Hinter der Kulissen der Malerei


Wir lieben zwar die Lichter der Bühne und erfreuen uns des Schauspieles, aber nur eine Backstage-Führung kann uns das volle Bild des Theaterzaubers geben! Denn hinter den Kulissen begegnen wir die wundersamen Trickkisten der Schaukunst; die verborgene Apparatur, die Konstruktion, das Seilwerk, die Lichtwerfer, die Kostümzimmer, Schmikräume und die Garderobe …

Am vergangenen Wochenende im Kurs “Die Grundsprache der Malerei” dürften wir ähnliches sehen – Ulla hat uns einen Blick hinter den Kulissen ihrer Malerei erlaubt!


Fotos, Farbflecken, Formproben, Collage – Experimente und Entwürfe im Kleinformat – die bildnerische Erzählung gewinnt ihre erste Kontur!
Womit haben wir hier eigentlich zu tun, müsste sich die Künstlerin gefragt haben, als sie sich die Farbpracht auf der Fotografie – die sie in Havanna aufgenommen hat – anschaute … Die wolkige Farbstreifen sorgen für die Klarheit über die Farbe, denn das Foto ist nur eine Folie für eine tiefere Beschäftigung mit der geheimen Macht der Farben! …
Nun ist man so weit! Die ersten Puzzlestücke des neuen Bildes haben ihren Platz auf der Leinwand gefunden!
Die Vorbereitung; die Farbstudien und die Kompositionsentwürfe haben die komplexe Arbeit nun zum Spiel gemacht! Die Ausdauerkraft und Konzentration bei der Gestaltung sind längst Routine geworden …
Am Sonntag war das wunderschöne Gemälde fertig! Gratulation!

Eine neue Suche beginnt …!
… Und setzt sich spiellustig fort …!
Die Skizzen liegen beiseite – jetzt fängt die eigentliche, breitflächige Erzählung an!
Das Bild ist noch nicht fertig, aber die Farbstimmung und die Formkomposition sind festgelegt! Die Fortsetzung folgt nächste Woche im Workshop “Farbe-Fläche-Experiment” !!

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Tätowierung der Stadt


Heute möchte ich ein wirklich außerordentliches Projekt von Ursula Holzwarth vorstellen – einer Künstlerin, deren Entwicklung ich über mehrere Jahre begleiten durfte.


Vielen Atelierbesuchern – wie auch Bloglesern – ist Ullas Malerei bekannt. Auch ihre Leidenschaft für Kuba und kubanische Kultur dürften viele Atelierbesucher schon bemerkt haben. Was dem »gewöhnlichen« Betrachter ihrer Bilder bisher aber verborgen blieb, ist die Intensität, das Engagement und die Neugier, mit der sie ihr künstlerisches Werk vorantrieb.
Nicht nur, dass sie sehr oft nach Havanna geflogen ist und dort Inspiration für ihre Werke gesucht hat, sie tauchte dort tief in die identitätsstiftenden, dem herkömmlichen Kubabesucher unzugänglichen Kulturschichten der Gesellschaft ein! Sie lernte viele Bewohner Havannas kennen und befreundete sich mit ihnen. Darüber hinaus knüpfte sie Kontakte zu den bedeutenden einheimischen Malern und Dichtern und trat mit ihnen in eine künstlerisch sehr fruchtbare Beziehung ein, die ihr ganz neue Horizonte für ihre Kunst gab!
Ich musste immer wieder staunen: Denn ihre ersten, von zehn Jahren gemachten Schritte in die Welt der Malerei und Kunst konnten unmöglich erahnen lassen, was in dieser Künstlerin tatsächlich steckt!
Bald allerdings war ich Zeuge einer souveränen, poetischen Malerei, die ihre Farben wie leise gesungene Lieder aus einer längst versunkenen Welt behandelt und gleichzeitig voll mit Leben und Mitteilungslust zu beseelen weiß. Es schimmern in ihren Farbfeldern melancholische Formahnungen auf und es geistern kluge “Formirritationen” umher. Fotografien, die die gelernte Fotografin fast immer in ihre Bilder integriert, verschwinden beinahe im atmosphärischen Patina-Raum der unzähligen Farbschichten. Auf den Fotos: Häuserfassaden, Balkone, Zäune, Mauern, Schuppen und Holztore, die allesamt nur aus filigranen Farbschalen zu bestehen scheinen und nur von einer Schönheit zu erzählen wissen, die nirgendwo sonst zu finden ist, als in einer Welt, in der die Zeit ein sanfter, nachsichtiger Weggefährte des Zerfalls ist. Der bekannte kubanische Dichter Alex Fleites musste bei der Betrachtung ihrer Bilder verblüfft feststellen:

” Was kann mir dieser Andere noch sagen über die Stadt, in der ich seit ewigen Zeiten wohne, die ich aus ihrem pulsierenden Innern heraus gesehen, erlebt und berührt habe? Die ebenfalls rhetorische, aber deswegen nicht weniger zutreffende Antwort lautet: Alles. “


In einer wunderschönen Internetpräsentation mit dem Titel  “Tätowierung der Stadt”  wurden neulich die Arbeiten von  Ursula Holzwarth und Alex Fleites  gezeigt. Und zwar auf eine Art und Weise, die auch zeigen wollte, wie diese Künstler seit Jahren arbeiten: In wechselseitiger Befruchtung einer bildnerischen Poesie und einer dichterischen Bildschöpfung. Hier der Link dazu: https://habanainvisible.wordpress.com/


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Unser Sommerkurs Teil 2


Auch in der Malklasse unseres Sommerkurses gab es Künstler*inen, die in ihrer Arbeit nicht unterschiedlicher sein könnten. Was kann uns in einem Atelier mehr inspirieren?!
Else und Ulla sind ein gutes Beispiel dafür – beide sind herrlich in ihrer so unterschiedlichen Art, bildnerisch zu erzählen! Während Ulla ihre Leinwand Quadratzentimeter pro Quadratzentimeter bearbeitet und dabei immer neue Feinheiten der Farbe und immer neue Formahnungen herausarbeitet, schmiert Else schon nach ein paar Minuten ihr zweites Bild nieder. Beides großartig, beides ein Fest für Auge und Seele!! Hier ihre Werke aus unserem Sommerkurs:

Das noch unfertige Bild von Ulla – ein wundersames Sammelsurium der Farbräume und der Räumstimmungen! Das Werk nimmt den Betrachter sofort in seinen Bann und lädt zur detaillierten Forschung. (sehe unten) …

Dieses Bild von Else war in 5 Minuten fertig! Die Energie musste einfach raus. Eine unverfälschte Freude an Gestaltung, ein Tanz und ein freier Lauf für eruptive Kräfte des Geistes …!

Dieses Bild ist ebenso ruck-zuck entstanden – ein altes Lasur-Bild hat Else kurzerhand mit Struktur versehn.
Auch hier verschwand rasch ein altes Bild. Collage und Struktur haben eine Farbkomposition überdeckt …
Wieviele Bilder befinden sich schon unter diesem Action-Painting-Bild von Else? Schmieren, spritzen, pinseln – und erst dann aufhören, wenn die Energie eines kretiven Augenblicks verbrauch ist.

Diese Gegensätze können auch in einer “Personalunion” vorkommen. Zum Beispiel bei Jutta. Ihr zartes Landschaftsbild haben wir schon gezeigt, hier eine weitere Naturdarstellung (Detail) und ein Gegenpol dazu:

Anders als bei Else wurde hier eine Struktur schnell (teilweise) übermalt – eine fantastische Stimmung ist entstanden.

Und dann diese humorvolle Umkehrung um 180 Grad! Wunderbar!

Fortsetzung folgt …

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