Spielregeln des Zufalls


Zum Beginn des neuen Semesters möchte ich noch eine Sammlung wunderbarer bildnerischen Notizen vorstellen, die in unserem letzten Workshop zustande kam. Die Bilder stammen von Vera, die uns mit ihrer minimalistischen Gestaltung begeistert hat – ich hoffe, wir sehen uns im Atelier bald wieder.

Jedes Bild ist eine kleine, prägnante Anmerkung und zugleich ein kleines, vollständiges Universum, aus dem jedoch unzählige weitere bildnerische Erzählungen entstehen können. Auch hier gelten die paradoxen, weil strengen Spielregen des Zufalls: Achte auf das Verhältnis zwischen klein und groß, breche die Komposition mit ein paar Linien – und der Zufall wird dir ein treuer Freund sein!


 

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Eine Skizze ist eine Skizze ist eine Skizze ist …

Manchmal kommt man in einen regelrechten Sog des Gestaltungsspiels und kann es nicht lassen, immer wieder neue Sachen auszuprobieren! Es ist ein dynamischer Prozess einer bildnerischen Ideenentwicklung, der hauptsächlich dazu dient, zunächst die Klarheit über die eigene Absicht zu gewinnen. Hemmungen abbauen, “Risiken” eingehen, ausprobieren, spielen … Hier eine kleine Bildserie in Schichten von Korleone.


Nach ca. 20 Minuten stand schon der erste Entwurf …
Jetzt sind auch ein paar zeichnerische Elemente ausprobiert …
Kurz darauf – eine weitere Konkretisierung …
Die bildnerische Erzählung verdichtet sich und geht weiter …
Und dann – Raumbeschaffung für weitere Fortsetzungen …!

Nächste Woche geht es weiter …

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Wenn uns die Kunst nicht schlafen lässt …


Neulich bekam ich ein paar Arbeiten von Katja P. per Email zugeschickt. Eine ganz normale Sache für den Atelierhausmeister, aber dann sah ich, dass die Email inmitten der Nacht verschickt wurde! Später erzählte mir Katja, dass sie vor lauter Bildideen nicht schlafen konnte und einfach malen müsste!  Was kann einen Kunstlehrer mehr begeistern?! Hier die Bilder:


So fing es an, unter dem Mondlicht und – mit “Restewerwertung”
Das Spiel nimmt Fahrt an …
Die Bildidee wird immer konkreter …
Nun tanzen die Formen und blitzen die Farben auf – kein Wunder, dass man mit solchen Bildern im Kopf nicht schlafen kann 🙂
Ein Ausschnitt aus dem Arbeitsprozess – das Wesentliche des Bildes wird loziert und den Farben und Formen mehr “Luft” gegeben! Eine tolle Beobachtung!

Aber damit nicht genug – es folgten bald weitere Werke!


Ein altes Bild als Grundlage …
Hier kristalisiert sich nicht nur eine Bildidee – auch Formen haben etwas Kristalartiges …
Hier das Bild ohne Schatten – Katjas Frage war, ob sie die Schatten in das Bild einbauen soll? Wir schauen uns das Bild im Atelier noch einmal genau an …

Als feierliche Zugabe möchte ich noch ein paar wirklich geniale, mit kindlicher Verspielheit gezeichnete Werke von Katja, die sie in der Corona-Zeit gemacht hat, zeigen.


Die Landschaft im Kopf … oder der Kopf der Landscfat?
Diese Zeichnung könnte man “Florale Gedanken” nennen …
Auch hier ein lustiges spontanes Bild der lustigen Verwandlungen …
Die Farbe bringt Leben in die Formen, Es macht einfach Freude, solche “kindliche” Fantasie-Bilder zu betrachten …
Ein Skizzenblock, Filzstifte, Bleistift … zusammen 460 Gramm – und überall hat man Freude an der Kunst; am Beobachten, am Spielen, am Fantasieren …!
Hier geht aber was ab …! Was hat die Katja in der Kanne, dass sie so tanzt?
Eine (lustige), wunderbar gezeichnete Explosion der Formen …
Hört ihr es auch, die Musik des Zeichnens? … eine tolle Arbeit!!

Einfach wunderbar! Katja zeigt uns, dass wir ruhig ab und zu wieder Kinder sein dürfen … und dass der Kopf immer wieder entleert werden soll, sodass man doch ruhig schlafen kann! 🙂


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HomePainting No10

Für ihre Lust, Malexperimente zu machen, ist Barbara bekannt. Neulich erreichte mich eine Email von ihr mit wunderbaren spontanen Form- und Farbskizzen, die voll Spiellust und Gestaltungsfreude sind! Ihre Arbeitsweise eignet sich ausserdem sehr gut für die künstlerische Arbeit ohne Atelier. Schauen wir uns ihre Werke und ihre Arbeitsmethode an.

 
Schritt 1 – Alte Bildreste lose im Format verteilen …

Schritt 2 – “Ergänzungen” spielerisch zufügen und …

Schritt 3 – seine Geschichte immer mehr konkretisieren ….

… bis dich dein Bild anblick! 🙂

Wir haben diese Erfahrung sehr oft gemacht: man fängt mit einer mehr oder weniger zufälligen Form, Material und Farbe an und entwickelt langsam spontan und intuitiv eine bildnerische Erzählung. Dabei arbeitet man gleichzeitig mit mehreren Bildern und erweitert somit das Spielfeld für Fantasie und Experiment. Barbara hat hier ein kleines Format benutzt, was völlig ausreicht und die Arbeit mit Bildserie zu Hause wesentlich erleichtert.
Nun habt ihr keine Entschuldigung mehr, zu Hause nicht künstlerisch tätig zu sein! 🙂
 

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Die Kunst des Kunstmachens


Julia als Serien-Junkie
Ein Beitrag von Julia L.


Ich liebe meine dicke Rolle Flies-Tapete! Seit ich sie besitze, bin ich völlig frei vom Druck ein Endziel zu erreichen. Seither gehe ich in Serie mit allem was ich male. Zum einen, weil mir nie so recht etwas einfallen will, das sich als Einzel-Bild zu verwirklichen lohnt und zum anderen, weil Željko sagt, das sei gut für uns – und er hat, wie immer, recht damit!



Schon im Sommerkurs habe ich es nicht über den Baum am Eingang der Ökostation hinaus geschafft. Ich habe ihn Stück für Stück erobert und zerlegt und wieder neu zusammengebaut. Zunächst mit Bleistift-Skizzen, dann in schwarz-weiß, um das Formgebende Hell-Dunkel zu verstehen und langsam dann in Farbe. Schritt für Schritt ist mir das Prinzip „Baum“ klarer geworden. Und je klarer es war, desto gröber, lockerer, einfacher konnte ich den Baum darstellen wie ich es wollte. Ich war überglücklich – auch wenn ich am Ende der Maltage wieder kein Oeuvre sondern ausschließlich gerollte Skizzen-Tapeten mit heim genommen habe.






Im nächsten Workshop vor ein paar Wochen hat Željko eine neue Technik gezeigt – die Monotypie. Diesmal teilte ich meine Tapete in einzelne Bereiche auf, um einen Druck neben den anderen zu setzen – fest entschlossen wieder ein Serienerlebnis zu wagen.


Erst nach dem neunten Druck war das Druckergebnis von mir steuerbar, natürlich noch mit reichlich Zufall gespickt, was ja eben den Reiz der Monotypie ausmacht, aber schon gelenkt mit beabsichtigten Effekten.

Auf einer Transparentfolie wird eine Form aus der Vorlage abgebildet (“kopiert”) …
… dann legt man die Folie auf die entsprechende Fläche auf dem Bild …,
… druckt ein wenig und die Form ist als Monotypie, bzw. Druckgrafik auf dem Bild!
Die “Druckfehler” sind hier durchaus gewollt – es ist ein Spiel mit der Ungenauigkeit und Zufall, das eine Form erfrischt und die Arbeit inspiriert.
Wenn ich so hypnotisch in Serie gehe, kann ich gar nicht schnell genug arbeiten, um den spannenden Weg und die Entwicklung im Arbeiten zu erleben, zwei Tage reichen bei weitem nicht aus! Bei nächster Gelegenheit habe ich das neu entdeckte Druckverfahren genutzt, um Körper in Serie über meine Tapete tanzen zu lassen. Die Bewegungen der Figuren füllen sich eben durch den gesteuerten Fehler mit Leben – aufgeschwemmte Farbkleckse formen einen runden Po – ausgedünnte schwache Drucklinien deuten schnelle Bewegung an – hier ist das Ende der Experimente nicht in Sicht und trotzdem schaue ich das Ergebnis schon gerne an.


Obwohl als eine “Hilfstechnik” gedacht – die Formexperimente öffnen viel Spielraum für bildnerische Erzählungen …!


Was passiert beim Serien-Malen? Der Lerneffekt ist unvermeidbar!
Wer sich in Serie begibt erfährt den lang gespannten Bogen zwischen Loslassen, Zulassen, Zuschauen, Aufgeben, Entdecken, Zügeln, Aneignen. Ein anstrengender aber zugleich faszinierender Vorgang. Dabei entsteht ein Dialog mit sich selbst: Handeln und Erleben, Vorschlag und Antwort, Wirken und Betrachten – in immer wiederkehrenden Zyklen. Durch diesen Prozess schält sich das Wesentliche heraus. Das Handwerkliche rutscht in die Selbstverständlichkeit und macht dem Bildnerischen Platz. Die eigene Gestaltungsidee wird immer klarer und am Ende vielleicht so einfach, dass mit wenigen Strichen das von Željko oft ausgerufene „ein Meisterwerk!“ gelingt – so jedenfalls meine Hoffnung.






Noch habe ich den Schritt von der Skizze zum Bild nicht gewagt – ich verharre einfach allzu gerne in diesem freien, ambivalenten und fordernden Schwebezustand der Serien. Meine Tapeten-Rolle ist dick genug um weiter zu machen, und weiter und nochmal und immer wieder weiter …

 

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Uli – unbeschwert kreativ!

Wow!” – das war meine spontane Reaktion als mir neulich Uli ihre Bilder, die sie seit unserer letzten Begegnung zu Hause gemalt hat, gezeigt hat.  Wie schon berichtet (hier), wollte sie einmal ihre mitgebrachte Werke im Kurs kurzerhand “übermalen”.  Der Hauptgrund für diese drastische Maßnahme war der, wie so oft, Platzknappheit. Aber angesichts der Qualität der Werke, kann zu einem solchen Entschluss nur ein freier und unbeschwerter – das heißt selbstsicherer! – Künstler-Geist kommen. Uli ist beim Malen stets entspannt, humorvoll und jederzeit bereit, im Arbeitsprozess Experimente zu machen oder spontan Richtung einer bildnerischen Erzählung zu ändern. … Die folgenden Arbeiten bekam ich neulich per E-Mail zugeschickt.

Noch kann man erahnen, wie das Bild angefangen wurde. Aus abstrakten Formen ist eine Figur entstanden … Trägt sie eine Maske,  oder einen Helm, kommt sie von einer Bühne oder verwundet aus einer Schlacht …?
Ein Motiv, zwei Varianten … Wer ist das Mädchen auf dem Bild, was versteckt sie vor uns, was heißen die Buchstaben im Hintergrund? … Wird daraus eine Bildserie?
“Der rote Kopf auf grauem Hintergrund” – der Titel erklärt alles!
Figuren im blauen Raum – was geht hier los? Ein Streit, eine Verhandlung? Die weibliche Figur ist aktiv, sie ist voll Leben … ihr Gesprächspartner dagegen ist bloß eine Skizze … Was hat sie soeben gesagt, dass der dicke Mann sie so böse anschaut …?
Licht aus …und dann – hoppla! – aus dem Nichts ist ein gepudertes Frauengesicht aufgetaucht! Was will es uns sagen?
Diese wunderbare Skizze hat eine klare Botschaft: unter einem Schirm lässt sich doch nicht alles bringen.

Uli Steven und ich kennen uns schon seit “einer Ewigkeit” …

 

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