Eine Kunstreise nach Paris


Naive Malerei im Musee Maillol
Ein Bericht von Karl Reichenecker

Paris ist immer eine (Kunst-)Reise wert! Drei Stunden und 10 Minuten braucht der TGV von Stuttgart zum Gare de l’Est – und dann kann man entweder auf den Boulevards flanieren, einkaufen, speisen oder dem Kunstgenuß frönen. Empfehlenswert (bis zum 19. Januar 2020): „Von Rousseau, dem Zöllner bis Seraphine – die großen Meister der naiven Kunst“ im Musee Maillol, 61 rue de Grenelle, 75007 Paris (mitten St. Germain de Pres).

Der Katalog der Ausstellung

In Deutschland kennt man als Vertreter der Naiven eigentlich nur Rousseau, eventuel noch die Malerin Seraphine. Aber wer kennt schon Andre Bauchant, Dominique Peyronnet oder Rene Rimbert? Sie waren meist Autodidakten, angetrieben von einer unbändigen Lust am Malen und gelten heute zurecht als Vorläufer der Surrealisten. Sie waren bescheiden, malten in ihrer Freizeit, weil sie einem bürgerlichen Beruf nachgingen. Der Kurator der Ausstellung bringt es auf den Punkt: “Sie waren gegenüber jeder Kunsttheorie und jedem leeren Geschwätz über Kunst allergisch“, entscheidend war der Spaß am Motiv, die Lust zur Farbe und zur unkonventionellen Komposition. Auch wenn Picasso und Robert Delaunay vereinzelte Werke von ihnen kauften und Kunsthändler wie Wilhelm Uhde und Ambroise Vollard sie unterstützten, konnten sie ihre Bilder meist nur für 5 bis 40 Francs verkaufen (zum Vergleich: ein Cezanne war 1500 Francs wert, ein Dienstmädchen verdiente 50 Francs im Monat). Als „museumswert“ wurde eigentlich nur Rousseau eingestuft, die Bilder der anderen Künstler sind heute meist in Privatbesitz. Ihre Motive gingen weit über die Rousseauschen Dschungelbilder hinaus: Portraits, Stilleben, Landschaften, phantastische Blumen, Ansichten von Paris, das Meer und die Wolken … Kurzum, unter den rund 120 Werken ist für jeden etwas dabei. Und die Umgebung des Museums ist voll von Cafes, Restaurants, Bistros, kleinen Läden. Das Musee d’Orsay ist nur einen Katzensprung entfernt!


Wer es intellektueller mag: im Centre Pompidou ist bis zum 20.01.2020 eine Ausstellung „Francis Bacon und seine Bücher“ zu sehen. Hier wird allerdings empfohlen, sich vorher mit Aischylos, T.S.Eliot und Georges Bataille vertraut zu machen. Und wer lieber im Frühjahr an der Seine bummeln will: vom 19.03. bis zum 25.07.2020 ist wieder im Musee Maillol „Robert Delaunay und Paris“ zu sehen. Robert Delaunay, das ist der mit den schrägen Eiffeltürmen …

 

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Eine winterliche Kunstreise nach Venedig


Venedig-Ausflug im Winter
ein Reisebericht von Julia L.

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Venedig im Winter. Die gläsern-moderne Welt eines beliebigen internationalen Flughafens endet abrupt am glucksenden Wasser der Lagune. Das Bus-Schiff rauscht routiniert gesteuert durch die Lagune bis die Motoren gedrosselt werden, um still den Canale Grande herunter zu gleiten. Vorhang auf für eine tausendjährige Bühne! Venedig ist ein einziger Irrtum. Ich kenne keine menschlichere Stadt. Hier, auf wackeligen hölzernen Pfählen das schaukelnde Herz eines Imperiums zu errichten, Paläste zu bauen? – das kann nicht ernst, nicht für die Ewigkeit gemeint gewesen sein! Ein Versuch, eine verrückte Idee, und diese Flause menschlicher Bedürfnisse überlebt hunderte von Jahren fast unverändert. Wie das auf Murano geblasene Glas zerbrechlich und beständig zugleich leuchtet die Stadt in allen Farben im diffusen Streiflicht der Wintersonne. Entgegen meinen Vorsätzen vertiefe ich mich dieses Mal nicht in die Geschichte, die Kunst, die Bedeutung Venedigs. Tintoretto, Tiepolo, Tizian oder Veronese bleiben in den finsteren Gewölben modrig kalter Kirchen im Schatten verborgen. Ich wandere durch die schmalen Häuserschluchten, werde süchtig nach dem nächsten Ausguck auf einen Kanal. In manchen Kanälen liegt das Wasser so still, dass in der Spiegelung eine zweite, unendlich tiefere Welt entsteht. Vielleicht ist es dort, das wahre Venedig? Geschützt vor dem Überfall erlebnishungriger Zuschauer. Ich konnte stundenlang so nach unten und oben zugleich gucken, dem Schmatzen und Gluckern des Wassers, den Stimmen aus unsichtbaren Gassen lauschen und vor mich hinträumen.
Ab und zu habe ich sogar meinen Skizzenblock herausgezogen, und mit klammen Fingern versucht ein Stück Venedig einzufangen, ein unmögliches Unterfangen, und trotzdem sind ein paar Erinnerungsskizzen entstanden, die ich Euch mitgebracht habe:

Das breite Markusbecken mahnt mit gelassener Betriebsamkeit jeden Besucher: wer nicht auf dem Wasser tanzen kann, ist hier fehl am Platz!

Die breiten Uferwege im Dorsoduro laden zum Verschnaufen ein, aber auch im Sonnenwinkel, den ich erwischt habe, gestattet die Kälte nur eine schnelle Skizze.

In San Marco winden sich die Kanäle unerreichbar zwischen den Palästen entlang, als Fußgänger erhascht man nur selten einen ruhigen Blick. Für diese Skizze habe ich meine neuen Aquarell-Buntstifte ausprobiert. Wasser zum verwischen ist ja genug vorhanden!

Diese Skizze habe ich erst zu Hause ausgemalt, aber ich erinnere mich an den Geruch der salzigen Luft und das Kreischen der Möwen während ich vorgezeichnet habe.


Mit diesen Winterbildern wünsche ich meinen Malfreundinnen und allen Blog-Lesenden eine gelassene, ruhige und geheimnisvolle Zeit zwischen den Jahren!*
Eure Julia

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* Dieser (wunderbare) Beitrag von unserer Julia sollte eigentlich “zwischen den Jahren” erscheinen …

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Kunstreise nach Paris Teil II


Im zweiten Teil des Pariser Reiseberichts von unserer Julian zeigen wir wunderbare zeichnerische – und literarische! – Notierungen vor Ort.
Leider ist diese Art, ein anderes Land oder eine andere Stadt zu erleben, beinahe ausgestorben. Reisen tun wir gern. Aber kommen wir am Ende unserer Reise überhaupt irgendwo an? Die Zeichner haben es schöner – und leichter. Mit dem Bleistift schauen, mittels Linie ein Netzwerk aus Stimmungen und Gefühlen herstellen … Wenn wir “zeichnerisch” unterwegs sind, erleben wir das schöne Paradox der künstlerischen Beobachtung: Im Spiel der Linien “sehen” wir plötzlich das Vertraute im Fremden und nehmen überraschend das Neue im Gewöhnlichen wahr! Unsere Eindrücke werden tiefer und vielfältiger, die Reise ist nicht mehr ein Abhacken von Must-see Orten, sondern – die Poesie des Lebens!

Kunstreise nach Paris Teil II
Wie keine andere Großstadt ist Paris ein Mosaik privater Szenen, ineinander verschachtelt, zeitgleich getürmt, voreinander geschoben. Nachbarn in Hausschuhen genießen einen Morgenplausch inmitten drängelnder Touristenströme. Dicht dahinter brummt der mächtige Lärm der Boulevards, der sich als Grundrauschen über die gesamte Stadt legt. Jeder kennt jeden trotz tosender Anonymität. Mit jedem Augenschlag ein neues Bild. Das Zeichnen macht mir unendlich Spaß, das Motiv verschmilzt mit meinen Gedanken zu einer eigenen Erinnerung während ich dem wandernden Bleistift zuschaue. Bei jeder Skizze habe ich an unsere gemütlichen gemeinsamen Stunden beim Zeichnen auf der  Ökostation  gedacht, das hat mir Mut gemacht!

Im Park von St. Ambroise schlafen die Pariser ein Nickerchen auf Kunstrasen unter dem grellen Scheinwerfer der Mittagssonne und lassen die Kinder der Stadt zwischen bunten Blumenbeeten toben. Geflüsterte Familiengeheimnisse und Bienensummen fliegen durch die Kakophonie der Großstadt, die irgendwo anders und doch gleich nebenan zu sein scheint.

Die nächste Insel: Notre-Dame zur perfekten Tageszeit. Die grauen Sandsteinmauern schwingen im Kontrast vom gelben Licht der Kronleuchter und dem blaufahlen Hintergrundlicht, das aus der Dämmerung durch die bunten Kirchengläser schwimmt. Dazu überstimmt ein heller Tenor mit den Liedern der Abendmesse das Rascheln der Touristen.

Abendessen, das Licht rutscht vom gestressten Pariser unbemerkt durch die Spektralpalette der Dämmerung. Als die Quiche mit Salat aufgegessen ist, sitzen die Gäste des gegenüberliegenden „Pause Café“ wie schwarze Mücken summend im gelben Licht der Straßenlaterne.

Bei diesem Abendessen handelt es sich um eine ganz andere Dämmerung! „Chez Paul“ ist die Ente kalt, die Käseplatte einfallslos, aber Ricard und Wein so ganz allein haben es in sich! Eine schnelle Skizze mit lockerem Stift vom leergegessenen Bistrot-Tisch erheitert mich. Nature morte, Julia morte, bonne nuit!

Die letzte Kulisse zeigt den morgendlichen Trubel unter dem breiten Bogen der Porte St. Denis kurz vor der Abfahrt. Ich bin glücklich! In den wenigen Tagen mit meinem Skizzen-Block fühle ich schon mehr Schwung und Sicherheit in meinem Lieblings-Bleistift (den ich übrigens aus dem Atelier-Schrank geklaut habe – ich gestehe!).


Die Passanten im Café zu skizzieren habe ich mich nicht getraut. Diese Hürde möchte ich unbedingt beim nächsten Mal überwinden: schließlich sind es die Pariser, die Ihre geheimnisvollen Kulissen beleben und sie zu diesem einen vibrierenden Ganzen zusammenfügen – Paris!
Liebe Grüße an alle Blogleser, Julia


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Kunstreise nach Paris Teil I

Neulich machte Julia eine Kunstreise nach Paris.  Für uns hat sie einen schönen, poetischen Bericht verfasst.  Die Zeichnungen, die sie unterwegs gemacht hat, zeigen wir in einem weiteren Blog Beitrag.

•–*–•
Wir trinken den ersten Café auf wackeligen bunten Stühlchen und lauschen dem Glucksen und Schnalzen des Flusses, die Feuchte der Nacht krabbelt in unseren Hosensaum. Im fahlen Morgenlicht strecken und recken sich die Farbpunkte und erzeugen ein zartes Flimmern. Das träge Wasser vibriert silbrig mit Saphir-Glanz, die Brücken ducken sich in grau-grünen Schattierungen hintereinander und greifen in weitem Bogen verschachtelt über das Wasser und hinaus aus meinem rechten Augenwinkel. Hinter der massigen Ufermauer ragt Paris auf und zeigt die ganze Vielfalt der Farbe Grau – wie gut, dass die Seine je nach Tageszeit jede Farbe annehmen kann, petrolgrün oder silberweiß, orange oder gelb, nachtblau oder braunschwarz.

Hier eine Kostprobe aus dem Zeichenblock von Julia …

Die Seine verbindet alle Museen, die ich mir vorgenommen habe: das Musee d’Orsay, den Louvre, Rodins Garten und die Orangerie. Für mich das erste Mal – ein saftiges Programm! Aber keine Angst – zusammen besuchen wir nur das erste: befreit schweben wir der Nase nach auf meinem gemieteten Fahrrad an’s rive gauche direkt in die Arme der Impressionisten.
Ich muss wirklich lachen als ich im fünften Stock in den ersten stickigen Saal abbiege: alle Welt ist schon da … Und die Bilder? Wo sind nochmal die Bilder? Ah, da hinten zwinkert mir durch die wankenden Schatten der Besucher die weißleuchtend nackte Victorine aus Manets Frühstück zu! Sie ist ein umgekehrter Scherenschnitt und würde in Pariser Schuhläden mit Ihren großen Füßen sicher nicht fündig. Wieso hat auf IHR Lächeln noch keiner ein Loblied gesungen?


Sie hält die Zeit für mich an und ich nehme jede Gelegenheit einer Sichtachse auf ein Gemälde wahr, um in einen Augenblick Unendlichkeit abzutauchen.
Renoir! Er ignoriert beharrlich die Schattenseite des Lebens, bei ihm duftet die Welt mit rosigen Wangen und perlendem Kinderlachen. Unfassbar, dass diese plakative Romantik seinerzeit Anstoß erregt hat, wegen angeblicher Leichenschattierung der Haut.


Aber Renoir ist für mich zu wattig – ich ziehe weiter. Und werde direkt gepackt von Cezannes Landschaften, seiner Brücke, seinen Äpfeln, seinem – ach – Cezanne! Du Teufel! Ich schaue ganz genau hin: ihr werdet es nicht für möglich halten – er malt tatsächlich einen schwarzen Kringel um seine Äpfel. In einem Pinselschwung. Schwarz. So. Hier: der Apfel. Ausgetupft und gestrichen mit den widersprüchlichsten Farbkombinationen und von weitem doch wieder: ein Apfel. Seit Cezanne können Äpfel von den Höhen und Tiefen des Lebens erzählen!


Auf der staubigen Straße vor dem Haus des Gehängten mache ich Pause auf einem umgefallenen Baumstamm und rieche den modrigen Duft eines verbrauchten Sommers. Von Ferne das langsam anschwellende Knirschen von Fußstapfen auf dem Kies – ein Mann in brauner Leinenhose, mit Staffelei, breitkrempigem Hut und zerzaustem Bart kommt den Weg herunter und spaziert weiter ins Tal. Ihr glaubt mir nicht? Ja – nur Cezanne schafft es mich derartig in seine Bilder zu saugen.


Ich reiße mich los – geselle mich ein wenig zu Manets Damen auf den Balkon, blicke hinab ins euphorische Treiben der Rue Montorgueil und verwechsle – wie wahrscheinlich alle Touristen – Monets Kathedrale von Rouen mit der Notre Dame, und schon ist die angehaltene Zeit vergangen und der erste Gong wirft mich in die Wirklichkeit zurück. Nur noch schnell unten bei den Expressiven durch huschen: oh jeh, der Van Gogh – er kämpft so mit der Farbe! Ölige Verzweiflung in dicken Schichten. Gelb gegen Blau – Grün gegen Rot – Vincent gegen den Rest der Welt! Gaugin, der Spinner, hat für seine Hütte am anderen Ende der Welt ein Holzportal mit Sinnsprüchen gebaut, unter dem ich jetzt stehe, das rührt mich – erinnert mich an die Basteleien in meinem urbanen Garten … Letztendlich treibt uns alle das Gleiche, ob Genie oder Schülerin, ob hier oder in der Südsee.
Mit dem letzten Gong stehen wieder im Grundrauschen der Großstadt an der Seine. Die hat jetzt einen schwarzen Rand. Und alle ihre Farben – rot, blau, grün, braun, gelb, weiß – sind in unzähligen frechen Pinselstrichen nebeneinander vereint von weitem doch einfach wieder: la Seine de Paris!


Fortzetzung folgt …!

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– Zwei Ausstellungen und eine Vernissage


Eine kleine Gruppe – allesamt die Stammbesucher unseres Ateliers – hat sich neulich zusammengetan und, mit dem Atelierhausmeister am Board, einen Ausflug nach Karlsruhe gemacht. Denn die Ausstellung “Cézanne Metamorphosen” in der Staatlichen Kunsthalle ist bald – am 11.02. – zu Ende. Die Ausstellung war recht gut besucht, aber wir konnten uns mühelos einen Platz vor den Bildern erobern.
Nun, was hat dieser Maler-Autodidakt so toll gemacht, dass immer noch alle Welt dorthin pilgert, wo seine Bilder zu sehen sind? Wir haben uns ein paar Werke genau unter die Lupe genommen, was uns einen großen Genuss bereitet hat.  Nicht selten allerdings wird mancher Ausstellungsbesucher enttäuscht, denn zunächst sieht er auf seinen Leinwänden laute vertraute Farb– und Formgebungen, nichts scheint in seinen Bildern ungewöhnlich oder besonders zu sein … Und genau das ist es, was man beachten muss! – dieser Künstler hat die Malerei so maßgeblich beeinflusst, dass seine bildnerische Sprache und sein künstlerisches “Konzept” heute “normal” und unspektakular wirken. Für uns bedeutet dies, dass wir – wollen wir seine Kunst wirklich verstehen – auch den Kontext ihrer Entstehung berücksichtigen müssen.  Hier ist sicher kein geeigneter Ort, um mehr als ein paar Stichwörter darüber zu sagen, zumal wir über Cézanne schon berichtet und sogar eine Buchempfehlung gegeben haben. Wir können aber das Phänomen “Cézanne” im nächsten Semester gern detaillierter behandeln.

Den Raucher haben wir uns ganz genau angeschaut. Der Raum wirkt flach, das Volumen – oder besser gesagt das räumliche Fassungsvermögen der stark reduzierten, kubistisch anmutenden Formen dagegen, scheint vor Fülle zu platzen … Auch die Arbeitsweise des Künstlers haben wir zu enträtseln versucht. Dafür gab es genug Hinweise; die linke, skizzenhaft gemalte Hand und die rechte, wohlgeformte; Stofffalten, die sich in luftige Pinselstriche aufzulösen, kleine Farbnotizen und schnelle Korrekturen an der Figur und im Hintergrund …

Else, Sabine, Ulla, Karl – der uns freundlicherweise mit seiner Autolimousine nach Karlsruhe gefahren hat – und der Atelierhausmeister … Auf dem Weg zurück nach Stuttgart haben wir noch den Kloster Maulbronn besucht und uns dort eine Führung gegönnt. (Darüber ein anderes Mal mehr).


Gleich am nächsten Tag besuchte ich mit Jutta die Ausstellung vom leider jung verstorbenen amerikanischen Künstler Patrick Angus im Kunstmuseum. Zu sehn war ein Patchwork aus anfänglichen Probearbeiten und späteren genauen bildnerischen Beobachtungen seiner unmittelbaren Umgebung. Porträts, Akt- und Figurenzeichnungen, Landschaftsbilder und schonungslose Berichterstattungen aus den Bars, Klubs und Vergnügungsstätten der New-Yorker Gay-Szene … Die Ausstellung ist noch bis 08. April zu sehen!

In der “Posenwelt” des Künstlers …


Am Schluss möchte ich euch auf eine Vernissage aufmerksam machen. Bei der Gruppenausstellung FreiZeichen macht eine langjährige Malerin unseres Ateliers Jo Schöffend mit, die jetzt nicht nur wunderbare Kunst macht, sonder auch selbst unterrichtet! Hier könnt ihr mehr über Jo erfahren.  Ich würde mich freuen, auch bei der Vernissage zu sehen!

FreiZeichen
Eröffnung: Do., 8. Februar 2018
19.00 Uhr im Foyer
Landratsamt Ludwigsburg
Hindenburgstraße 40

Mehr Infos über die Ausstellung HIER.


Ein Bild von Jo – Der Weg ist das Ziel-4, Mischtechnik, 40×40 cm

 


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Ausstellung “Egon Schiele” in Wiener Albertina


Über die Ausstellung  “Egon Schiele”  in Wiener Albertina birichtet unsere Fliegende Reporterin Beate ( dafür herzlichen Dank! ).


Egon Schiele – Talent, Tiefe, Exzess und die Kunst als Ventil einer stürmischen Sehnsucht nach Befreiung aus der Zwangsjacke der (K.u.K) Gesellschaft


Egon Schiele ( 1890 – 1918 )
Enfant terrible der klassischen Moderne , unpassendster Schüler aller Schulen , Künstler zwischen Spiritualität und Sex. Eine Auseinandersetzung mit der Nacktheit des Menschen und dem eigenen Selbst, mit Doppelmoral,  Armut , Eros und Einsamkeit; mit Verstehenwollen und Nichtverstandenwerden.
Vom 22.Februar bis 18.Juni 2017 zeigt die Albertina in Wien Werke des Malers Egon Schiele, der 1918 mit nur 28 Jahren an der Spanischen Grippe gestorben ist und dessen Werke nach seinem Tod lange fast vergessen waren. Wollte man seine zahlreichen, expressiven Darstellungen, bei denen man den ‚point of view‘ nicht lange suchen muss (salopp gesagt) nur auf das sujet der Erotik reduzieren, würde man ihm sicher nicht gerecht.
Zu Beginn der Ausstellung begegnet man, quasi zum Warmwerden, einigen Bildern des Städtchens Krumau, der Geburtsstadt seiner Mutter. Allesamt schön bunt coloriert mit Liebe zum Detail. Verwinkelte Gässchen, zum Trocknen aufgehängte Wäsche etc. Dass das kleine Städtchen im Grunde so seine Probleme hatte, mit seiner freizügigen Lebensmoral, sei hier dahingestellt.
In den weiteren Ausstellungsräumen dominieren nun – neben Selbstportraits in kühnen bis albernen oder tabulosen Posen – eher die Darstellungen von leicht bis spärlich bekleideten Männern, Frauen und Kindern, die sich offenbar zahlreich in seinem Atelier eingefunden haben und für die Schüchternheit eher ein vager Begriff war.
In dem kleinen österreichischen Städtchen Neulengbach wurde ihm sein offenherziger Umgang – eben auch mit minderjährigen Mädchen – im Jahr 1912 zum Verhängnis und brachte ihm ein paar Wochen Untersuchungshaft ein. Bereits nach 24 Tagen wurde er aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Doch wie sehr ihm diese Tage hinter schwedischen Gardinen zugesetzt haben drückt sich in den wenigen Bildern aus, die in dieser Zeit entstanden sind: ein völlig verängstigter Schiele, der von der grauen Decke seiner Pritsche fast erdrückt wird, wie Mogli von der Schlange Kaa. Und der einzige Lichtblick in der Zelle schien eine Orangenfrucht zu sein.
Ab da an war’s wohl auch vorbei mit der Mädchenmalerei. Jedenfalls nach außen hin.
Was ihn 1915 bewogen hat, seine Muse und Geliebte Wally, also seinen Lieblingsmensch par excellence, für die bürgerliche Ehe mit der Nachbarstochter Edith einzutauschen, werden wir wohl nie erfahren. Wally verbrachte nach der Trennung ihre letzten Lebensmonate als Krankenschwester an der Front und starb 1917 an Scharlach. Als wäre mit ihr auch das wilde Expressive gegangen, waren die letzten Bilder Schieles zahmer, ruhiger. Wirklich ausgeglichen ist er durch die Ehe mit Edith wohl nicht geworden. Andererseits hatten sie beide nicht mehr die Möglichkeit dazu, zusammenzuwachsen, eine Familie zu gründen … Im Herbst 1918 starb erst seine Frau (im sechsten Monat schwanger) und drei Tage später er selbst an den Folgen der Spanischen Grippe, die so sensenschwingend durch’s Land getobt ist, fast wie weiland die Pest.
Ganz am Schluss der Ausstellung sind noch ein paar Werke des Teenagers Schiele zu sehen. Zeichnungen, die ihn befähigten, schon mit 16 an der Wiener Kunstakademie aufgenommen zu werden. Und ja – er hatte mit Sicherheit Talent. In vielen zeichnerisch, malerischen Bereichen. Viel zu viel Talent, wie sein anfänglicher Unterstützer Klimt ihm bescheinigte. Nur gegenständlich und detailliert malen war ihm daher bald zu einseitig.

 


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