohnt und zum anderen, weil Željko sagt, das sei gut für uns – und er hat, wie immer, recht damit!



Schon im Sommerkurs habe ich es nicht über den Baum am Eingang der Ökostation hinaus geschafft. Ich habe ihn Stück für Stück erobert und zerlegt und wieder neu zusammengebaut. Zunächst mit Bleistift-Skizzen, dann in schwarz-weiß, um das Formgebende Hell-Dunkel zu verstehen und langsam dann in Farbe. Schritt für Schritt ist mir das Prinzip „Baum“ klarer geworden. Und je klarer es war, desto gröber, lockerer, einfacher konnte ich den Baum darstellen wie ich es wollte. Ich war überglücklich – auch wenn ich am Ende der Maltage wieder kein Oeuvre sondern ausschließlich gerollte Skizzen-Tapeten mit heim genommen habe.






Im nächsten Workshop vor ein paar Wochen hat Željko eine neue Technik gezeigt – die Monotypie. Diesmal teilte ich meine Tapete in einzelne Bereiche auf, um einen Druck neben den anderen zu setzen – fest entschlossen wieder ein Serienerlebnis zu wagen.


Erst nach dem neunten Druck war das Druckergebnis von mir steuerbar, natürlich noch mit reichlich Zufall gespickt, was ja eben den Reiz der Monotypie ausmacht, aber schon gelenkt mit beabsichtigten Effekten.

Auf einer Transparentfolie wird eine Form aus der Vorlage abgebildet (“kopiert”) …
… dann legt man die Folie auf die entsprechende Fläche auf dem Bild …,
… druckt ein wenig und die Form ist als Monotypie, bzw. Druckgrafik auf dem Bild!
Die “Druckfehler” sind hier durchaus gewollt – es ist ein Spiel mit der Ungenauigkeit und Zufall, das eine Form erfrischt und die Arbeit inspiriert.
Wenn ich so hypnotisch in Serie gehe, kann ich gar nicht schnell genug arbeiten, um den spannenden Weg und die Entwicklung im Arbeiten zu erleben, zwei Tage reichen bei weitem nicht aus! Bei nächster Gelegenheit habe ich das neu entdeckte Druckverfahren genutzt, um Körper in Serie über meine Tapete tanzen zu lassen. Die Bewegungen der Figuren füllen sich eben durch den gesteuerten Fehler mit Leben – aufgeschwemmte Farbkleckse formen einen runden Po – ausgedünnte schwache Drucklinien deuten schnelle Bewegung an – hier ist das Ende der Experimente nicht in Sicht und trotzdem schaue ich das Ergebnis schon gerne an.


Obwohl als eine “Hilfstechnik” gedacht – die Formexperimente öffnen viel Spielraum für bildnerische Erzählungen …!


Was passiert beim Serien-Malen? Der Lerneffekt ist unvermeidbar!
Wer sich in Serie begibt erfährt den lang gespannten Bogen zwischen Loslassen, Zulassen, Zuschauen, Aufgeben, Entdecken, Zügeln, Aneignen. Ein anstrengender aber zugleich faszinierender Vorgang. Dabei entsteht ein Dialog mit sich selbst: Handeln und Erleben, Vorschlag und Antwort, Wirken und Betrachten – in immer wiederkehrenden Zyklen. Durch diesen Prozess schält sich das Wesentliche heraus. Das Handwerkliche rutscht in die Selbstverständlichkeit und macht dem Bildnerischen Platz. Die eigene Gestaltungsidee wird immer klarer und am Ende vielleicht so einfach, dass mit wenigen Strichen das von Željko oft ausgerufene „ein Meisterwerk!“ gelingt – so jedenfalls meine Hoffnung.






Noch habe ich den Schritt von der Skizze zum Bild nicht gewagt – ich verharre einfach allzu gerne in diesem freien, ambivalenten und fordernden Schwebezustand der Serien. Meine Tapeten-Rolle ist dick genug um weiter zu machen, und weiter und nochmal und immer wieder weiter …

 

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Zwei Veranstaltungstipps


Weihnachten vorbei, Silvesterparty vorbei … und jetzt?! Hier zwei Tipps für das große Januar-Kulturloch!  Am 10.01. gibt es eine tolle Ausstellungseröffnung in der Galerie Oberwelt.


SALVATOR MUNDI – Altpapier Zeichnungen Sigrun Köhler / Böller und Brot


Die zweite Veranstaltung hat nicht direkt mit Kunst zu tun, hat uns aber im letzten Semester sehr bewegt: Am 15. Januar gibt es einen Vortrag von Ernst Ulrich von Weizsäcker in der VHS-Stuttgart! Das Thema ist “Wie können Demokratien mit dem Klimawandel fertig werden?” … Ich werde sicher hingehen.

Mehr Infos über den Inhalt des Vortrags HIER

Kursnr.: 192-02850

Beginn: Mi., 15.01.2020, 18:00 – 19:30 Uhr

Kursort: TREFFPUNKT Rotebühlplatz

Gebühr: 8,00 € EUR 8.00/ EUR 0.00 Studierende/ Schüler/innen Karten an der Anmeldung im EG

[P.S. … mehr über das Thema “Klimawandel” gibt es auch in unserem Blog unter: painters 4 future !]


 

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Bilder-Revue 2019

Das alte Jahr 2019 ist bald vorbei!

Schön war es mit euch, wir haben viel Spass miteinander gehabt, viel Neues ausprobiert und viele neue Themen behandelt. Wir sind sogar so weit gekommen, dass wir uns Schritt per Schritt den großen Kernfragen der Malerei gewidmet haben! Wir haben z. B. das zentrale Inspirationsfeld der bildnerischen Ideenentwicklung in unsere Arbeit integriert – die wunderbare Spielwelt der Skizze! … So werden wir jetzt auch einen neuen Themen-Workshop pro Semester haben – “Die Grundsprache der Malerei” – zur Vertiefung und Erweiterung dieser u. ä. Themenbereiche


Es hat mir stets sehr viel Freude gemacht, mich mit euch der Kunst zu widmen! … Für das neue Jahr 2020 wünsche ich euch Glück und Gesundheit, viel Liebe und Inspiration – und eine schöne, bunte Silvesterparty! …

Ich schließe den letzten Beitrag mit einer Bilder-Revue 2019 ab – es ist beinahe unglaublich, wie viele fantastische Werke in unserem Atelier entstanden sind! (Ergänzend dazu das kleine Video über unser Atelier!)

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