Eine winterliche Kunstreise nach Venedig


Venedig-Ausflug im Winter
ein Reisebericht von Julia L.

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Venedig im Winter. Die gläsern-moderne Welt eines beliebigen internationalen Flughafens endet abrupt am glucksenden Wasser der Lagune. Das Bus-Schiff rauscht routiniert gesteuert durch die Lagune bis die Motoren gedrosselt werden, um still den Canale Grande herunter zu gleiten. Vorhang auf für eine tausendjährige Bühne! Venedig ist ein einziger Irrtum. Ich kenne keine menschlichere Stadt. Hier, auf wackeligen hölzernen Pfählen das schaukelnde Herz eines Imperiums zu errichten, Paläste zu bauen? – das kann nicht ernst, nicht für die Ewigkeit gemeint gewesen sein! Ein Versuch, eine verrückte Idee, und diese Flause menschlicher Bedürfnisse überlebt hunderte von Jahren fast unverändert. Wie das auf Murano geblasene Glas zerbrechlich und beständig zugleich leuchtet die Stadt in allen Farben im diffusen Streiflicht der Wintersonne. Entgegen meinen Vorsätzen vertiefe ich mich dieses Mal nicht in die Geschichte, die Kunst, die Bedeutung Venedigs. Tintoretto, Tiepolo, Tizian oder Veronese bleiben in den finsteren Gewölben modrig kalter Kirchen im Schatten verborgen. Ich wandere durch die schmalen Häuserschluchten, werde süchtig nach dem nächsten Ausguck auf einen Kanal. In manchen Kanälen liegt das Wasser so still, dass in der Spiegelung eine zweite, unendlich tiefere Welt entsteht. Vielleicht ist es dort, das wahre Venedig? Geschützt vor dem Überfall erlebnishungriger Zuschauer. Ich konnte stundenlang so nach unten und oben zugleich gucken, dem Schmatzen und Gluckern des Wassers, den Stimmen aus unsichtbaren Gassen lauschen und vor mich hinträumen.
Ab und zu habe ich sogar meinen Skizzenblock herausgezogen, und mit klammen Fingern versucht ein Stück Venedig einzufangen, ein unmögliches Unterfangen, und trotzdem sind ein paar Erinnerungsskizzen entstanden, die ich Euch mitgebracht habe:

Das breite Markusbecken mahnt mit gelassener Betriebsamkeit jeden Besucher: wer nicht auf dem Wasser tanzen kann, ist hier fehl am Platz!
Die breiten Uferwege im Dorsoduro laden zum Verschnaufen ein, aber auch im Sonnenwinkel, den ich erwischt habe, gestattet die Kälte nur eine schnelle Skizze.
In San Marco winden sich die Kanäle unerreichbar zwischen den Palästen entlang, als Fußgänger erhascht man nur selten einen ruhigen Blick. Für diese Skizze habe ich meine neuen Aquarell-Buntstifte ausprobiert. Wasser zum verwischen ist ja genug vorhanden!
Diese Skizze habe ich erst zu Hause ausgemalt, aber ich erinnere mich an den Geruch der salzigen Luft und das Kreischen der Möwen während ich vorgezeichnet habe.

Mit diesen Winterbildern wünsche ich meinen Malfreundinnen und allen Blog-Lesenden eine gelassene, ruhige und geheimnisvolle Zeit zwischen den Jahren!*
Eure Julia

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* Dieser (wunderbare) Beitrag von unserer Julia sollte eigentlich “zwischen den Jahren” erscheinen …

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