Das lokale Licht

Eins steht fest: Als wir mit unserer Schule des Zeichnens angefangen haben, wüssten alle Beteiligten nicht, wie weit wir kommen werden. Am Anfang war ein “unschuldiges” Versuch, eine komplexe Form – den menschlichen Kopf – (zeichnerisch) zu verstehen. Und nun? – wir sind bei dem Thema “das lokale Licht” bei der bildnerischen Darstellung von Stimmung, Ausdruck und Atmosphäre angelangt!  Hut ab, denn dies erfolgte nach nur drei Semester und ungehindert der Tatsache, dass beinahe alle Besucher der Schule ohne Vorkenntnisse angefangen haben.
Im Januar 2019 wollen wir unsere Schule des Zeichnens mit neuen Schwerpunkten fortsetzen. Darunter Form und Abstraktion sowie Ausdruck und Expressivität.  Darüber mehr, wenn die Termine stehen werden.  Hier die (unfertigen) Ton-Studien von Wiltrud, die sie auch während des Abendkurses am Mittwoch berarbeitet.

Volumen und Licht; Atmosphäre und Raum – wer sich mit dem Thema “Porträt” etwas tiefer beschäftigen will, ist gut beraten die Form, die man beobachtet, sowohl zeichnerisch als auch mittels sog. Tonstudien gründlich “kennenzulernen” … In welchem Verhältnis stehen farbige Kontrastwerte zur Plastizität und Raumdarstellung? Wie kann man sie anwenden, wenn man auf einem Gesicht ein bestimmtes Ausdruck (Emotion) erzielen möchte?

Visits: 130

Kunstreise nach Paris Teil II


Im zweiten Teil des Pariser Reiseberichts von unserer Julian zeigen wir wunderbare zeichnerische – und literarische! – Notierungen vor Ort.
Leider ist diese Art, ein anderes Land oder eine andere Stadt zu erleben, beinahe ausgestorben. Reisen tun wir gern. Aber kommen wir am Ende unserer Reise überhaupt irgendwo an? Die Zeichner haben es schöner – und leichter. Mit dem Bleistift schauen, mittels Linie ein Netzwerk aus Stimmungen und Gefühlen herstellen … Wenn wir “zeichnerisch” unterwegs sind, erleben wir das schöne Paradox der künstlerischen Beobachtung: Im Spiel der Linien “sehen” wir plötzlich das Vertraute im Fremden und nehmen überraschend das Neue im Gewöhnlichen wahr! Unsere Eindrücke werden tiefer und vielfältiger, die Reise ist nicht mehr ein Abhacken von Must-see Orten, sondern – die Poesie des Lebens!

Kunstreise nach Paris Teil II
Wie keine andere Großstadt ist Paris ein Mosaik privater Szenen, ineinander verschachtelt, zeitgleich getürmt, voreinander geschoben. Nachbarn in Hausschuhen genießen einen Morgenplausch inmitten drängelnder Touristenströme. Dicht dahinter brummt der mächtige Lärm der Boulevards, der sich als Grundrauschen über die gesamte Stadt legt. Jeder kennt jeden trotz tosender Anonymität. Mit jedem Augenschlag ein neues Bild. Das Zeichnen macht mir unendlich Spaß, das Motiv verschmilzt mit meinen Gedanken zu einer eigenen Erinnerung während ich dem wandernden Bleistift zuschaue. Bei jeder Skizze habe ich an unsere gemütlichen gemeinsamen Stunden beim Zeichnen auf der  Ökostation  gedacht, das hat mir Mut gemacht!

Im Park von St. Ambroise schlafen die Pariser ein Nickerchen auf Kunstrasen unter dem grellen Scheinwerfer der Mittagssonne und lassen die Kinder der Stadt zwischen bunten Blumenbeeten toben. Geflüsterte Familiengeheimnisse und Bienensummen fliegen durch die Kakophonie der Großstadt, die irgendwo anders und doch gleich nebenan zu sein scheint.
Die nächste Insel: Notre-Dame zur perfekten Tageszeit. Die grauen Sandsteinmauern schwingen im Kontrast vom gelben Licht der Kronleuchter und dem blaufahlen Hintergrundlicht, das aus der Dämmerung durch die bunten Kirchengläser schwimmt. Dazu überstimmt ein heller Tenor mit den Liedern der Abendmesse das Rascheln der Touristen.
Abendessen, das Licht rutscht vom gestressten Pariser unbemerkt durch die Spektralpalette der Dämmerung. Als die Quiche mit Salat aufgegessen ist, sitzen die Gäste des gegenüberliegenden „Pause Café“ wie schwarze Mücken summend im gelben Licht der Straßenlaterne.
Bei diesem Abendessen handelt es sich um eine ganz andere Dämmerung! „Chez Paul“ ist die Ente kalt, die Käseplatte einfallslos, aber Ricard und Wein so ganz allein haben es in sich! Eine schnelle Skizze mit lockerem Stift vom leergegessenen Bistrot-Tisch erheitert mich. Nature morte, Julia morte, bonne nuit!
Die letzte Kulisse zeigt den morgendlichen Trubel unter dem breiten Bogen der Porte St. Denis kurz vor der Abfahrt. Ich bin glücklich! In den wenigen Tagen mit meinem Skizzen-Block fühle ich schon mehr Schwung und Sicherheit in meinem Lieblings-Bleistift (den ich übrigens aus dem Atelier-Schrank geklaut habe – ich gestehe!).

Die Passanten im Café zu skizzieren habe ich mich nicht getraut. Diese Hürde möchte ich unbedingt beim nächsten Mal überwinden: schließlich sind es die Pariser, die Ihre geheimnisvollen Kulissen beleben und sie zu diesem einen vibrierenden Ganzen zusammenfügen – Paris!
Liebe Grüße an alle Blogleser, Julia


Visits: 128

Selbst-bildnisse

Die erste Arbeitswoche in unserem Atelier hat neue Früchte des Sommers ans Licht gebracht! Petra und Ingrid haben sich mit dem Thema “Porträt” auseinandergesetzt und ihre Beobachtungskunst erheblich verfeinert und vertieft! Schauen wir uns die Werke an.

Petra hat sich an das Selbstporträt gewagt. Das Bild ist zwar noch nicht fertig, aber Petras Geist lebt schon unter der Farbhaut des Bildes!
Die erste Fassung des Porträts einer Freundin von Petra, schaffte ich leider nicht zu fotografieren. Denn die Künstlerin ist unerschrocken und duldet keine Halblösungen – ohne, dass ich es bemerkt habe, war das alte Bild übermalt und ein neues angefangen! Zeichnerische Vorbereitung ist auch hier unerlässlich. Die ersten Pinselstriche sitzen schon!
Ingrid hat sich mit der Lasurtechnik weiter beschäftigt. Nicht nur, dass ihr Enkelkind sehr gut “getroffen” ist, das Bild strahlt eine besondere Atmosphäre aus – eine hunderjährige Patina, scheint hier gespeichert zu sein! Das Bild sieht aus, als ob man es in einem alen Familienalbum gefunden hätte … Dies ist natürlich nur ein “Nebeneffekt”, das man aber mit der Lasurtechnik besonders eindrucksvoll herstellen kann …
Hier ist die Enkeltochter schon ein paar Monate älter. Das Bild ist noch nicht fertig, aber die Stimmung – samt Lebendigkeit und Haltung des Körpers – ist schon da!

Auch in diesem Semester werden wir uns mit dem Thema “Kopf Zeichen und Malen” Beschäftigen. Sobalt ich einen Termin finde, werde ich einen Zusatzkurs für die Interessierten voschlagen. Das Thema wird dieses Mal “Form und Abstraktion” sein …

Visits: 141

Tagebuch eines Zeichners


Im sommerlichen Zirkus der Linien

Viele Urlauber haben die Insel (Krk) schon verlassen, die Hitze dagegen ist geblieben. Aber wen juckt es?! Denn man ist hier vom Meer umgeben! Die blaue Tiefe des Raumes scheint hier, auch Hitze verschlucken zu können … Es reicht für ein paar Augenblicke die Möwen auf ihrem Flug über das Meer zu beobachten und schon erscheint im Geist eine schöne und durchaus kühle Gedanke “alles ist gut …”
Und es gibt Straßencafés! In einem von ihnen gibt es ein paar Tische unter der üppigen Baumkrone einer Inseleiche, die als einzige im Ort einen einigermaßen kühlen Schatten zu spenden vermag. Dort, eine sanfte Meeresbrise im Haar, sitz euer Atelierhausmeister, trinkt Kaffee und vergeht sich zeichnerisch an den ahnungslosen Gästen und Flaneuren um ihn herum.
Die Touristen geben zwar ein lustiges, buntes Bild des Sommers ab, aber seine Vorliebe gilt den Einheimischen! Sie sammeln sich praktischerweise in ihrer Stammkneipe direkt gegenüber, sodass er sie bequem und unbeobachtet beobachten kann.  Nur die Kellnerin beugt sich manchmal unauffällig über seine Schulter und schaut ihm beim Zeichnen zu. Sie verrät sich mit einem lauten Seufzer, wenn sich die porträtierende Person plötzlich umdreht und die Zeichnung deswegen unvollendet bleiben muss.  Dem Atelierhausmeister macht dies nichts aus, er sucht sich einfach ein neues Beobachtungsobjekt aus, denn im Zirkus seiner Linien zählt nur die Artistik der genauen Beobachtung. Ob vollendet oder fragmentarisch – die Skizze speichert das Leben, solange es beobachtet wird!
Und die Inselmenschen? Selbst wenn sie den Künstler bemerken, kümmern sie sich nicht um sein Geschäft. Für sie ist auch er bloß ein weiterer Fremder vom Festland, d. h. nur eine flüchtige Erscheinung des Sommers, ein Gespenst, eine sommerliche Fata Morgana, die jeglicher Wirklichkeit entbehrt.  Eine solche Haltung ist berechtigt. Bald wird hier gruselig leer sein. Der Ort, in dem 15 000 Touristen wohnen können, schrumpft im Herbst auf 1800 Einwohnern zurück und gibt eine traurige, deprimierende Kulisse der Verlassenheit ab …


Visits: 123

Ein stilles Kunstrefugium …

Es gibt Orte, an denen die Kunst schon “vor Ort” vorhanden zu sein scheint. Der Künstler soll sie wie eine reife, üppige Frucht nur noch abernten. Auf der Ökostation, wo unser Zeichenkurs am vergangenen Wochenende stattfand, haben wir viele solche “Früchte” vorgefunden.  Es gab dort natürlich auch echte, essbare Früchte – Mirabellen, Pflaumen, Äpfel, Himbeeren, Tomaten, Gurken, Kürbisse, Zucchini … – aber nur die geistig nahrhafte Üppigkeit der Pflanzenwelt im Garten, die ruhigen Wogen der Hügellandschaft und die sommerliche Stille des sorgsam gepflegten Naturparks vermochten unseren künstlerischen Hunger zu stillen. Zwei Tage lang haben wir Pflanzen, Landschaft und sogar Wolken zeichnerisch beobachtet und die Ökostation in ein kleines Kunstrefugium verwandelt. So wunderte sich mancher Spaziergänger am Wartberg, auf einmal so viele Künstler arbeiten zu sehen. Zeichner haben sich überall auf dem Gartengelände verteilt und die Baum-, Blatt-, Gras- und Fruchtformen in die Flüsse der Linien übersetzt … Wir haben uns mit Aufbau der Groß- und Kleinformen beschäftigt und der Erforschung von Tiefe- und Raumdarstellung einer Landschaft gewidmet und natürlich, wie immer, viele schöne und lustige Gespräche über Kunst und die Welt geführt.
Am Sonntag gingen wir schweren Herzens auseinander. Aber wir haben mit der Leiterin der Ökostation, Karin Haupt – die mit uns gezeichnet hat – Möglichkeiten für weitere Kunstaktionen besprochen. Wir werden sicher wieder kommen!


P.S.  Nun ist das erste Semester in diesem Jahr für die Künstler unseres Ateliers zu Ende gegangen.  Wir dürften in den letzten Monaten viele neue Künstler*innen in unserer Werkstatt begrüßen – manche von ihnen haben sich schon für die Kurse im Herbstsemester angemeldet und/oder unseren Blog abonniert. …
Apropos Blog – seitdem wir ihn schreiben, ist unsere “Kunst-Community” stark gewachsen, sie wird immer bunter und vielfältiger. Auf diese wunderbare Entwicklung dürfen wir stolz sein! … Kunstspiel, Austausch, Neugier – und eine wunderbare Atelier-Aatmosphäre, in der ein fröhlicher, Stille und Inspiration spendender Kunstgeist herrscht! All das begeistert tatsächlich jeden, der zu uns kommt!
Ich möchte hier auch allen von euch danken, die sich auch für kleine Dinge des Lebens in unserem Atelier gekümmert haben – mit mir Farben und andere Materialien kaufen gegangen sind, uns die Kuchen gebacken haben, dafür gesorgt haben, dass es nie an Knabberzeug, Tee und Kaffee fehlt, unsere Handtücher gewaschen haben und mal Seife oder Spülmittel mitgebracht haben, kleine Geräte und Gebrauchswaren sowie Bücher und Möbel gespendet haben …! Auch solche Sachen machen unsere Beschäftigung mit der Kunst so kurzweilig und schönWir sehen uns im Herbst wieder!

Visits: 151

Kunst im Garten

Des Künstlers Träume werden manchmal tatsächlich wahr!  Am kommenden Wochenende treffen sich die Zeichner aus unserem Atelier ausnahmsweise – aber hoffentlich nicht zum letzten Mal! – auf der Gratengelende von der Ökostation der VHS Stuttgart.
Unsere Themen: Zeichnerische Raum-, Pflanzen- und Gartenkunde. Wir werden Pflanzenformgebung, Struktur und Textur der Flächen sowie zeichnerische Raum- und Landschaftsdarstellungen studieren.  Alle Voraussetzungen für musische Tätigkeiten sind gegeben; schöne helle Räume, wenn es mal regnen sollte; Schatten, wenn es heiß sein sollte; Küche, wenn wir ein Picknick vorbereiten wollen … Die Ökostation befindet sich außerdem inmitten der Stadt und somit leicht erreichtbar!  S-Bahnstation liegt in 8 Minuten Entfernung, unser neues Garten-Atelier ist trotzdem von der Pflanzenpracht einer gepflegten Kulturlandschaft umgeben!  Sommer, Naturpracht und Kunst – edler geht es nicht …
Es gibt noch zwei freie Plätze im Kurs!  Anmeldung über VHS Stuttgart (Kursnummer lautet 181-36755 )

Unser Arbeitsplatz im Gemüsegarten der Ökostation …
In dickem Schatten sictzen und die Gartenwelt in die Fantastik der Linie übersetzen …
Hier können wir unsere Bildbesprechungen machen …
Ein weiterer Arbeitsplatz …
Falls es regnen sollte …

Hier mehr über die Ökostation.

Hier die Lage und Anschrift.

U-Bahn-Haltestelle „Löwentorbrücke“: U6, U7, U15 Der Brücke hoch folgen und links in den Wartbergpark biegen. Dem Weg ca. 7 min folgen (Fußweg gesamt: ca. 10 – 15 min).  S-Bahn-Haltestelle „Nordbahnhof“: S4, S5, S6/S60 Das Gleis entlang und über die drei Brücken links in den Wartbergpark. Dem Weg ca. 7 min folgen (Fußweg gesamt: ca. 13 – 17 min).  U-Bahn-Haltestelle „Nordbahnhof“: U12 Zum Gleis der S-Bahn hoch gehen und komplett durchlaufen. Über die drei Brücken links in den Wartbergpark einbiegen und dem Weg ca. 7 min folgen (Fußweg gesamt: ca. 15 – 20 min).

Visits: 136