– Singende Köpfe, tanzende Linien – Teil I

Die Zeichner unter den Künstlern unseres Atelier haben sich über das Wochenende mit dem Thema “Mimik und Ausdruck” beschäftigt – und einen Kopf zum Singen gebracht.
Die Anatomie des Singens ist gar nicht einfach. Zunächst haben wir uns mit der Verformung unseres “Roboterkops” beschäftigt. Das Erfassen von entsprechender Körperhaltung und perspektivische Verzerrung der anatomischen  Grundform verlangten zwar hohe Konzentration, aber die Arbeit hat uns so ergriffen und so viel Spaß gemacht, dass wir die Zeit ganz vergessen haben! Manche schwierige Stellen – z. B. Ohren, Augen und Nase – haben wir separat behandelt, erklärende Skizzen gemacht (und sogar Spickzettel geschrieben!), um die Zusammensetzung der Formen besser verstehen zu können. An unserem ersten Tag sind wir um 17 Uhr wie aus einem Traum erwacht – und müssten über die Qualität unserer Werke staunen.

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Da wir weder eine Vorlage noch ein Model benutzt haben, müssten wir den singenden Kopf zunächst mithilfe unseres Standardmodels konstruieren. Dies ging nur Schritt per Schritt

Irgendwann fingen unsere Linie an zu singen

 

 


… und hier ein paar Details.

 

Am Sonntag haben wir mit Farbe gearbeitet, darüber im nächsten Beitrag …

 

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Apollo in Tübingen

Tübingen ist eine hübsche, angenehme Stadt. Flanieren, in einem netten Café Kaffee trinken, am Fluss die Ausflugsboote beim Vorbeigleiten beobachten – wunderbar!
Aber in der Glyptothek im Schloss Hohentübingen, wo Gipsabgüsse berühmter antiker Skulpturen ausgestellt sind, zeichnen gehen – das ist etwas ganz besonders!  Neulich habe ich es (wieder) gemacht.

Im Vordergrund steht Nike von Samothrake! Selten ist in der griechischen Plastik die Wirkung einer selbst nicht darstellbaren Substanz – der Luft – so eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht worden. Lange wurde die Skulptur der Siegesgöttin als das schönste Kunstwerk aller Zeiten gepriesen.  Im 20. Jh. wollten die Futuristen dem ein Ende setzen –  Marinetti rief aus: Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen … ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake. (darauf attestierte Herman Broch den Futuristen eine “Kindheit der Vernunft”.  Heute sagen wir: zu Recht! Denn was eine zwar avantgardistische aber auch pubertäre Begeisterung für Technik, Schnelligkeit, Lärm, Masse, maschinelle Reizerhöhung und überhaupt für das “Neue” aus der Welt gemacht hat, wissen wir nur zu gut …)
Hier meine Zeichnung, in der ca. 30 Minuten Beobachtung gespeichert sind …
Eine Skizze … Es ist ein Vergnügen besonderer Art, die Linien einer Skultpur (oder eines beliebigen Objekts!) zu dokumentieren, die Bewegung des Körpers durch Bewegung des Bleistifts noch einmal künstlerisch mit Leben zu füllen …
Genau so berühmt wie “Nike” – der Diskuswerfer von Myron
Diskuswerfer aus einem anderen Blickwinkel. Hier gilt eine alte Zeichner-Weisheit: Je schwieriger die Haltung des Körpers, umso schneller soll man zeichnen. Denn das Auge und die Hand “wissen” am besten, was zu tun ist – überlegt man zu viel, besteht die Arbeit bald nur noch aus Korrigieren …
Aphrodite von Melos – eine geradezu erstaunliche Klarheit der Formen … Neben der Laokoon-Gruppe und der Nike von Samothrake ist sie eine der bekanntesten Beispiele hellenistischer Kunst.
Apollo von Belvedere hier mit draufgeklebtem Feigenblatt – die Schönheit und die Kunst können für die Nacktheit nicht immer bürgen. (Die lächerliche Schambedeckung ist von der Originalstatue längst entfernt worden.) … Für Winckelmann stellte das Werk „das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums“ dar.
Ein Porträt von dem Stoiker Chrysipp … Alles, was wir im Kurs “Kopf malen und zeichnen” behandelt haben, kann man hier – in meisterhafter Weise angewendet! – sehen … Wenn man weiß, wie und aus welchen Grundformen der Kopf zusammengesetzt ist, gelingt jedes Porträt. (Das viele Üben bleibt trotzdem niemanden erspart)
In der Tübinger Antiken Sammlung müssen die menschlichen Körper nicht nur für die prächtige Darstellung von Göttern mit ihren “idealen” Proportionen hinhalten. Hier ein wunderbares Porträt eines alten Mannes. Es bezeugt den gekonnten Naturalismus und eine unerschrockene Kunst der Beobachtung damaliger Bildhauer …
Auf dem Weg zum Bahnhof, am Flussufer, sah ich weitere Zeichner …! Wann gehen wir zusammen zeichnen?

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Kopf zeichnen und malen – Teil 2


Über den Kurs berichtet – Beate …


Vergangenes Wochenende fand der Fortsetzungskurs zum Thema ‚Kopf zeichnen und malen‘ statt. Ein Großteil der Malgemeinschaft vom Januar war wieder mit von der Partie, sowie zwei, drei neue Gesichter.
Auch diesmal begann alles mit einer Luftballon-Bleistiftzeichnung, die längs und quer in Abschnitte unterteilt wurde, um Augen, Mund und Nase ihren Platz zuzuweisen.
Anders als im ersten Teil des Kurses, als der Kopf ‚en face‘ – also von vorne – herausgearbeitet werden sollte, bestand die Aufgabenstellung nun darin, ein Halbprofil zu erstellen. Dazu wurden Punkte auf dem linken Teil der Querlinien markiert, die, von oben nach unten miteinander verbunden, den Weg für weitere Punkte und geschwungene Querbögen vorgaben, an denen sich die Platzhalter von Augen, Nase und Lippen orientieren konnten.

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Die Erstellung dieses faradayschen Kopfdrahtkäfigs wurde kunsthistorisch unterfüttert mit launigen Abhandlungen unseres Atelierhausmeisters über Rubens und die Verwendung des Malstocks, bis hin zu Michelangelo und den Geheimnissen um die Laokoongruppe.
Das Verhältnis von Licht und Schatten auf die einzelnen Gesichtsmerkmale war uns vom ersten Kursteil her schon recht vertraut. Neu war die Darstellung der leicht abgewandten Gesichtsseite mit ihren ‚gestauchten‘ Bestandteilen. Einige Mühen bereitete auch die hohe Kunst, der linken Ohrmuschel gerecht zu werden.
Im Laufe des Samstagnachmittags entstanden ausdrucksvolle Augen und flotte Frisuren und fertig war das Gesicht als Bleistiftzeichnung.
Der Sonntag begann mit einem Stelldichein der Künstler und ihrer Werke in der bekannten Ausstellungsecke der vierten VHS-Etage. Alles in allem war das Experiment gut gelungen und vor uns lag ein ganzer Tag im Zeichen der Farbe.


Schnell ein neues, weißes Blatt auf’s Zeichenbrett geklebt, mit leichter Hand die Outlines skizziert und schon tanzten die Pinsel – in Acrylfarbe und Wasser getaucht – von links oben nach rechts unten über’s Blatt, um einen Farbverlauf von dunkel nach hell zu fabrizieren. Der Kopf blieb dabei erstmal weitestgehend ausgespart. Er sollte im Negativverfahren entstehen, indem zunächst dunklere und hellere Tonwerte gemalt wurden. Dabei blieb man im Grunde immer bei der einen Ausgangsfarbe, in der schon der Hintergrund erstellt wurde. Das Ganze einmal gut durchtrocknen lassen. Nun kam die Farbe Weiß in’s Hell-Dunkel-Spiel und half mit, verschiedene Proportionen herauszuarbeiten …

 
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Es entstanden im Lauf des Nachmittags verschiedene Charaktere: vom gut gelaunten Galan, dem die Welt offen zu stehen scheint über den violett verwegen blickenden, dunkelbärtigen Rasputin, entlang hell terrakottafarbener bis rötlich blauer, barhäuptiger und maskenbewehrter Wesen, bis hin zu eingefleischten Melancholikern, denen auch viel gutes Zupinseln nicht ihren traurigen Ausdruck nahm.
Mit jedem Kurs wächst das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten !
Vielen Dank, Željko, für deine geduldige Hilfe beim Entwickeln unserer Fähigkeiten!
LG bis zum nächsten Kurs! Beate

PS. Beate hat auch über den ersen “Kopf”-Kurs einen Bericht verfasst. Hier kann man ihn nachlesen !  Dafür sei ihr auch an dieser Stelle herzlich gedankt !


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KOPF ZEICHNEN & MALEN – Kursteilnehmer berichten


Ein herrlich verKOPFtes Wochenende
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Die Mannschaft …

Eine fröhliche Schar von der Anzahl einer Fußballmannschaft fand sich vergangenes Wochenende im bekannten Atelierraum zusammen, um sich näher mit der zeichnerischen Darstellung des menschlichen Kopfs zu befassen.
Draußen herrschte grimmige Kälte, obwohl sich die Sonne redlich Mühe gab, im Duell mit Väterchen Frost gut abzuschneiden. Drinnen war’s dank Heizungsluft und warmem Tee jedoch sehr behaglich.
Staffeleien wurden aufgebaut und mit Zeichenbrettern bestückt, Papiere aufgeklebt … das übliche Prozedere eben … und dann richteten sich elf Augenpaare erwartungsvoll nach vorne, wo unser Atelierdozent Vorgaben machte, die von ihrer Form her erstmal eher an Aliens, Roboter oder C-3PO von Star Wars erinnerten.
Die Eleven verschanzten sich alsbald hinter ihren Zeichenblättern und versuchten eifrig, die so leichtfertig dahingeschwungenen Kreise, Striche, Ovalekonkave und konvexe Formen – Schatten hier, Lichteinfall da – auch auf ihrem Papier lebendig werden zu lassen. Radiergummis hatten Hochsaison, ebenso wie Bleistiftspitzer. Leise Seufzer, ratlose Blicke und hilfesuchende „ Željko, kommst du mal …“-Rufe waren zu vernehmen, aber immer gepaart mit viel Heiterkeit angesichts der entstehenden Konterfeis.
Nach einer Mittagspause versammelte man sich mit seinen Werken, die so langsam Gestalt annahmen, zu einer Bildbesprechung. So in Reih‘ und Glied nebeneinander stehend, sahen unsere – noch sehr emotionslos dreinblickenden – Grafitgesichter doch sehr lustig aus.


Im Laufe des Samstagnachmittags entwickelten sich ausdrucksvolle Augen, Lippen, Ohren und die menschlichen Züge gewannen nach und nach die Oberhand über das Roboterhafte.
Zufrieden trabte die Gruppe nach Hause, um sich tags darauf – am Sonntag – wieder einzufinden und ihren Werken den letzten Bleistiftschliff, nebst Frisur, zu verleihen.
Obwohl die Ausgangsinformationen für alle gleich waren, sind doch lauter verschiedene Charakterköpfe entstanden. Nun blieb noch, das Gelernte auch mit Pinsel und Acrylfarbe zum Ausdruck zu bringen. Was dabei an Individuen entstand, erzielte große Heiterkeitserfolge. Der undurchsichtige Mediziner stand Seit‘ an Seite mit dem polnischen Landarbeiter, dem anatolischen Dönerverkäufer oder der Einserschülerin … um nur einige Beispiele zu nennen.

Unsere Bilder …
Unsere Laune …
Ganz vielen Dank, Željko, für dieses unbeschwerte Wochenende – wir kommen gerne wieder – zum Folgekurs im April !!!
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Liebe Grüße von Beate

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Zusatzkurs »KOPF ZEICHNEN UND MALEN«

Eine Gruppe der Atelierbesucher aus verschiedenen Kursen zeigt schon seit einiger Zeit Interesse am Thema »KOPF ZEICHNEN UND MALEN«. Nun haben wir in einem Zusatzkurs die Gelegenheit, uns damit ausführlich zu beschäftigen !

Sa 21. + So 22. Jan. 2017; 10.00 – 17.00 Uhr VHS Stuttgart, Raum F402 (der Kurs ist leider schon voll belegt)

Ein weiterer Wochenendekurs mit dem gleichen Thema findet am 01.+02. April 2017 statt.

Hier unser Vorhaben:
In diesem Kurs widmen wir uns – ohne Model, ohne Vorlagen ! – den bildnerischen Grundlagen der Kopfdarstellung. Wie stellt man die komplexen Formen wie Auge, Ohr, Nase, Lippen dar, wie verläuft ihr Formfluss in Bezug auf Schatten und Farbe ?  Wodurch entsteht ein bestimmter Gesichtsausdruck, Charakter oder Stimmung ?  Zudem erforschen wir mehrere bildnerische Ausdrucksmöglichkeiten von Bleistift, Kohle und Acrylfarbe.

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