Ein Yoga-Meister im Malatelier

Am vergangenen Donnerstag dürften wir in unserem Atelier einen besonderen Gast begrüßen – den Yoga-Meister Rudolf Fuchs!  Aber was hat ein Yogi in einem Malatelier zu suchen? Wollte er etwa mit uns malen?  Hier  die “Geschichte einer Begegnung” geschrieben von unserer Petra.

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Am Anfang war eine Reportage in der Stuttgarter Zeitung. Mich fesselte nicht so sehr der Text oder die Überschrift: „An der Schwelle zu Samnyasa“. Nein, das Foto! Dieser Kopf, Blick, die Ausstrahlung des 96-jährigen Mannes.
Und weil ich seit ein paar Monaten das Thema »Portrait« in den Mittelpunkt meiner Malübungen gestellt hatte, in der Stadtbahn Gesichter aus aller Welt anstarrte – und innerlich festzuhalten versuchte – bewahrte ich diese Seite der Zeitung auf. Ich nahm sie in meine Malstunde mit und irgendwann begann ich mit der Fotografie des Mannes, dessen Name Rudof Fuchs lautet, zu arbeiten. Die MitschülerInnen gaben mir fleißig Rückmeldungen und ich sah, wie mein Bild die Farben wechselte, die Linien veränderte und die Formen auf der Leinwand die Züge des Herrn Fuchs annahmen. Bald waren ich und die anderen, samt meinem Kunstlehrer, zufrieden.
Das Porträt (in Arbeit) … Der Blog-Beitrag dazu hier
Doch dann bekam ich Skrupel. Darfst du das Antlitz eines Menschen malen, den du nicht kennst? Kein Werk, kein Wort, keine Stimme?
So machte ich mich auf, ihn zu suchen. Auf digitalem Weg entstand ein erster Kontakt, dann ein stimmlicher per Telefon und schließlich das Erleben einer Yoga-Stunde bei dem Meister.
Ich näherte mich dem, was da in mir geschah, sachte. Und wieder bekam ich Skrupel. Kannst du nun in seine Schule gehen, sein Bild weiter malen und er weiß nichts davon? So schickte ich per Mail ein Foto meines Bildes an den Gemalten mit dem Angebot, es ihm zu »verehren«, wenn es sein Gefallen finden würde. So kam es zur Übergabe meines kleinen Werkes und zu weiteren Erfahrungen mit Yoga.
Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende! Mein anderer »Meister«, unser Kunstlehrer Željko wurde ebenso neugierig und sagte eines Tages: lade ihn doch zu uns ein! Es dauerte, bis ich den Mut dazu hatte. Und als es raus war, ging alles ganz schnell: Herr Fuchs zeigte Interesse und bat mich um Details. Schon der nächste Termin in unserem Atelier passte für alle Beteiligten und unser Gast saß mit seiner Begleiterin Beate im Foyer des Rothebühlbaus, wo ich ihn abholte.
Was dann geschah, berichtet unser Atelierhausmeister.

Ein Yoga-Meister in unserem Atelier … Wie ist er zu uns gekommen, berichtete Petra. Aber wie soll ich nun seinen Auftritt beschreiben?  Rudolf Fuchs ist ein energischer, auf das Wesentliche des Lebens bedachter Mensch. Er verliert keine Zeit mit Smaltalk oder gar mit viel Erklärung – er ist ein Geist, der im Einklang mit seiner Handlung lebt. Und er kam, um zu handeln! Nachdem wir am Anfang des Kurses unsere Bilder (in seiner Gegenwart) besprochen haben, legte er uns seine Ansichten über die heilende Wirkung von Yoga dar und schlug dann vor, dass wir zusammen eine kurze Meditation machen.
Für die meisten im Atelier war das der erste Versuch zu meditieren. Es ist gar nicht so leicht, 10 Minuten lang still zu sitzen und dabei dem »Denker« im Kopf nicht zu folgen. Doch, wenn der Körper ruhig wird, klärt sich auch der Geist allmählig … Und genau hier stellt sich eine Verbindung zur Kunst ein. Denn die Haupttechnik der Kunst ist die Fähigkeit, in der Stille des Geistes die Welt zu beobachten (und dann von ihr zu berichten).  In dieser Stille erreichen wir die Quelle der Inspiration viel leichter, unsere inneren Bilder werden konkreter, unsere Hand sicher. Kein Kunstwerk kann wirklich gelingen, wenn der Künstler mit seiner Arbeit nicht »verschmilzt« und nicht in der Lage ist, seinen Geist in der Beobachtung aufgehen zu lassen. Der Maler Paul Cézanne formuliert es ganz klar, beinahe buddhistisch:
»Ich denke an nichts, wenn ich male, ich sehe Farben.«
Der Besuch von Yoga-Meister Rudolf Fuchs hat uns viel Freude bereitet – und Neugier geweckt! Nachdem er gegangen war, blieb die Frage im Raum, ob wir es einmal schaffen werden, in unserem Atelier mithilfe der Malerei die stille Tiefe unseres Geister zu erspüren.

Mehr über Rudolf Fuchs uns seine Yoga-Schule erfahrt ihr hier!


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