Tätowierung der Stadt


Heute möchte ich ein wirklich außerordentliches Projekt von Ursula Holzwarth vorstellen – einer Künstlerin, deren Entwicklung ich über mehrere Jahre begleiten durfte.


Vielen Atelierbesuchern – wie auch Bloglesern – ist Ullas Malerei bekannt. Auch ihre Leidenschaft für Kuba und kubanische Kultur dürften viele Atelierbesucher schon bemerkt haben. Was dem »gewöhnlichen« Betrachter ihrer Bilder bisher aber verborgen blieb, ist die Intensität, das Engagement und die Neugier, mit der sie ihr künstlerisches Werk vorantrieb.
Nicht nur, dass sie sehr oft nach Havanna geflogen ist und dort Inspiration für ihre Werke gesucht hat, sie tauchte dort tief in die identitätsstiftenden, dem herkömmlichen Kubabesucher unzugänglichen Kulturschichten der Gesellschaft ein! Sie lernte viele Bewohner Havannas kennen und befreundete sich mit ihnen. Darüber hinaus knüpfte sie Kontakte zu den bedeutenden einheimischen Malern und Dichtern und trat mit ihnen in eine künstlerisch sehr fruchtbare Beziehung ein, die ihr ganz neue Horizonte für ihre Kunst gab!
Ich musste immer wieder staunen: Denn ihre ersten, von zehn Jahren gemachten Schritte in die Welt der Malerei und Kunst konnten unmöglich erahnen lassen, was in dieser Künstlerin tatsächlich steckt!
Bald allerdings war ich Zeuge einer souveränen, poetischen Malerei, die ihre Farben wie leise gesungene Lieder aus einer längst versunkenen Welt behandelt und gleichzeitig voll mit Leben und Mitteilungslust zu beseelen weiß. Es schimmern in ihren Farbfeldern melancholische Formahnungen auf und es geistern kluge “Formirritationen” umher. Fotografien, die die gelernte Fotografin fast immer in ihre Bilder integriert, verschwinden beinahe im atmosphärischen Patina-Raum der unzähligen Farbschichten. Auf den Fotos: Häuserfassaden, Balkone, Zäune, Mauern, Schuppen und Holztore, die allesamt nur aus filigranen Farbschalen zu bestehen scheinen und nur von einer Schönheit zu erzählen wissen, die nirgendwo sonst zu finden ist, als in einer Welt, in der die Zeit ein sanfter, nachsichtiger Weggefährte des Zerfalls ist. Der bekannte kubanische Dichter Alex Fleites musste bei der Betrachtung ihrer Bilder verblüfft feststellen:

” Was kann mir dieser Andere noch sagen über die Stadt, in der ich seit ewigen Zeiten wohne, die ich aus ihrem pulsierenden Innern heraus gesehen, erlebt und berührt habe? Die ebenfalls rhetorische, aber deswegen nicht weniger zutreffende Antwort lautet: Alles. “


In einer wunderschönen Internetpräsentation mit dem Titel  “Tätowierung der Stadt”  wurden neulich die Arbeiten von  Ursula Holzwarth und Alex Fleites  gezeigt. Und zwar auf eine Art und Weise, die auch zeigen wollte, wie diese Künstler seit Jahren arbeiten: In wechselseitiger Befruchtung einer bildnerischen Poesie und einer dichterischen Bildschöpfung. Hier der Link dazu: https://habanainvisible.wordpress.com/


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