Muss das Komplexe kompliziert sein?

Zu den Grundlagen der bildnerischen Gestaltung gehören auch manche ganz einfache aber sehr wirkungsvolle Spielregeln, die belegen, dass die meisten komplexen Sachen in der Malerei eigentlich nicht kompliziert sind. Aufmerksamkeit auf das Verhältnis zwischen großen und kleinen Flächen bzw. Formen in einer Komposition zu lenken, gehört dazu. So kann die Suche nach Ausdruck erheblich erleichtert werden! Einige Atelierbesucher*innen haben sich in letzen Tagen damit etwas tiefer auseinandergesetzt. Hier zwei Beispiele.


Ingrid versuchte immer wieder, die Spannung in ihr Bild zu bringen. Schwung, Energie und die Raumwirkung der Formen sind schon da, aber irgendetwas fehlt …
Hier hat sie angefangen, die Formgröße gezielt zu variieren. Das Bild ist interessanter geworden!
Erst in einem weiteren Bild – nachdem sie sich von der schlagartigen Wirkung dieses einfachen Spiels überzeugt hat – kam die richtige Lösung! Den aussagekräftigen komplexen Raum- und Farbkompositionen liegt meistens ein einfaches Gestaltungsprinzip zugrunde.
Es geht aber noch “einfacher”! Eine weitere Möglichkeit, vielschichtige bildnerische Erzählungen zu gestalten, ist, die (fast) gleich großen Flächen einfach nach Farbe zu gruppieren. Schaue man sich die einzelnen Farben im Bild von Julia genauer an, sieht man, dass die Farbfelder dezent gruppiert sind. Blaue Pinselstriche kommen mehr rechts im Format vor, schwarze sind in der linken Hälfte und weiße mittig gruppiert. Wenn man nur die roten Punkte betrachtet, sieht man eine Schleife, die alle Farbbereiche verbindet. Das Atmosphärische Wirkung des Bildes ist wohlstrukturiert.

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– Malklasse I

Unsere Malklasse hat am vergangenen Wochenende ihr erstes Treffen gehabt!
Neben unserer “normalen” Beschäftigung mit der Welt der Farben und Formen, haben wir das Thema “Rhythmus” behandelt.
Arbeit mit Rhythmus gehört zu den Grundlagen der bildnerischen Gestaltung. Durch Wiederholungen, Reihungen, Überlagerungen und Schichtenbildung von Rhythmen dynamisieren und proportionieren wir den Formfluss in unseren Bildern. Wir haben eine einfache aber effektvolle Übung gemacht, in der die Formen zum Spiel und zum Tanz eingeladen wurden.  Hier eine (kleine) Auswahl unserer Entwürfe:

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Wie immer wurde auch dises Mal viel über die Kunst geplaudert;  der Atelierhausmeister berichtete über die Ausstellung von Alexander Kluge (im Württembergischen Kunstverein*), im Bezug auf unser Thema haben wir uns über Musik unterhalten – darunter auch über Schostakowitsch’ 9. Symphonie! Sie zählt zu den kontroversesten Kunstwerken des 20. Jh.! (Wer sie nicht kennt, hier kann man sie hören und sehen, wie sie vom Leonard Bernstein dirigiert wurde).  Auch ein Buch wurde vorgestellt – “Alte Meister” eine sehr lesenswerte romaneske Komödie vom Thomas Bernhard, der literarischen Ikone der europäischen Nachkriegszeit (darüber mehr in einem separaten Beitrag) …
Viel Spaß mit unseren Werken!

Karl hat sein Rhythmus-Entwurf gleich in eine Meerlandschaft verwandelt.

Ulla hat den ganzen Workshop mit Collagespiel verbracht. Hier ihr letzter Entwurf.

Grete – die neue Künstlerin in unserem Atelier – hat den Tanz der Stuttgarter Kräne im Kontext unseres Themas betrachtet. … Werden wir in Stuttgart eines Tages eine Stadtpanorama ohne Kräne erleben dürfen?

Frauke hat ihre kreative “Krise” überwunden und uns eine 18-Teilige bildnerische Erzählung geschenkt! Die Heldin ihrer Erzählung ist eine Spritzflasche, die in Form einer Bleistiftskizze die luftige Bildserie durchwandert und uns lustige Geschichten über Farben und Flecken erzählt.  Köstlich!


Mensch, hier ist was los! – eine bildnerische Fließbandmaschine: Spiellust pur; ein Orchester aus Form und Bewegung! Silke hat hier viel Präzisionsarbeit geleistet, das Bild ist noch nicht fertig, im nächsten Kurs geht es weiter!

Auch Franz hat sich fast ausschließlich mit reduzierten Formen beschäftigt – etwas ganz neues in seiner Malerei!

Am Sonntag war im Haus das Fest der Kulturen. Ein Stockwerk unter uns haben diese sechs Frauen ihre Balance-Kunst vorgeführt und viel Applaus geerntet.

Dem Fest der Kulturen hat Else gleich einen “Fest der Farben” folgen lassen …

Das Maskottchen des Kurses war Simones Kamele – ein kleines Meisterwerk … frisch, leicht, sicher gemalt … Es ist die Kunst des rechtzeitigen Aufhörens, die hier gekonnt angewendet wurde!


Ein “Tango-Bild” von Renate. Räumliche Farbwirkung, schwungvolle Formgebung – bildnerische Erzählkunst vom Feinsten!


Licht, Farbatmosphäre oder doch Rhythmus? Ein Dilemma … Eberhard – der Meister der Farbstimmungen – auf der suche nach einer Lösung.

Hier weitere Werke …


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* Mittwoch, 25. Oktober 2017, 19 Uhr – KURATOR_INNENFÜHRUNG zur aktuellen Ausstellung “Alexander Kluge. Gärten der Kooperation” im Rahmen des Jour fixe für Mitglieder
und solche, die es werden möchten …

 

 

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