besuch im bauhaus weimar 6.4.2019
zwei frauen auf der suche nach den bauhaus frauen. die eine ist aus berlin, die andere aus stuttgart.
ein bericht von Petra B.
da steht sie, die junge begleiterin durch das heutige areal der bauhausuniversität. sie ist fachkundig und kennt die geschichte des hauses. man merkt, sie fühlt sich hier zu hause. studentin oder dozentin. gerade erklärt sie uns die berühmte treppe: an den wänden von oskar schlemmer bemalt, von henry van der velde entworfen. der mittelpfeiler aus stahl ist nach konstruktivistischer art sichtbar. die schlemmer-figuren schweben und fallen. (s. fotos!)
hier hat alles angefangen. in der ehemaligen kunstgewerbeschule von henry van der velde ist nun, 1919, walter gropius direktor. er hat den namen „bauhaus“ erfunden, aber nicht das konzept. dieses ist der mittelalterlichen dombauhütte entliehen. alle gewerke sind unter einem dach. von architektur bis weberei. der erste meister ist lyonel feininger, der kubistische zeichner von kirchen. er illustriert das „bauhausmanifest“.
gropius läd alle interessierten ein: „als lehrling aufgenommen wird jede unbescholtene person ohne rücksicht auf alter und geschlecht, deren begabung und vorbildung vom meisterrat als ausreichen erachetet wird.“ für das erste semester schrieben sich 84 weibliche und 79 männliche studierende am bauhaus ein. das sollte sich bald ändern. die hürden für frauen wurden höher und nach dem vorkurs mussten die frauen in die weberei. die übrigen neun werkstätten (architektur, töpferei, tischlerei, fotographie, malerei, bühnenbildnerei, metallwerkstat …) blieben den allermeisten verschlossen.
ausnahmen sind: marianne Brandt (siehe teekanne u.a.). lilly reich entwarf möbel (s. stahlrohrsessel u.a.). dörte helm stellte u.a. drucke für einladungen her. Lucie Moholy hinterliess ein fotographisches werk, z.b. alle frauenportraits vom bauhaus. alma siedhoff-buscher (s. vitrinenfoto) erfand holzklötze für kinder in den drei grundfarben bemalt, entwarf möbel für das kinderzimmer des musterhauses „haus am horn“. anni albers floh nach 1933 in die usa, weil sie jüdin war, und setzte dort ihren weg als webkünstlerin fort. gunta stölzl wurde die erste und einzige meisterin für die webwerkstatt. in dessau heiratete sie arieh sharon und wird 1931 aus ihrer position mit antisemitischen kräften gemobbt.
im triadischen theater von o. schlemmer sehen wir frauen und männer tanzen. gertrud grunow verbindet als musikpädagogin ton, farbe und form zur praktischen harmonisierungslehre. warum wurde im neu konzipierten museum die chance verpasst, den bauhaus frauen einen eigenen raum zu geben?
der synästhetiker wassily kandinsky unter den meistern ordnet das quadrat der farbe rot, das dreieck dem gelb, den kreis oder die kugel dem blau zu! (s. fotos, z. b. wiege, treppenwandbild …)
was wir nirgends im neueröffnten bauhaus museum fanden: ein hinweis auf den bauhausschüler fritz ertl, der architekt der baracken von auschwitz wurde.
allerdings ist der weg vom bahnhof zum museum von einer reihe großer portraitfotos gesäumt, die an überlebende des kz buchenwald erinnern. dieser ort war „vor der tür“ weimars und ist heute gedenkstätte. architektonisch präsent ist die nazi-geschichte der stadt durch die massigen nazibauten, die das neue gebäude des bauhaus museums heute flankieren. man streitet sich darüber, ob dies ein gelungener kontrast ist oder nicht. innen finden wir (nach 2 stunden kurzweiligem anstehen bei sonne und jazz openair) eine sich auf drei stockwerken verteilende ausstellung wunderbarer exponate (s. fotos). wir vermissen öfters den hinweis auf die künstlerinnen und fotos von ihnen sind nicht mit namen versehen. wer kennt schon das gesicht von margarete heymann-loebenstein-marks? ihr schönes bild mit krawatte (s. unten) hängt exponiert.
am nachmittag zieht sich ein umzug bunt und laut mit vielen bauhaussymbolen durch das stadtzentrum. das macht gute laune und bringt ins hier und jetzt eines jungen weimar, voller engagierter kreativer künstler-innen!
Hier noch die weiterführende Literatur zum Thema:
Ulrike Müller: bauhaus frauen, München 2019
Jean Louis Cohen: Architecture in Uniform, Editionm Hazan, 2012
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